: Wenn Immobilienfirmen Agrarbetriebe kaufen
von Katrin Lindner
04.04.2023 | 16:33 UhrSteffen Höppner ist Geschäftsführer bei einem Agrarbetrieb, der 2.500 Hektar Land bewirtschaftet - im südlichen Brandenburg. Das Unternehmen soll für zehn Millionen Euro verkauft werden, an ein Immobilienunternehmen. Höppner hofft, dass damit Investitionen in den Betrieb fließen, 32 Mitarbeiter stehen auf der Lohnliste der Röderland GmbH:
Wir wollen hier alle Landwirtschaft weiter machen. Und da sehe ich das positiv, dass es mit einem Investor funktioniert.
Das Brisante: Ein Landwirt, der auch ein Kaufgebot abgegeben hatte, ging leer aus. Er lag zwei Millionen unter dem Gebot der Immobiliengesellschaft. Landwirte haben eigentlich ein Vorkaufsrecht bei Land. Doch beim Verkauf von Agrarfirmen gilt das nicht. So kann die Quarterback Immobilien AG - an der die Deutsche Wohnen Anteile hält und die sonst in Immobilien investiert - einsteigen. Das sorgt für Empörung bei Landwirten.
Landwirte sehen Zukunft bedroht
Auch Julia Bar-Tal übt Kritik. Sie betreibt einen Agrarbetrieb und ist Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, Landesverband Brandenburg. Sie beobachtet, dass Landwirte immer wieder ausgebootet werden.
Auch in diesem Fall: "Wenn wir dann sehen, dass ein Landwirt, der sogar so ein Gebot abgeben kann, keine Chance hat, diesen Betrieb zu übernehmen - dann weiß ich nicht, woher wir oder die nächste Generation die Motivation nehmen soll, sich auf den Weg auf den Acker zu machen und Landwirtschaft im Land zu betreiben."
Der Bundeslandwirtschaftsminister pocht auf mehr Tierwohl, z.B. in den Ställen. Doch viele Landwirte fürchten um die Rentabilität ihrer Betriebe.
23.03.2023 | 02:28 minBrandenburg: Gesetz soll Spekulanten abschrecken
Gerade im Osten Deutschlands steigen immer wieder Nicht-Agrarunternehmen auf großen Flächen ein. Land als Spekulationsobjekt, so lauten die Befürchtungen. Deshalb will Brandenburg mit einem Agrarstrukturgesetz gegensteuern.
Axel Vogel, Brandenburgs Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz stellt es sich so vor:
Wenn sich herausstellt, dass ein Bewerber gar nicht beabsichtigt, einen Landwirtschaftsbetrieb weiter fortzuführen, sondern sich die Flächen für andere Zwecke unter den Nagel reißen möchte - dass dann eingegriffen werden kann.
Die Quarterback Immobilien AG will seinen Informationen zufolge Solarflächen errichten. Das wäre dann so ein Fall. Denn auf Landwirtschaftsflächen solle Landwirtschaft bleiben. Bis Ende des Jahres soll das Gesetz verabschiedet werden.
Mehr Land, mehr Geld: Boden ist zum Spekulationsobjekt geworden. Für viele Landwirte ist das existenzbedrohend. Ganze Landstriche veröden, und Dörfer sterben aus.
23.06.2022Quelle: ZDF