: Die Rückkehr der Kinogänger

von Roman Leskovar
20.02.2024 | 17:12 Uhr
Pandemie und Streaming konnten der Faszination des Kinos offenbar nichts anhaben. Und nicht nur Blockbuster locken Besucher an. Auch Programmkinobetreiber frohlocken.
Ein Kinobesuch hat für Viele nichts von seiner Faszination verloren.Quelle: dpa
Kurz nach halb drei an einem ganz normalen Arbeitstag. In einem kleinen Programmkino unweit des Berliner Kudamm stehen bereits eine ganze Reihe Besucher für Karten an. Die Faszination für die große Leinwand scheint zurück. Allen Unkenrufen zum Trotz nach Pandemie-Lockdown und Streaming-Boom. Maximilian Prowald ist einer, der schon am Nachmittag zusammen mit Kollegen ins Kino kommt.
Ich habe früher schon viel gestreamt. Jetzt habe ich ein paar Abos gekündigt. Ich mag das Soziale am Kino, sich danach noch zu unterhalten.
Maximilian Prowald, Kinogänger

Nicht nur Blockbuster locken in Lichtspielhäuser

Zum ersten Mal seit der Vor-Corona-Zeit haben im vergangenen Jahr wieder drei Filme mehr als fünf Millionen Besucher verbuchen können. Mit knapp sechs Millionen Zuschauern ist Barbie unangefochtener Spitzenreiter. Gut angekommen ist zudem Super Mario Bros und Oppenheimer.

In London traf sich die Filmelite für die Verleihung der British Academy of Film and Television Arts. Der Film "Oppenheimer" hat gleich sieben Preise abgeräumt.

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Nicht alle erfolgreichen Filme sind also klassische Blockbuster. So verwundert es nicht, dass auch die Programmkinos frohlocken und ihre Bilanz 2023 ebenfalls sehr erfreulich ausfällt.
"Das Schöne im letzten Jahr war, dass Filme wie 'Anatomie eines Falls' Besucherzahlen erreichten wie vor der Pandemie und teilweise sogar noch mehr. Der Film hält sich seit Monaten bei uns", resümiert Christian Bräuer von der AG Kino.
Nachdem es zunächst etwas vorsichtig war, kommt das Arthouse-Publikum zurück.
Christian Bräuer, AG Kino

Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen deutsche Kinos einen Besucheranstieg von 18,5 Prozent. Auch der Komfort in den Sälen entscheidet; deshalb rüsten viele Kinos jetzt auf.

16.02.2024 | 02:01 min

Ticketzahl noch unter Vor-Corona-Niveau

Dennoch darf die Freude über die Rückkehr der Kinogänger nicht darüber hinwegtäuschen, dass im vergangenen Jahr insgesamt immer noch rund ein Fünftel weniger Tickets verkauft wurden als 2019, und der Ausblick der Branche längst nicht mehr so positiv ausfällt. Insgesamt wäre man froh, wenn in diesem Jahr das Niveau gehalten wird.
Als Grund gelten vor allem die Hollywood-Streiks. Der Branchenverband HDF Kino sieht die großen Auswirkungen durch streikbedingte fehlende Filme erst noch kommen. Und gerade die Blockbuster der großen Studios hält man für besonders wichtig, um die Menschen ins Kinos zu locken.

Kinobranche will Film- und Investitionsförderung

Hinzu kommt die Diskussion um die künftige Filmförderung. Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat kürzlich ein Reformkonzept vorgestellt. Es geht darum, den Standort Deutschland besser aufzustellen im internationalen Wettbewerb. Die Kinobranche begrüßt den Schritt als überfällig, fühlt sich in dem Papier bislang aber übergangen.
"Uns fehlt die ganzheitliche Betrachtung. Wir haben eine Investitionsförderung für die Kinos gefordert. Denn wir müssen unsere Häuser fit machen für die Zukunft. Das findet im Konzept bisher null Berücksichtigung", sagt Christine Berg von HDF Kino.

Auch Kulturpass steigert Kinokonsum

Als Erfolg sieht man dagegen ein anderes Projekt aus der Politik, das kürzlich gestartet ist. Der im Sommer eingeführte Kulturpass für Jugendliche funktioniere. 18-jährige können sich online registrieren und erhalten dann via App ein staatliches Budget, das sie in im Kulturbetrieb ausgeben können.
Nach Büchern und Konzerten kämen im Ranking der Jugendlichen die Kinos auf Rang drei, heißt es vom Branchenverband. Allerdings wurde zum Jahreswechsel das Budget für die Zielgruppe von 200 auf 100 Euro gekürzt.
Wir haben mit dem Kulturpass bislang einen Umsatz von 3,7 Millionen Euro erzielt, was sehr erfreulich ist. Wir werben dafür und hoffen darauf, dass der Kulturpass verstetigt wird.
Christine Berg, HDF Kino
Den Pass-Inhabern dürfte dabei weniger aufgefallen sein, dass die Kinokarten insgesamt etwas teurer geworden sind. Inflation und gestiegene Kosten führten vergangenes Jahr zu einer Preissteigerung um knapp fünf Prozent. Für das Ticket musste im Schnitt 9,71 Euro ausgegeben werden.

Hohe Kinokartenpreise gefährden Aufschwung

Immerhin versichert die Filmförderanstalt, dass die Preise, nachdem sie zwischenzeitlich auf über 10 Euro gestiegen waren, zuletzt wieder etwas runtergingen.
Im Berliner Programmkino unweit des Kudamm reagieren die Besucher unterschiedlich auf die Tarife. Während sie einige als grenzwertig bezeichnen, ist Maximilian Prowald entspannt.
Ich finde, es gibt mittlerweile gute Konzepte. Man kann zum Beispiel ein Abo machen. Dann ist das Ganze zugänglicher.
Maximilian Prowald, Kinobesucher
Könnte also sein, dass die Rückkehr der Kinogänger trotz aller Widrigkeiten weiter anhält.

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