: Werden deutsche E-Autos vom Markt verdrängt?

von Manfred Kessler
06.02.2024 | 14:31 Uhr
Der VDA erwartet, dass 2024 in Deutschland 14 Prozent weniger Elektroautos verkauft werden. Bald könnten sogar chinesische Handy-Hersteller mit deutschen Autobauern konkurrieren.
Deutsche Elektroautos bekommen starke Konkurrenz aus China.Quelle: dpa
Es wird erwartet, dass dieses Jahr in Deutschland 14 Prozent weniger rein batterieelektrische Fahrzeuge zugelassen werden. Grund hierfür ist hauptsächlich der plötzlich weggefallene Umweltbonus und die gesamtwirtschaftliche Schwäche.
Trotzdem werden die deutschen Autobauer zumindest dieses Jahr nicht unglücklich sein. Der Chefvolkswirt des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Manuel Kallweit, prognostiziert gar eine Steigerung bei der inländischen Produktion reiner Elektroautos. Wie passt das zusammen?

Großteil deutscher Elektroautos geht ins Ausland

Die meisten deutschen E-Autos werden ins Ausland exportiert. Hier erwarte man für 2024 eine Exportquote von 78 Prozent.

Während sich in Deutschland immer weniger ein E-Auto leisten können, soll in Frankreich Sozial-Leasing auch Geringverdienern den Kauf ermöglichen.

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Das heißt: Mehr als Dreiviertel der deutschen Elektroauto-Produktion wird ins Ausland gehen, nach Großbritannien, USA, China, Frankreich, Italien, Spanien und Südkorea.

Deutsche Automobilhersteller mit großen E-Auto-Rabatten

Doch wie entwickelt sich der deutsche Automobilbau bei der E-Mobilität weiter? Die Automobilhersteller sind im offenen Preiskampf und überbieten sich derzeit mit Rabatten. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automobile Research Bochum sieht China beim E-Auto auch in Europa auf dem Vormarsch. In China seien 2023 sieben Millionen Elektrofahrzeuge produziert worden.
Die Chinesen und auch der amerikanische E-Auto-Hersteller Tesla werden den Deutschen große Probleme bereiten, weil diese verstärkt Skaleneffekte nutzen können.
Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte
Skaleneffekte beschreiben finanzielle Vorteile, die ein Unternehmen durch sinkende Kosten pro hergestelltem Produkt hat. Dies wird in der Regel durch eine Erhöhung der Produktion erreicht.
Vor allem durch die gebrochenen Versprechen der Politik hinke die deutsche Automobilindustrie bei den Skaleneffekten deutlich hinterher, meint Automobilexperte Dudenhöffer.

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Zusätzliche Probleme sieht er, wenn in den USA Donald Trump zum Präsidenten gewählt wird. Dieser werde in den Vereinigten Staaten die Unterstützung für Elektroautos drastisch zusammenstreichen.

Mögliche Auswirkungen der US-Wahl auf E-Auto-Weltmarkt

Für Elon Musk sei dies dann schwierig, denn er sitze dann in den USA auf hohen Produktionskapazitäten und werde gezwungen sein, einen Teil davon nach Europa zu lenken.
Zu den Importen aus China kommen dann voll beladene Schiffe mit Tesla-Elektroautos nach Europa.
Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte
Das alles werde den Preiskampf beim E-Auto verstärken. Die deutschen Automobilhersteller wie VW, Audi oder BMW würden daher künftig verstärkt Elektroautos in China produzieren. Das Reich der Mitte werde für sie zur zweiten Heimat.

Verkaufen Huawei und Xiaomi bald E-Autos?

Die wahre Auto-Revolution steht aber nach Dudenhöffers Ansicht noch bevor. Da sei Tesla nur ein kleiner Vorgeschmack gewesen. Tech-Unternehmen wie Huawei oder der drittgrößte Smartphone-Hersteller Xiaomi drängten ins Autogeschäft.
Sie lieferten die Software-Betriebssysteme, die das Auto zum Hightec-Fahrzeug machten - mit einem echten Autopiloten, intelligentem Cockpit und Sprachsteuerung für alle erdenklichen Funktionen im Auto. Diese böten dann auch Informationen und Unterhaltung in neuen Dimensionen.

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Er sei mit einem Huawei-Modell durch Peking gefahren, das mit reiner Sprachsteuerung gelenkt wurde, erzählt Automobilexperte Dudenhöffer.
Es sieht ganz so aus, als fände bald die größte Transformation der Autobranche statt.
Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte
Ein Großteil der heutigen Autokonzerne werde dann lediglich nur noch Zulieferer für die Tech-Giganten sein. Dudenhöffer: "Das intelligente Auto hat in China eine Heimat".

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