: Chatbots: Kann Europa bei KI mithalten?

von Mischa Ehrhardt
12.05.2023 | 14:17 Uhr
Chatbots und andere KI-Systeme werden sich stärker durchsetzen. Viele Menschen nutzen sie bereits. Doch die großen Unternehmen sitzen in den USA. Was bedeutet das für Europa?
ChatGPT und anderen Chatbots wie Bard oder Phind.com wird eine große Zukunft vorausgesagt.Quelle: imago
Bard wird kommen - auch nach Deutschland und Europa. Gemeint ist der KI-Textroboter von Google. Den hatte der Suchmaschinengigant am Mittwoch vorgestellt.
Dabei hatten auf der Liste der Länder, in denen das System kurzfristig eingeführt werden sollte, Staaten der Europäischen Union gefehlt. ChatGPT und anderen Chatbots wie Bard oder Phind.com wird eine große Zukunft vorausgesagt. Allerdings stammen die meisten dieser neuen Technologien auf Basis von Künstlicher Intelligenz aus den USA.

Künstliche Intelligenz in der EU und Deutschland

Naheliegende Frage daher: Geraten die EU und Deutschland bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz ins Abseits?
"Ein wichtiger Faktor in der KI-Entwicklung ist die Verfügbarkeit von Daten", antwortet die KI-Suchmaschine Phind.com auf die Frage.
Sie unterscheidet sich etwa von ChatGPT, weil sie über einen zusammenhängenden Text auch Links zu den Quellen liefert, auf der ihre Weisheit aufbaut. "Die USA und China sind hier im Vorteil, da sie über eine große Menge an Daten verfügen, die für die Entwicklung von KI-Systemen verwendet werden können".

Der Textroboter ChatGPT hat Google ins Hintertreffen geraten lassen. Jetzt will der Konzern aus dem Silicon Valley aufholen und verspricht mehr KI in seinen Produkten.

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Wie der Autor selbst, testen inzwischen auch viele andere Menschen in diesem Land, was KI-gestützte Suchmaschinen wie ChatGPT, Phind.com oder You.com können: Über 80 Prozent der Deutschen geben einer Umfrage des Tüv-Verbandes an, schon von ChatGPT gehört zu haben.
Das ist ein erstaunliches Ergebnis angesichts der Tatsache, dass die KI erst seit einem halben Jahr die Welt mit ihren Texten beglückt.

Umfrage: Angst vor dem "Terminator-Effekt"

"Kennen ist das Eine - aber haben Sie das auch schon einmal genutzt?", fragt in diesem Fall keine künstliche, sondern eine reale Intelligenz in Person des Geschäftsführers des TÜV-Verbandes, Joachim Bühler.
Er und seine Kolleg*innen haben diese Frage rund 1.000 Menschen hierzulande in einer repräsentativen Umfrage vorlegen lassen. Auch dieses Ergebnis ist überraschend. Fast jeder Vierte gibt an, ChatGPT bereits benutzt zu haben.
Allerdings sehen 80 Prozent der Bevölkerung diese Entwicklung auch kritisch und stimmen der Aussage zu, dass mit Künstlicher Intelligenz auch nicht abschätzbare Risiken bestehen.  
Hier kommt, ich sage das jetzt mal ein bisschen salopp, der 'Terminator-Effekt' durch.
Joachim Bühler, TÜV-Verband
So haben etwa 65 Prozent der Bürger*innen die Sorge, dass die Technologie für den Menschen nicht mehr kontrollierbar ist und die Maschinen anfangen könnten, das Kommando zu übernehmen - was den Hintergrund der Hollywood-Blockbuster-Reihe "Terminator" bildet.
Und über die Hälfte der Befragten gibt an, Angst zu haben, dass die neuen Technologien das Wissen manipulieren könnten.
Die Bürgerinnen und Bürger befürchten eine Welle von Falschnachrichten, Propaganda und manipulierten Bildern, Texten und Videos.
Joachim Bühler, TÜV-Verband

KI-Interview im ZDF heute journal: "Als Künstliche Intelligenz habe ich keine Emotionen oder Gefühle, daher beeinflusst es mich nicht persönlich, wenn Menschen Angst vor mir haben", sagt "Jenny".

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Gesetz zum Schutz von Beschäftigten

Um mögliche schädliche Auswirkungen auch auf Arbeitnehmer*innen zu begrenzen, wollen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) bis zum Sommer einen Gesetzesentwurf vorlegen, um die die Überwachung, die Kontrolle oder die Auswahl von Beschäftigten durch Künstliche Intelligenz zukünftig stärker zu reglementieren, berichtet die "Süddeutsche Zeitung".
Denn die neuen Technologien würden zwar immense Chancen bergen, aber auch die Gefahr von Diskriminierung und dem Verletzen von Persönlichkeitsrechten.

Künstliche Intelligenz: Wo steht Europa?

Zurück zum Ausgangspunkt und den potenziellen Chancen: Hinken Deutschland und Europa der technologischen Entwicklung hinterher?
TÜV-Chef Joachim Bühler sieht dieses Problem nicht. Auch sei die Regulierung von Künstlicher Intelligenz in Europa eher von Vorteil als ein Nachteil, weil die neuen Technologien so auf breitere Akzeptanz der Bevölkerung treffen dürfte.
Bühler erklärt: "Manchmal machen wir uns in Europa vielleicht auch ein bisschen kleiner, als wir sind. Hier gibt es zwar kein Google und kein Microsoft. Aber hier gibt es andere Technologien. Und gerade in der Industrie und in vielen Bereichen, die sehr nah an unserer Wirtschaft und deren Wertschöpfungsketten sind, da gibt es doch nennenswerte Unternehmen, die hier gut unterwegs sind."
Bühler ist daher guten Mutes, dass auch Europa eine wettbewerbsfähige Industrie in Sachen Künstlicher Intelligenz haben werde.

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