: Preise fallen: War's das mit der Teuerung?

von Frank Bethmann
24.09.2023 | 04:27 Uhr
In Deutschland fallen die Herstellerpreise, im Laden merkt man das aber bislang kaum. Das soll sich demnächst ändern. In 2024 könnte nach "billig" aber wieder "teuer" kommen.
Experten hoffen, dass die fallenden Preise auch beim Verbraucher ankommen.Quelle: dpa
Die Produzenten gewerblicher Produkte - vom Stahl über Benzin bis hin zu Holz und landwirtschaftlichen Produkten - verlangten im August durchschnittlich 12,6 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor.
Vom stärksten Rückgang gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949 ist die Rede. Da hört man hin und hofft, dass künftig auch die Verbraucher davon etwas im Portemonnaie spüren werden.

Luft aus den Preisen wieder raus?

"Das sei schon ein guter Vorbote", sagt ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski, "wenngleich die Entwicklung nicht unerwartet kam". Im vergangenen Jahr waren die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, zeitweise mit einer Rekordrate von über 45 Prozent gestiegen.

Können Verbraucher mit Preissenkungen im gesamten Lebensmittelbereich rechnen? Börsenexperte Frank Bethmann mit einer Einschätzung.

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Hauptgrund der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der vieles verteuerte. Nach zwölf Monaten nun aber "verjährt" dieses Sonderereignis. Statistiker sprechen dabei vom Basiseffekt. Danach - nach diesem Basiseffekt - sind insbesondere die Energiepreise aber auch die Lebensmittelpreise nicht noch weiter gestiegen, die Entwicklung hat sich beruhigt.
"Die Luft aus den teils heftig aufgeblähten Preisen ist wieder etwas raus; das heißt aber nicht annähernd, dass die Preise bereits wieder dort wären, wo sie vor Beginn des Krieges waren", ordnet Brzeski ein.

Weitere Preisnachlässe möglich

Dennoch ist der Ökonom vorsichtig optimistisch. Die Preise auf Hersteller-Ebene sind deutlich gesunken, gleichzeitig werden die Auftragsbücher in der Industrie dünner. Nach den Preisaufschlägen in der Vergangenheit werden die Hersteller nun weitere Nachlässe geben, ist sich Brzeski sicher:
Auch wenn wir wissen, dass häufig sinkende Kosten nicht so schnell weitergegeben werden, wie steigende, die Verbraucherpreise werden in absehbarer Zeit fallen.
Carsten Brzeski, ING-Chefvolkswirt
"Bei Nahrungsmitteln sehen wir das bereits", so Brzeski.

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Brzeski: Inflation mit 4 vor Komma noch 2023 möglich

Auch in der Gastronomie rechnet er mit Preisrückgängen, sofern es beim vergünstigten Mehrwertsteuersatz bleibt. Und vorstellen könne er sich auch, dass die Übernachtungspreise in kleinen Hotels, vielleicht nicht unbedingt bei großen Pauschalreiseanbietern, fallen.
Noch in diesem Jahr könne er sich für Deutschland eine Inflation "mit einer 4 vor dem Komma" vorstellen. Nach zuletzt 6,1 Prozent wäre das schon eine Überraschung. Eine erfreuliche dazu.

Steigende Ölpreise - Euphoriebremse

Bis vor drei Wochen war er sogar noch optimistischer gibt Brzeski zu: "Aber dann sind die Ölpreise gestiegen." Zuletzt verteuerte sich der Rohstoff auf über 95 Dollar je Fass, ein Zehn-Monats-Hoch.
Saudi-Arabien und Russland kündigten zuvor an, ihre freiwilligen Förderkürzungen zu verlängern. Die Verknappung des Angebots treibt also den Ölpreis und "beeinträchtigt damit gerade den allgemeinen Rückwärtstrend bei den Preisen", so Brzeski.

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Volkswirt: 2024 wieder steigende Preise möglich

So optimistisch der Chefvolkswirt die Preisentwicklung bis zum Ende des Jahres sieht, so vorsichtig ist er mit seiner Prognose, was 2024 bringt:
Danach ist leider alles wieder möglich, auch erneut steigende Preise.
Carsten Brzeski, ING-Chefvolkswirt
Insbesondere bei den Lebensmitteln drohen die Preise im kommenden Jahr wieder anzuziehen, weil nach einem schwierigen Sommer die Ernten sehr schlecht ausgefallen sind.

Lieferprobleme bei Lebensmitteln?

Auch zeichnen sich im Lebensmitteleinzelhandel neuerliche Lieferengpässe ab, beobachtet Patrick Höppner vom Münchner Ifo-Institut: "Lieferprobleme aufgrund von Preis- und Konditionsstreitigkeiten zwischen Herstellern und Händlern gehen dabei eher zurück, dagegen führten stockende Tarifverhandlungen zuletzt vermehrt zu Streiks in der Logistik einiger Händler und damit auch zu Lieferproblemen."
Ernteausfälle, Lieferengpässe, möglicherweise deutlich steigende Löhne - das alles zeigt: Für eine endgültige Entwarnung in Sachen Teuerung ist es noch zu früh. Zumindest aber der Herbst sollte billiger werden.

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