: Mehr Eisbären werden wohl künftig verhungern

13.02.2024 | 16:43 Uhr
Längere Phasen ohne Eis setzen Eisbären in der Arktis zu. Sie haben weniger Zeit zu jagen und verlieren an Gewicht. In Folge des Klimawandels könnten mehr Tiere verhungern.
Eisbären in der Arktis sind von den Folgen des Klimawandels bedroht.Quelle: epa
Kaum ein Tier steht so für die verheerenden Folgen des Klimawandels wie der Eisbär. Tatsächlich machen laut einer neuen Studie längere eisfreie Phasen in der Arktis den Raubtieren schwer zu schaffen. Der Grund: Eisbären gehen zwar auch an Land auf Futtersuche - sie sind dabei aber weniger erfolgreich und verlieren somit an Gewicht.
Die Studie wurde im Fachblatt "Nature Communications" veröffentlicht, für sie hatten Forscher um Anthony Pagano vom Alaska Science Center 20 Eisbären in Kanada über mehrere Wochen genau beobachtet.

Die Klimaveränderungen in der Arktis spürt der Eisbär besonders. Der Lebensraum geht verloren.

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Klimaerwärmung sorgt für weniger Eis im Meer

Der fortschreitende Klimawandel führt in der Arktis zu einem Rückgang des Meereises. Für die Eisbären ist das ein Problem, weil sie auf dem Eis vom späten Frühling bis zum Frühsommer Robben jagen, die zu dieser Zeit ihre Jungtiere zur Welt bringen. Zieht sich das Meereis zurück, sind Eisbären gezwungen, an Land zu gehen. Durch die Erderwärmung haben sich die eisfreien Phasen erheblich verlängert: Von 1979 bis 2015 schon um drei Wochen, sodass Eisbären mittlerweile 130 Tage im Jahr an Land verbringen.
Sollte sich die eisfreie Zeit weiter verlängern, befürchten Wissenschaftler, dass das Überleben der Tierart stark gefährdet wird. So könnten bis 2050 laut Schätzungen 22 bis 67 Prozent weniger Jungtiere geboren werden. Andere Forschende gehen davon aus, dass ein Viertel der Männchen verhungern wird, wenn das arktische Meer 180 Tage eisfrei bleibt.

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Energieverbrauch und Gewichtsveränderung von Eisbären gemessen

Trotz dieser Vermutungen ist unklar, ob Eisbären während der meereisfreien Zeit länger überleben könnten, wenn sie weniger Energie verbrauchen oder neue Nahrungsquellen erschließen. Das wollten die Autoren der neuen Studie in der kanadischen Hudson Bay während der meereisfreien Zeit herausfinden.
Die Forscher ermittelten den täglichen Energieverbrauch der Tiere sowie Veränderungen ihrer Körpermasse. Über GPS-Tracker, die mit einer Kamera ausgestattet waren, konnten die Forschenden beobachten, wie sich die Tiere verhielten, was sie fraßen und wie viel sie sich bewegten.

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Sehr unterschiedliches Verhalten der Eisbären

"Wir beobachteten sehr unterschiedliche Verhaltensweisen bei den Eisbären", sagte Pagano laut einer Pressemitteilung der Washington State University. "Manche Bären legten sich einfach hin und verbrauchten ähnlich wenig Energie wie beim Winterschlaf. Andere suchten aktiv nach Futter und ernährten sich von Vogel- und Karibu-Kadavern, Seetang und Beeren."
Drei Tiere schwammen sogar über etliche Kilometer durchs Meer, um dort nach Nahrung zu suchen.
Anthony Pagano, Alaska Science Center
Je nach Aktivität stellten die Forschenden auch große Unterschiede im täglichen Energieverbrauch der Tiere fest. Insgesamt verloren aber 19 der 20 Eisbären an Gewicht: 0,4 bis 1,7 Kilogramm pro Tag und damit 8 bis 36 Kilogramm innerhalb des dreiwöchigen Beobachtungszeitraums.
Zwar konnten manche Tiere Nahrung finden. Doch verbrauchten sie für die Futtersuche im Endeffekt mehr Energie, als sie über die Nahrungsaufnahme wieder zurückgewinnen konnten.
Anthony Pagano, Alaska Science Center

Studienleiter: In Zukunft werden mehr Eisbären verhungern

Obwohl Eisbären ihr Verhalten sehr stark anpassen können, verdeutlichen die Ergebnisse, wie stark eine längere meereisfreie Phase das Risiko erhöht, dass die Tiere verhungern. "Dadurch, dass Eisbären sich früher aufs Festland zurückziehen müssen, haben sie auch weniger Zeit, um überlebenswichtige Energiereserven aufzubauen", schildert Pagano.
Wir gehen davon aus, dass somit zukünftig mehr Tiere verhungern werden, insbesondere jüngere Eisbären und Weibchen mit Jungtieren.
Anthony Pagano, Alaska Science Center
Quelle: dpa

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