: Größter Frischfischhafen: Flughafen Frankfurt

von Laura Hohmann
15.10.2023 | 07:40 Uhr
Der größte Teil der Fische, die in Deutschland gegessen werden, wird importiert. Der meiste Frischfisch landet aber nicht in den Hochseehäfen an, sondern am Frankfurter Flughafen.
Fischtheke in einem Supermarkt, SymbolbildQuelle: imago images/Panthermedia
Thunfisch aus Sri Lanka, Schwertfisch von den Malediven oder Red Snapper aus den Tropen. All diese Fische landen tagtäglich auf dem Seziertisch von Amtstierärztin Dr. Sabine Kehm. Ihr Arbeitsplatz ist das Labor der Tierärztlichen Grenzkontrollstelle Hessen am Frankfurter Flughafen. Hier kontrollieren sie und ihr Team die ankommenden Fischwaren.
Damit haben sie einiges zu tun, denn am Frankfurter Flughafen wird mehr frischer Fisch umgeschlagen als in allen deutschen Hochseehäfen zusammen: Jährlich landen rund 24.000 Tonnen frischer Fisch im Perishable Center, dem Frischezentrum am Flughafen.
Die Fische kommen aus der ganzen Welt, zum Beispiel aus Sri Lanka, den Malediven, Japan oder Indonesien. Viele der Fische wurden erst am Vortag gefangen und dann viele Kilometer um die Welt geflogen.

Frischer Fisch aus dem Flieger

Erlaubt sind nur Fische aus Ländern, die von der EU für den Fischimport zugelassen sind. Die Mitarbeiter der Tierärztlichen Grenzkontrollstelle Hessen überprüfen deswegen die Dokumente, Gesundheitszeugnisse und Etikettierung aller importierten Fische.
Rund 15 Prozent der Wildfische werden zudem stichprobenartig untersucht. Schließlich soll vermieden werden, dass der Speisefisch aus fernen Ländern ein Gesundheitsrisiko und gegebenenfalls sogar giftig sein könnte. Dr. Sabine Kehm filetiert die Fische und untersucht sie auf Rückstände von Quecksilber, Arzneimitteln und Parasiten. Der Großteil der kontrollierten Fische ist jedoch unbedenklich:
Tatsächlich ist es so, dass wir unter ein Prozent Beanstandungen im Jahr bei der Warenuntersuchung haben. Das liegt einfach daran, dass die Luftfracht ein sehr, sehr teurer Transportweg ist und jeder der Beteiligten von der Wirtschaftsseite ein großes Interesse daran hat, dass es keine Beanstandung gibt.
Dr. Sabine Kehm, Tierärztliche Grenzkontrollstelle Hessen

Fisch-Importnation Deutschland

Der deutsche Markt ist von den Fischimporten wie hier am Frankfurter Flughafen abhängig: Rund 88 Prozent aller Fische, die in Deutschland gegessen werden, stammen laut Fisch-Informationszentrum (FIZ) aus dem Ausland. Fisch ist mittlerweile ein globalisiertes Gut, viele Fische werden um die halbe Welt transportiert, bevor sie bei uns auf dem Teller landen.
Das verursacht hohe CO2-Emissionen, zudem sind rund 35 Prozent der weltweiten Fischbestände laut der UN-Ernährungsorganisation (FAO) bereits überfischt. Die Fischerei-Expertin Catherine Zucco vom WWF rät deswegen dazu, beim Fischkauf darauf zu achten, dass der Fisch aus einem nicht überfischten Bestand komme. Fischratgeber, zum Beispiel vom WWF oder der Verbraucherzentrale, geben Empfehlungen, welche Fischarten man aus Umweltsicht am besten kaufen kann.
Amtstierärztin Kehm hat für sich persönlich entschieden, weniger, aber dafür hochwertigen Fisch zu kaufen:
Ich persönlich esse sehr gerne Fisch, aber halt wenig, weil ich saisonal und regional grundsätzlich bevorzuge. Aber letztendlich muss das jeder für sich entscheiden, was er gerne auf dem Tisch haben möchte, und das vielfältige Angebot wird mittlerweile einfach auch erwartet vom Verbraucher.
Dr. Sabine Kehm, Tierärztliche Grenzkontrollstelle Hessen

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