: Forscher erwarten weiter hohe Energiepreise

von Mischa Ehrhardt
14.12.2022 | 16:48 Uhr
In der Prognose für 2023 gehen die Forscher des Ifo-Instituts von einer leichten Rezession aus. Sie rechnen mit Konsumrückgang und weiter hohen Energiepreisen.
Wie entwickelt sich die wirtschaftliche Lage 2023?Quelle: dpa
Positive Nachrichten aus München: Die erwartete Winter-Rezession werde milder ausfallen als bislang angenommen, meinen die Forscherinnen und Forscher des Ifo-Instituts. Das Institut sagt für das kommende Jahr nur noch einen konjunkturellen Mini-Rückgang von 0,1 Prozent voraus.
Da Prognosen meist nicht genau eintreten, lässt sich vor diesem Hintergrund also auch davon sprechen, dass die Wirtschaft nach diesen Berechnungen stabil bleibt:
In den beiden Quartalen des Winterhalbjahres 2022/23 schrumpft das Bruttoinlandsprodukt zwar, aber danach geht es wieder aufwärts.
Timo Wollmershäuser, Ifo-Konjunkturchef

Konsum leidet unter Reallohnverlusten

Etwas Entspannung sehen die Wirtschaftsforscher auch bei der Inflation kommen. Im kommenden Jahr dürften die Verbraucherpreise demnach noch um 6,4 Prozent zulegen - ebenfalls weniger, als man vorher befürchtet hatte. Zu Buche schlägt hier die Gas- und Strompreisbremse. Die war in der Herbstprognose noch nicht berücksichtigt worden.
Allerdings werden die Preise vor allem in den nächsten Monaten noch hoch bleiben. Und das führt zu spürbaren Reallohnverlusten bei den meisten Menschen hierzulande. Deswegen sinken Konsum und Konsumbereitschaft der Haushalte.

Hilfspakete des Staates bremsen nur zum Teil die Inflation

Der Konsum wirkte noch in der ersten Jahreshälfte konjunkturstützend. Das lag auch an der Nachwirkung der Überbrückungsmaßnahmen und Hilfspakete während der Corona-Pandemie.
Mit weiteren Hilfspaketen wie der Energiepreisbremse stemmen sich Bund und Länder zwar auch gegen die jetzige Krise. Allerdings federn diese Hilfen nicht die ganze Wucht der hohen Inflation und Energiekosten ab.

Das Weihnachtsgeschäft hat vor dem zweiten Advent Schwung bekommen, liegt aber dennoch unter den Erwartungen, so der Handelsverband Deutschland.

14.12.2022 | 01:45 min
Einkommensschwache Haushalte sind es bereits, oder sie geraten an ihre Grenzen. Also müssen sie auf Konsum verzichten, was die Wirtschaft bremst.

Hohe Preise lasten auf Unternehmen wie Verbrauchern

Etwas pessimistischer deutet daher das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) die konjunkturellen Zeichen der Zeit. "Deutschland in der Rezession" lautet die Überschrift der aktuellen Konjunkturprognose aus Köln, ebenfalls am Mittwoch veröffentlicht. Die hohen Preise, eine drohende Gasmangellage und die Folgen des Ukraine-Krieges lasteten auf Unternehmen wie Verbrauchern.
Wie schwer die Krise noch ausfallen wird, hänge vor allem von der weiteren Entwicklung der Energiekrise ab. Über allem schwebten zudem geopolitische Gefahren durch den Krieg Russlands in der Ukraine. Schon jetzt sei klar, dass die hiesige Volkswirtschaft mit gewaltigen Wohlstandsverlusten konfrontiert sei:
Im kommenden Jahr wird es leider kaum besser. Wir werden uns wohl oder übel an horrende Energiepreise gewöhnen müssen.
Michael Hüther, IW-Chef

Sinkende Erwartungen der Bauwirtschaft

Der Gegenwind jedenfalls kommt mittlerweile neben dem Konsum auch aus Bereichen, die bislang konjunkturstützend gewirkt hatten. So brechen etwa im Bausektor Aufträge weg, geplante Projekte werden storniert.
Laut Umfragen des Ifo-Instituts sind die Geschäftserwartungen der Unternehmen in der Branche auf den tiefsten Stand seit Beginn der Befragungen vor über drei Jahrzehnten gefallen.

"Das nächste Jahr wird schwierig"

In dieses Bild fügt sich die Analyse von Creditreform, die zum ersten Mal seit dem Jahr 2009 einen Anstieg von Insolvenzen feststellt.
Die anhaltende Inflation, die steigenden Zinsen und Energiekosten sowie eine zunehmend verschärfte Wettbewerbssituation gehen vielen Unternehmen an die Substanz.
Patrik Ludwig Hantzsch, Leiter Bereich Wirtschaftsforschung, Creditreform
"Mit Blick auf die Konjunktur wird das nächste Jahr schwierig", sagt auch die Chefökonomin der staatlichen KfW-Bankengruppe, Fritzi Köhler-Geib gegenüber ZDFheute.de.
Erst kürzlich haben die KfW-Volkswirtinnen ihre Prognose heruntergesetzt und gehen von einem Rückgang der Wirtschaftsaktivität von einem Prozent im kommenden Jahr aus. Sie begründen das damit, dass wegen der Unsicherheit und Probleme Unternehmen mit Investitionen zurückhalten agieren werden.

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