: Staatshilfen für Meyer Werft beschlossen

von Svenja Bergerhoff
11.09.2024 | 18:02 Uhr
Der Weg für den Staatseinstieg bei der angeschlagenen Meyer Werft ist frei. Der Bundestag und der Landtag von Niedersachsen stimmten einem Hilfspaket für den Schiffbauer zu.
Bekannt für Kreuzfahrtschiffe und in einer schweren Finanzkrise: die Meyer Werft in PapenburgQuelle: dpa
Die Zustimmung der Haushaltsausschüsse des Bundestags und des niedersächsischen Landtags war erwartet worden, trotzdem dürfte die Nachricht bei den vielen Beschäftigten der Meyer Werft für Erleichterung gesorgt haben. Denn jetzt ist gewiss: Die Rettung der Werft steht.

Bundestag und niedersächsischer Landtag haben grünes Licht gegeben für die Rettung der Meyer Werft. Diese war wegen hoher Energie- und Rohstoffpreise in die Krise geraten

11.09.2024 | 00:19 min
Auch der zuständige Bezirksvorsitzende der IG Metall Daniel Friedrich zeigte sich heute zufrieden, mahnte aber weitere Anstrengungen an:
Nun muss sich das Management gemeinsam mit der Belegschaft an die Arbeit machen und dafür sorgen, dass die Werften wieder zukunftsfähig werden.
Daniel Friedrich, IG Metall Küste
Im letzten Monat hatten sich die Bundesregierung und die Regierung des Landes Niedersachsen für die Rettung der Meyer Werft mit Hauptsitz im niedersächsischen Papenburg starkgemacht. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) besuchten die Werft im August persönlich und sprachen zur Belegschaft.

Wirtschaftsminister Lies: Geht um Wettbewerbsfähigkeit

Der Politik geht es bei der Rettung einerseits um den Erhalt von insgesamt rund 20.000 Jobs in und rund um die beiden deutschen Standorte des Unternehmens in Papenburg und Rostock. Darüber hinaus soll das Know How für den Bau großer Schiffen in Deutschland bleiben:
Es geht nicht nur um ein Unternehmen, sondern es geht auch um die Wettbewerbsfähigkeit und auch den Ruf des gesamten Schiffbaustandorts Deutschland. Das gemeinsame Ziel von Bund und Land ist, die Meyer-Werft zu erhalten und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft der Meyer-Werft zu stellen.
Olaf Lies (SPD), Wirtschaftsminister Niedersachsen, 28.08.2024

Das umfasst das Rettungspaket vom Bund und Niedersachsen

  • Erwerb von 80,7 Prozent der Unternehmensanteile für 400 Millionen Euro
  • Bürgschaften für Kredite in Höhe von insgesamt 2 Milliarden Euro
  • Zeitlich soll der Einstieg bis Ende 2027/Anfang 2028 begrenzt sein
Die Standorte Papenburg und Rostock-Warnemünde gehen zunächst in Staatsbesitz über. Der Standort in Turku (Finnland) bleibt in den Händen der Familie Meyer, der auch bei den deutschen Standorten ein Rückkaufsrecht eingeräumt wird.

Bei der staatlichen Rettung der Meyer Werft gehe es unter anderem um den Erhalt von Kompetenzen und der Verteidigungsfähigkeit, so Florian Neuhann aus der ZDF-Wirtschaftsredaktion.

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Auch Managementfehler führten zur Schieflage

Die Werft ist in schwierige Fahrwassern geraten, obwohl die Auftragsbücher prall gefüllt sind. Der Grund: Managementfehler und stark angestiegene Materialkosten. Gerade letztere wirken sich im Schiffsbau massiv aus.
Denn bei Auftragseingang werden der Werft nur circa 20 Prozent des Preises angezahlt. Die restlichen 80 Prozent bekommen die Schiffsbauer erst bei der Auslieferung der Schiffe. Erstmal streckt das Unternehmen also Geld für den Bau vor. Hier begründen sich viele der finanziellen Nöte, in denen das Unternehmen steckt.

Der Kreuzfahrtschiffbauer aus Papenburg steckt in finanziellen Schwierigkeiten und ist nun auf ein Rettungspaket des Bundes und des Landes Niedersachsen angewiesen.

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Rettung birgt Risiko für Steuerzahler

Auch wenn die Auftragslage bei der Papenburger Werft gut ist, ein Restrisiko, die investierten Summen nicht zurückzubekommen, bleibt dem Staat. Einige Experten äußerten sich auch skeptisch, ob die Rettungsaktion überhaupt sinnvoll sei.
Man setze mit diesen Staatshilfen "ungünstige Beispiele für die Zukunft", sagt zum Beispiel Oliver Holtemöller, Vize-Präsident des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle. Doch es gibt auch positive Beispiele für solche staatlichen Rettungsaktionen. Eine davon ist der Fall der Lufthansa, die aufgrund der Coronakrise in Schieflage geraten war. Hier bekam der Staat seine kompletten Investitionen zurück - plus Gewinn.
Svenja Bergerhoff ist Reporterin im ZDF-Landesstudio Niedersachsen.

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Quelle: ZDF
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