: Lufthansa fliegt wieder in die Gewinnzone

von Frank Bethmann
03.03.2023 | 10:34 Uhr
Die Lufthansa lässt die Krise hinter sich. Sie befördert 2022 mehr als doppelt so viele Passagiere wie im Vorjahr und will 2023 weiter wachsen. Die Zeichen stehen auf Expansion.
Schneller als erwartet arbeitet sich die Lufthansa aus dem Tal. Noch vor rund zwei Jahren stand der Konzern vor der Insolvenz. Zugesagte Staatshilfen in Höhe von rund neun Milliarden Euro retteten die Fluggesellschaft vor dem Aus. 2022 erwirtschaftet eine wiedererstarkte Lufthansa nun ein bereinigtes Betriebsergebnis von 1,5 Milliarden Euro - nach einem Defizit von 1,7 Milliarden Euro im Jahr zuvor.

Erlöse und Passagierzahlen mehr als verdoppelt

Die starke Nachfrage nach Flügen von Reisenden sowie in der Luftfracht verschaffte der Airline im vergangenen Jahr mit 32,8 Milliarden Euro einen fast doppelt so hohen Erlös wie noch 2021. Auch die Zahl der beförderten Passagiere konnte mit 102 Millionen mehr als verdoppelt werden. Lufthansa-Chef Carsten Spohr freute sich dann heute entsprechend bei der Verkündung der Bilanz:
Die Lufthansa ist zurück.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr
Auch im laufenden Jahr sei das Interesse am Flugangebot der Lufthansa ungebrochen hoch. Was allerdings eine Medaille mit zwei Seiten ist. Denn die Ticketpreise sollen weiter teuer bleiben. Sie liegen derzeit rund ein Fünftel über dem Vorkrisenniveau.

Größte Gewinnbringer: Lufthansa Cargo und Lufthansa Technik

Das insgesamt gute Ergebnis hat Spohr allerdings zwei Sparten zu verdanken, die keine Passagiere befördern. Allen voran der Lufthansa Cargo. Der Frachttochter gelang es dabei, ihr Rekordergebnis von 2021 noch einmal um sieben Prozent zu steigern. Ebenfalls sehr gut unterwegs die Lufthansa-Technik, die ihr 2021er Ergebnis sogar um 41 Prozent nach oben schrauben konnte.

Trotz guter Bilanz: Lufthansa-Chef Spohr nicht unumstritten

Die gute Bilanz darf als Stärkung für Carsten Spohr verstanden werden. Der Vertrag des Managers wurde jüngst um fünf weitere Jahre verlängert. Dabei ist der Lufthansa-Chef alles andere als unumstritten. In der Corona-Pandemie wurde energisch gekürzt und gespart und dann viel zu spät wieder auf das Normalgeschäft umgeschaltet. Lufthansa musste wegen Engpässen im vergangenen Sommer Flüge streichen, was nicht nur für hohe Ausfallkosten sorgte, sondern auch für jede Menge Frust bei den Kunden. Was Spohr genauso angelastet wird, wie die Unzufriedenheit vieler innerhalb der Belegschaft.
Laut Verdi prüfen zahlreiche erfahrene Beschäftigte, ob sie kündigen oder frühzeitig in Ruhestand gehen sollten. Die Gewerkschaft fordert unter anderem deswegen heute, dass das Unternehmen den Konzernbeschäftigten eine "Inflationsausgleichsprämie" von 3.000 Euro zahlen sollte. Wenn Anreize für das Personal fehlten, werde man wieder einen Chaos-Sommer erleben, warnte Verdi-Konzernbetreuer Marvin Reschinsky.

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Lufthansa will wachsen und plant Übernahme von italienischer ITA

Ungeachtet dessen, will Spohr den aktuellen Rückenwind nutzen, um die Lufthansa wieder groß zu machen. Bis unter die Top fünf der Welt will der Manager den Kranich bringen. Dabei unabhängiger vom Heimatmarkt werden, was nicht heißen soll, dass die Zahl der Flüge aus Deutschland sinkt, nein, nur ihr Anteil am Gesamtmarkt würde dann geringer werden.
Um das zu erreichen, schaut sich Spohr andere Fluggesellschaften an. Bereits länger zeigt er Interesse an der italienischen ITA. Inzwischen sollen die Zeichen auf Übernahme stehen. Sollte das jedoch nicht gelingen, wäre der Griff nach der portugiesischen TAP eine Option, wie man hört. Immerhin sind die Portugiesen stark bei den Verbindungen nach Lateinamerika - einem Markt, auf dem die Lufthansa noch eher schwach ist. Und das wiederum verrät viel über Spohrs Denke. Der Lufthansa-Chef kauft nämlich nach eigenem Bekunden nicht Airlines, sondern eben Märkte.

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