: Neue Kapitäne bei Galeria Karstadt Kaufhof

von Dennis Berger
10.04.2024 | 21:49 Uhr
Über 10.000 Menschen sind in der angeschlagenen Warenhauskette beschäftigt. Jetzt übernehmen zwei alte Bekannte Galeria Karstadt Kaufhof. Reißen Baker und Beetz das Ruder herum?
Die neuen Eigentümer wollen mehr als 70 Galeria-Filialen weiter betreiben.Quelle: dpa
Mal wieder: Galeria Karstadt Kaufhof wird unter neuen Kapitänen segeln. Das gab der Insolvenzverwalter an diesem Mittwoch bekannt. Ein Zusammenschluss aus der US-Investorengruppe NRDC Equity Partners von Richard Baker und BB Kapital SA, angeführt vom Geschäftsmann Bernd Beetz, streckt die Hände aus. Beetz gibt auf der Pressekonferenz in Essen die Richtung vor:
Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus.
Investor Bernd Beetz auf der Pressekonferenz in Essen
Wer sind die beiden Investoren, die Galeria Karstadt Kaufhof eine Zukunft versprechen?

Ein Milliardär und ein Parfüm-Profi

Der US-Milliardär Richard Baker wuchs bereits im Luxus auf: Sein Vater war erfolgreicher Immobilienunternehmer. Nach einigen Jahren im Immobiliengeschäft seines Vaters erwarb er 2008 die kanadische Kaufhauskette Hudson's Bay Company (HBC). 2015 schluckte Baker über HBC schon einmal Galeria Kaufhof und verkaufte 2019 an die Signa-Gruppe von René Benko.

Die Warenhauskette Galeria soll nach dem Willen der neuen Eigentümer mit 70 Filialen nach einer Übernahme weitermachen. Das teilte Insolvenzverwalter Denkhaus mit.

10.04.2024 | 01:43 min
Der 78-jährige Bernd Beetz machte den kriselnden US-Kosmetikkonzern Coty zum größten Parfümhersteller im Massenmarkt. Als Vorstandsvorsitzender etablierte er Duftmarken wie Adidas und Calvin Klein. Seit 2018 ist der Baden-Württemberger Präsident des Fußball-Drittligisten Waldhof Mannheim.

Auf der Pressekonferenz in Essen - Baker selbst war nicht vor Ort - sagte Beetz:
Was uns verbindet, ist die Liebe zum Warenhaus.
Investor Bernd Beetz

Zum Scheitern verurteilt?

Der Handelsexperte Johannes Berentzen von der BBE Handelsberatung sieht die neuen Eigentümer vor sehr großen Herausforderungen: Die Zentrale müsse sich neu aufstellen, an vielen Standorten müssten die Mieten runter und insbesondere das Geschäftsmodell müsse sich nachhaltig verändern.
Der Investitionsbedarf in den Häusern ist riesig, da sprechen wir von einem Milliardenbetrag.
Johannes Berentzen, BBE Handelsberatung
Obwohl die neuen Kapitäne alte Hasen im Warenhaus-Business sind, sind die Reaktionen von Handelsexperten - gelinde gesagt - verhalten. Bakers HBC habe die Rettung doch damals schon nicht geschafft, sagt Berentzen. Außerdem sei das Konsortium der beiden stark auf Immobilien fokussiert. Eine Erfolgsstory klinge anders.

Im Fall der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gibt es Hoffnung. Das kanadische Unternehmen Hudson's Bay Company, das schonmal Eigentümer war, wurde vorgestellt.

10.04.2024 | 01:43 min
"Meines Erachtens sind das keine guten Nachrichten", sagt Berentzen. "Ich bin sehr skeptisch, was diese Lösung angeht."
Für mich ist das ein Rettungsversuch ohne Erfolgsaussichten.
Johannes Berentzen, BBE Handelsberatung

Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof ungewiss

Beetz und Baker würden allzu gerne als "Warenhausexperten" oder als Investoren "mit umfangreichen Warenhaushauskenntnissen" bezeichnet, sagt Jörg Funder von der Hochschule Worms. Und relativiert: "Das scheint doch aber eher als Augenwischerei." Beetz sei eher Konsumgüter-Fachmann und Baker ein Wagniskapitalgeber, der auch in Warenhausunternehmen oder deren Immobilien investiert sei. Beiden fehle die operative Handelserfahrung im Warenhaus.
Insofern scheinen die beiden auch eher finanzielle Interessen als ein generelles Interesse am Warenhaus zu haben.
Jörg Funder, Ökonom
In der Zentrale sollen dem Vernehmen nach die Hälfte der Mitarbeiter gehen, berichtet Berentzen. Und sollten mehr als 20 Filialen schließen, kämen noch Tausende weitere Stellen hinzu, warnen die Experten. Er hätte sich einen "beherzten und nachhaltigen Schritt" gewünscht, sagt Ökonom Funder. "Ein Zurechtschrumpfen auf einen dauerhaft erfolgreich betreibbaren Kern."
Die Investorenvereinbarung tritt nur dann in Kraft, wenn die Gläubigerversammlung im Mai dem Insolvenzplan zustimmt. Tut sie das nicht, kommt der Verkauf nicht zustande und die Zukunft bleibt weiter ungewiss.

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