: Was wäre, wenn alle Gletscher abschmelzen?

06.08.2024 | 16:27 Uhr
Wird die Erde immer wärmer, werden irgendwann alle Gletscher schmelzen. Wie sieht eine Welt ohne Gletscher und Eisschilde aus? Nicht nur der höhere Meeresspiegel wäre ein Problem.

Ohne Gletschereis wäre selbst der Mount Everest grau und bedrückend. Doch in solch einer Welt wäre die Gletscherschmelze unser geringstes Problem.

23.05.2024 | 04:37 min
Das Gletschereis hält Felswände zusammen; ohne diesen Kitt stürzen sie ein. Zurück blieben große Geröllwüsten, die auch die beliebten Berghütten unter sich begraben könnten. Einstürzende Felswände würden in die aus geschmolzenem Gletscherwasser entstandenen Seen fallen und könnten Flutwellen auslösen. Danach würde sich die umgebende Landschaft weiter verändern. Auf den Geröllwüsten würden schnell neue Gräser, Moose und kleine Bäume wachsen. Hier käme die Vegetation also zurück.

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Große Veränderungen für den Menschen

Wenn von allen Gletschern und Eisschilden nichts mehr übrig wäre, wären die landschaftlichen Veränderungen jedoch eine Kleinigkeit im Vergleich zum Zustand des Weltklimas und seinen Folgen. "Wir hätten so viele Kipppunkte im Klimasystem angestoßen und eine so starke Erwärmung, dass die Welt sehr ungemütlich wäre," sagt Gletscherexperte Michael Zemp von der Universität Zürich.
Gletscher sind gigantische Wasserspeicher, deren Schmelzwasser essentiell für einige Ökosysteme und die Landwirtschaft ist. In Regionen wie den peruanischen Anden oder Zentralasien würde nun im Sommer die einzige Wasserquelle fehlen. Es gäbe vermehrt Ernteausfälle und Menschen würden vor der Trockenheit fliehen. Schadstoffe, die im Eis eingeschlossen waren, würden in das Trinkwasser und unsere Böden gelangen. Der gesunkene Wasserpegel in den Flüssen würde die Flussschifffahrt einschränken.

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Steigender Meeresspiegel

Während an Land das Gletscherwasser fehlt, hätten die Meere zu viel. Der Anstieg des Meeresspiegels wäre das größte Problem, sagt Michael Zemp vom Welt-Gletscher-Beobachtungsdienst. Denn nicht nur die Gletscher schmelzen, sondern über Jahrtausende auch die Eisschilde:
Nimmt man alle Gletscher weltweit zusammen, steckt darin rund ein halber Meter Meeresspiegelanstieg.
Michael Zemp, Gletscherexperte
Hinzu kämen aber noch die beiden Eisschilde in Grönland und in der Antarktis. "Grönland alleine sind sieben Meter Meeresanstieg. Westantarktis nochmal sieben Meter. Und Ostantarktis knapp 50 Meter."
Damit wäre insgesamt ein Meeresspiegelanstieg von knapp 70 Metern erreicht. Dabei reicht schon ein Anstieg des Meeresspiegels um drei Meter aus, um Küstenstädte wie Casablanca oder Dubai unter Wasser zu setzen. Mumbai könnte ganz verschwinden.

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Wie wir uns anpassen müssen

Für Glaziologe Matthias Huss von der ETH Zürich steht fest, dass die negativen Folgen des Gletscherrückgangs, vor allem hinsichtlich der Wasserverfügbarkeit, der Flussschiffahrt und der Stromproduktion, Anpassungen erfordern. Überleben könnten wir dieses Szenario dennoch.
Mögliche Anpassung wäre beispielsweise die Errichtung großer Speicherbecken. Fallen die Gletscher als Wasserspeicher weg, könnten wir sie auf diese Weise ersetzen, denn Niederschläge wird es weiterhin geben, mancherorts sogar mehr als heute. Ein massiver Ausbau des Schienennetzes könnte die eingeschränkte Flussschifffahrt ersetzen.

Kommt die komplette Gletscherschmelze?

Weltweit schmelzen die Gletscher bereits ab. Doch bis zu einer vollständigen Gletscherschmelze ist es noch ein weiter Weg. Dieses extreme Szenario wird realistischerweise nur eintreten, wenn der Kampf gegen den Klimawandel vollständig scheitern würde.
Die Klimamodelle zeigen relativ eindrücklich, dass wir beim Erreichen des Klimaziels von zwei Grad einen großen Teil der Gletscher retten können.
Michael Zemp, Glaziologe an der Universität Zürich
Bei einem Temperaturanstieg von fünf bis acht Grad seien hingegen alle Gletscher weg, erläutert Zemp.

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Diese vollständige Gletscherschmelze würde noch rund 200 bis 300 Jahre dauern. Eine fünf bis acht Grad wärmere Welt wirft aber noch ganz andere, viel existenziellere Fragen auf.
Das wäre ein Katastrophenszenario und ich glaube ehrlich, Gletscher wären dann unser kleinstes Problem.
Michael Zemp, Direktor des Word Glacier Monitoring Service
Aber selbst bei einer Begrenzung der Erderwärmung um zwei Grad werden weitere Gletscher verschwinden und daran werden wir uns anpassen müssen.

Folge 3 zeigt, wie weit die Eisschmelze mittlerweile vorangeschritten ist, und begleitet einen Eisbrecher auf seiner Arktis-Reise, die an Eisbären vorbei durchs dickste Eis führt.

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Quelle: ZDF

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