: Was wäre, wenn alle Menschen vegan leben?
16.07.2024 | 06:00 Uhr
Immer mehr Menschen leben aus tierethischen Gründen oder für den Klimaschutz vegan. Was passiert, wenn die gesamte Menschheit auf tierische Produkte verzichten würde?
Veganismus ist im Trend. Viele wünschten, er setzte sich weltweit durch. Für Tiere wäre das eine gute Nachricht, für das Klima ebenso - aber auch für unsere Gesundheit?
22.05.2024 | 05:30 minSofortiger Verzicht auf Fleisch für viele ein Schock
Eine weltweite Umstellung auf den Veganismus wäre radikal. 82 Milliarden Nutztiere würden weltweit quasi nutzlos. Dabei wäre nicht nur die Nahrungsmittelindustrie betroffen. Tierversuche, Leder, Pelz, Bienenwachs - all das gäbe es dann nicht mehr. Selbst für Kondome werden teilweise tierische Inhaltsstoffe verwendet.
Ersetzen könnte man diese durch pflanzliche oder synthetische Rohstoffe. Das wäre zweifellos eine große Herausforderung. Der Zukunftsforscher und Autor Joel Luc Cachelin, der sich intensiv mit der Utopie einer veganen Welt auseinandergesetzt hat, kommt daher zu dem Schluss, dass der sofortige Verzicht auf Fleisch zu einem Schock für die Menschen führen würde.
Ich glaube, [die Menschen] würden sehr wütend werden und wahrscheinlich rebellieren. In einem zweiten Schritt würde ich erwarten, dass sehr viel Innovation geweckt wird.
Genügend tierfreie Nahrung für Weltbevölkerung?
Genau diese Innovationskraft und der Wille, alles zu verändern, wären unabdingbar. In der Landwirtschaft würden durch den Wegfall der Tiere viele Flächen frei. Doch nicht alle eignen sich für den Ackerbau. Ob es überhaupt möglich wäre, genügend Nahrung für die Weltbevölkerung zu produzieren, ist umstritten.
Neue Chancen für Landwirtschaft und Ernährung
Einige neue landwirtschaftliche Konzepte könnten wichtiger werden. Auf dem Meer angebaute Mikroalgen könnten wichtige Proteinlieferanten werden und "Vertical Farming" könnte an Relevanz gewinnen.
Eine zentrale Rolle käme wohl auch den industriell hergestellten Lebensmitteln wie Laborfleisch zu. Diese könnten neben der Ernährung auch eine kulturelle Funktion einnehmen.
In einer veganen Welt würden neue Branchen entstehen.
Zumal die Leute wahrscheinlich nicht bereit seien, sich ganz anders zu ernähren und alte Gewohnheiten, wie eine Wurst oder ein Steak zu essen, weiter pflegen wollten, vermutet Zukunftsforscher Cachelin. "Laborfleisch ist eine Möglichkeit, diese Traditionen fortzusetzen."
Es sieht aus wie Fleisch, es schmeckt so, doch es stammt nicht vom Tier. In Kalifornien kommen Fleisch und Fisch jetzt aus dem Bioreaktor. Wie gut sind Fleischersatz und alternative Lebensmittel schon?
02.05.2024 | 44:31 minMedizinische Langzeitfolgen nicht abschätzbar
Neben der gesellschaftlichen Akzeptanz ist auch die Frage nach gesundheitlichen Folgen wichtig. Lia Bally, Leiterin der Ernährungsmedizin am Inselspital Bern, hält eine Erhöhung des Anteils pflanzlicher Nahrungsmittel für sinnvoll.
Doch welche medizinischen Folgen eine sofortige Änderung der weltweiten Ernährung mit sich bringen würde, ist schwer einzuschätzen. Es fehle schlichtweg an der Datengrundlage, um die medizinischen Langzeitfolgen abzuschätzen.
Was wir befürchten, ist, dass es zu Mangelerscheinungen käme, weil wir zu wenig Vitamin B12 oder Calcium aufnehmen.
Woher kommt der Mordshunger auf Fleisch, und kann künstliches Laborfleisch diesen stillen?
04.01.2023 | 05:58 minRein pflanzliche Ernährung bietet Vorteile
Heute verfügbare Fleischersatzprodukte seien noch nicht uneingeschränkt vergleichbar mit Fleisch. Besonders wichtig wäre ein breites Allgemeinwissen über die Zusammensetzung pflanzlicher Nahrungsmittel, so die Expertin.
Dann könnte eine rein pflanzliche Ernährung sogar gesundheitlich vorteilhaft sein. Ein Beispiel laut Joel Luc Cachelin sind steigende Antibiotikaresistenzen beim Menschen aufgrund des massenhaften Einsatzes in der Nutztierhaltung.
Umgang mit Tieren - Mai klärt auf, ob es eine Alternative zu Tierversuchen gibt.
23.10.2022 | 31:40 minVeganismus ist effektiv im Kampf gegen den Klimawandel
Auf das Klima hätte eine vegane Welt positive Auswirkungen. Etwa 15 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen stammen aus der Nutztierhaltung, sagt ETH-Klimaforscher Cyril Brunner. Um die von uns gesetzten Klimaziele zu erreichen, sei Veganismus keine Voraussetzung. Doch würden wir ab morgen auf Nutztiere verzichten, wäre es im Jahr 2050 0,15 Grad weniger warm.
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das wären etwa zehn Prozent davon - es ist also nicht wegzureden.
Neben der Reduzierung der Treibhausgasemissionen gäbe es noch einen zweiten Punkt, so Brunner. Die Nutztierhaltung beanspruche sehr viel Platz. Dieser werde häufig durch das Abholzen von Wäldern gewonnen. So wurden global ein Drittel der Waldflächen bereits gerodet. Bei einer weltweiten veganen Lebensweise würde ein großer Teil dieser Flächen nicht mehr gebraucht werden, erklärt Brunner. Auf einigen frei werdenden Flächen könnten dann neue Wälder entstehen, die wiederum klimaschädliches CO2 binden würden.
"Liebe geht durch den Magen" – aber leider ist nur ein Teil von dem, was wir tagtäglich zu uns nehmen, zum Wohl von Mensch, Tier und Umwelt.
20.10.2023 | 27:08 minWie realistisch ist eine vegane Welt?
So spannend dieses Gedankenexperiment auch ist, so klar ist auch, dass diese Vision, wenn überhaupt, erst in ferner Zukunft Realität werden könnte. Auch wenn eine strikt vegane Ernährung in Zukunft unwahrscheinlich ist, so ist sich Joel Luc Cachelin zumindest sicher, dass weniger Fleisch, Eier und Milchprodukte konsumiert werden. Und auch in unserem Gedankenexperiment würde es wohl noch Nutztiere geben. Zur Landschaftspflege und weil ihre Anwesenheit uns gut tut.
Die Klimakrise gefährdet die Landwirtschaft und damit unsere Ernährung. Wäre Gentechnik eine Lösung für die Landwirtschaft?
25.10.2021 | 17:14 minQuelle: ZDF