: Bei der Windkraft geht es wieder aufwärts

von Manfred Kessler
15.06.2024 | 18:13 Uhr
Immer mehr Strom kommt aus der Windkraft. Vergangenes Jahr wurde mehr als ein Fünftel der Elektrizität durch Windkraftanlagen an Land erzeugt. Kommunen könnten daran gut verdienen.
Windenergie an Land war 2023 Deutschlands wichtigste Stromquelle.Quelle: dpa
Die Windkraft ist mittlerweile ein maßgeblicher Stromerzeuger in Deutschland. 2023 stammten 22 Prozent des in der Bundesrepublik erzeugten Stroms aus Windkraftanlagen an Land. Laut Bundeswirtschaftsministerium war das erstmals mehr Strom als alle Braun- und Steinkohlekraftwerke zusammen produziert haben.
Und die Entwicklung setzt sich fort: Im ersten Quartal dieses Jahres stammten 38,5 Prozent des Stroms von Windrädern. Auch der Ausbau nimmt wieder Fahrt auf. 2023 wurden so viele Windräder genehmigt wie seit 2016 nicht mehr. Dieser Entwicklungstrend schreitet auch in diesem Jahr weiter voran.

Neue Gesetze zur Beschleunigung des Windkraft-Ausbaus

Helfen soll da auch ein sogenannter "Genehmigungs-Turbo". Den hat die Ampel-Koalition mit ihrer Bundestagsmehrheit beschlossen. Vereinfachte Genehmigungsverfahren sollen ermöglichen, dass in Deutschland Windräder schneller gebaut oder auch durch größere Anlagen ersetzt werden können.

Wo seltene Tierarten wie Rotmilan und Auerhuhn zu Hause sind, haben Windkraftprojekte kaum eine Chance.

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Das Ganze nehme jetzt grundsätzlich Fahrt auf, sagt Frank Sondershaus von der Fachagentur Windenergie.
Die Genehmigungszahlen zeigen, dass die Regelungen der Bundesregierung greifen.
Frank Sondershaus, Fachagentur Windenergie
Bis sich das alles auch baulich niederschlage, ginge aber natürlich noch etwas Zeit ins Land. Trotzdem sind die Vorbehalte in den Regionen groß, wenn weithin sichtbare Windenergieanlagen geplant werden.
An dieser Stelle falle den Kommunen eine wichtige Rolle zu, meint Sondershaus. Wenn eine Gemeinde nicht rechtzeitig selbst Initiative ergreife und einfach alles geschehen lasse, dann verpasse sie eigene Gestaltungsmöglichkeiten. "Ein Windenergieprojekt wird dann auch eher als Belastung wahrgenommen", so Sondershaus.

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Windkraft als Konjunkturprogramme für ländlichen Raum

Dabei könnten Gemeinden auch an Windenergieanlagen gut verdienen. Die Potenziale seien durchaus beeindruckend. Für ländliche Gemeinden oder Regionen könnte die Nutzung der Windenergie geradezu Strukturprogramme darstellen, und zwar auch genau für solche Regionen, wo sonst wirtschaftlich nicht viel passiere.
Kommunen, die selbst über geeignete Flächen verfügten, könnten bereits über die Verpachtung bedeutende Einnahmen erzielen. Doch auch ohne eigene Windflächen gäbe es noch Möglichkeiten.
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Entscheidend sei dann, dass eine Gemeinde eigeninitiativ geeignete Flächen identifiziere und frühzeitig die Eigentümer der in Frage kommenden Flächen mit ins Boot hole. "Gemeinsam gewinnen wir alle", betont der Referent für Akzeptanz und Beteiligung bei der Fachagentur Windenergie, Sondershaus.

Offshore kann wichtigen Anteil des Strom liefern

Auch auf Nord- und Ostsee tut sich einiges. Gut 50 Kilometer vor der Insel Borkum entsteht gerade der größte Offshore-Windpark Deutschlands mit 83 Windrädern. Und das ist erst der Anfang. In den nächsten zwei Jahrzehnten soll ein Ausbau in gigantischem Ausmaß stattfinden.
Bislang stehen auf dem Meer Windräder, die 5,5 Prozent des deutschen Stroms erzeugen. Wenn einmal alle Anlagen stehen werden - geplant sind 60 Gigawatt bis 2045 - könnte Deutschland einen wichtigen Teil des Stroms vom Meereswind ernten.
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Bundesnetzagentur will Netzentgelte besser verteilen

Mit dem Bau der Windkraftanlagen sind aber auch erhebliche Investition in den Netzausbau notwendig. Das führt zu der paradoxen Situation, dass dort, wo günstiger erneuerbarer Strom erzeugt wird, Elektrizität am teuersten ist, weil die Netzentgelte höher sind.
Das betrifft vor allem Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Teile Brandenburgs und zum Teil auch Bayern.

Schleswig-Holstein geht voran beim Ausbau der Windkraft. Windräder dürfen jetzt höher werden und außerdem mehr Fläche bebaut werden.

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Dies soll sich mit Beginn des nächsten Jahres ändern.
Unser Ziel ist es, eine gerechtere Verteilung der Kosten zu erreichen.
Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur
Man wolle faire Netzentgelte für die Menschen und Unternehmen, die in Regionen mit einem starken Ausbau der Erneuerbaren leben beziehungsweise wirtschaften, sagt Müller.

Heute ist Internationaler Tag der sauberen Energie. Ein guter Zeitpunkt, um zu schauen, wie der der Ausbau von erneuerbaren Energien in Deutschland läuft.

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Deswegen soll diese Mehrbelastung bundesweit nach einem bestimmten Schlüssel verteilt werden. Das bedeutet, der Strom wird im Norden durch reduzierte Netzentgelte günstiger - in anderen Regionen werden unterm Strich die Strompreise steigen. Im Herbst will die Bundesnetzagentur das neue Modell zur Verteilung der Netzkosten vorstellen.
Manfred Kessler ist Redakteur in der ZDF-Umwelt-Redaktion.

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