: Zweimal Geld von zwei Bietern?

05.02.2023 | 01:23 Uhr
Der insolvente Flughafen Hahn überrascht direkt mit einem zweiten Bieter, der ebenfalls schon die Kaufverträge abgeschlossen haben soll. Der Insolvenzverwalter erklärt.
Zwei Firmen wollen den Flughafen Frankfurt-Hahn kaufen. (Archivbild)Quelle: Andreas Arnold/dpa
Im Verkaufspoker um den insolventen Hunsrück-Flughafen Hahn ist überraschend neben der Nürburgring-Besitzgesellschaft ein weiterer Bieter aufgetaucht. Auch dieser Interessent, ein Mainzer Immobilieninvestor namens Firmengruppe Richter, hat nach eigenen Angaben vom Samstag über eine Tochterfirma bereits einen notariellen Kaufvertrag unterschrieben und eine Kaufsumme auf ein sogenanntes Anderkonto überwiesen.
Hahns Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner sichert sich damit nach dpa-Informationen eine weitere Option, falls das Bundeswirtschaftsministerium der Nürburgring-Besitzgesellschaft NR Holding um den Russen Viktor Charitonin gemäß dem Außenwirtschaftsgesetz kein grünes Licht gibt.

Insolvenzverwalter bestätigt parallele Kaufverträge

Plathner teilte mit Blick auf die Firmengruppe Richter mit, es sei auch ein zweiter Kaufvertrag verhandelt und notariell beurkundet worden "für den Fall, dass im ersten Vertrag gesetzte Bedingungen nicht eintreten". Die parallelen Kaufverträge mit den beiden voneinander unabhängigen Investoren stünden noch unter Bedingungen, "so dass letztlich nur ein Kaufvertrag vollzogen wird".
Über das weitere Vorgehen werde bei besonderen Gläubigerversammlungen mehrerer Hahn-Schwestergesellschaften am kommenden Dienstag vor dem Insolvenzgericht Bad Kreuznach entschieden.
Die weiteren Entwicklungen im Prozess sind offen.
Jan Markus Plathner, Insolvenzverwalter

Russisches Pharma-Unternehmen kaufte Anteile

Der einstige Investor mit dem höchsten Kaufangebot im ursprünglichen Hahn-Bieterverfahren, die Frankfurter Swift Conjoy GmbH, zahlte nach dpa-Informationen nie den vereinbarten Kaufpreis. Auf mehrere dpa-Anfragen hat das Unternehmen nicht reagiert. Plathner bestätigte, dieser Verkauf "wurde von Swift Conjoy nicht vollzogen".
Nach dem Ausfall der einst meistbietenden Swift Conjoy ist inzwischen der Bieter mit dem seinerzeit zweithöchsten Angebot, die NR Holding um den russischer Pharma-Unternehmer Charitonin, mit Kaufvertrag und rund 20 Millionen Euro beim Airport Hahn eingestiegen. Charitonin findet sich auf keiner EU-Sanktionsliste für Russland, das einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt.
Die NR Holding bestätigte:
Ja, wir haben einen Vertrag geschlossen. Dieser steht jedoch unter verschiedenen aufschiebenden Bedingungen.
NR Holding

Verwirrung um Angebote

Das dritthöchste Angebot im ursprünglichen Hahn-Bieterverfahren kam nach dpa-Informationen von der Firmengruppe Richter. Das Unternehmen teilte der dpa am Samstag mit, es habe eigens eine bestehende Tochtergesellschaft in Flughafen Frankfurt Hahn Betriebs GmbH umbenannt, die als Käuferin des Airports auftrete.
Ihre Geschäftsführerin Julia Richter sagte der dpa mit Blick auf die dpa-Berichte über den Einstieg eines Russen am Hahn:
Das hat sich jetzt alles überschlagen.
Julia Richter, Geschäftsführerin der Firmengruppe Richter
Ihre Firmengruppe habe zuvor nicht gewusst, dass die NR Holding ebenfalls einen Kaufvertrag unterschrieben und gezahlt habe. Manche ihrer Mitarbeiter hätten bei den Berichten über den Einstieg der NR Holding beim Hahn zuerst irrtümlich an ein Joint Venture mit dem Russen Charitonin gedacht.

Attraktiv wegen Nachtfluggenehmigung

Der eher abgelegene Flughafen Hahn ist ein ehemaliger US-Militär-Airport mit wechselvoller Geschichte. Der einzige größere Flughafen in Rheinland-Pfalz besitzt keinen Bahnanschluss, aber eine seltene und begehrte Nachtfluggenehmigung.
Quelle: dpa

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