Update

: Baerbock in der anderen Welt

von Theo Koll
05.06.2023 | 04:15 Uhr
Außenministerin Baerbock besucht Brasilien. Eine weitere Auslandsreise, die zeigt, welchen Stellenwert Deutschland international hat.

Guten Morgen,

Es war Annalena Baerbock, die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine davon sprach, man sei in einer anderen Welt aufgewacht. Mit jeder Auslandsreise - und davon gibt es derzeit viele - dürfte den Ampel-Vertretern klarer werden, wie anders die Welt wirklich ist - und auch schon vor dem ersten russischen Schuss längst war.
Die drei deutschen Säulen - USA für Sicherheit, China für Waren und Wohlstand, Russland für billige Energie - sind rissig bis zerbröselt. Das neue deutsche Konzept ist eher eine ganze Säulenhalle, genannt Multipolarität. Aber siehe da: Die Welt hat nicht auf uns gewartet.
Es gibt längst andere Allianzen und es gibt viele tief sitzende emotionale Ablehnungen des alten Westens. Das begegnet dem Kanzler rechts und links auf seinen Reisen. Wenn in Südafrika der russischen Perspektive auf den Ukraine-Krieg mehr Glauben geschenkt wird, oder wenn in Indien der Profit mit russischem Sanktions-Gas mehr zählt, als die Solidarität gegen den Aggressor.
Heute nun trifft Außenministerin Baerbock in Brasilien unter anderem den außenpolitischen Berater von Präsident Lula. Der hat sich bisher weder eindeutig an die Seite der Ukraine gestellt, noch die von Berlin erbetene Lieferung von Munition für die Ukraine zugesagt.
Und auf das groß angekündigte deutsch-brasilianische Wasserstoffprojekt warten die Beteiligten noch immer, die Verträge mit den Chinesen aber sind längst fertig. China will einen Großteil seiner 20 Milliarden Euro Auslandsinvestitionen in Brasilien investieren.
Schon in seinen ersten Amtszeiten hat der brasilianische Präsident die Nähe zu China gesucht, den Soja- und Fleisch-Export nach China vervielfacht. Heute scheint er sich für Kontinuität seines antiwestlichen Kurses entschieden zu haben. Dass Brasilien schon seit 2008 durch eine strategische Partnerschaft mit Deutschland verbunden ist und von Berlin mit Hunderten Millionen Euro Entwicklungshilfe unterstützt wurde - das sind da offensichtlich Randnotizen.
Ja, es ist eine andere Welt da draußen - und es war allerhöchste Zeitenwende sich darauf einzustellen.
Aber: Auch anders kann gut sein. Und in diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine rundum gelungene Woche.
Theo Koll, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin

Was im Ukraine-Krieg passiert ist

Russland sieht ukrainische Großoffensive gescheitert: Moskau hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums eine ukrainische Großoffensive im Süden der Region Donezk vereitelt. "Ziel des Gegners war, unsere Verteidigung an dem Teil der Front zu durchbrechen, der seiner Ansicht nach am verletzlichsten war", teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass in der Nacht zum Montag mit.
Erneute Kämpfe in russischer Grenzregion: In der russischen Grenzregion Belgorod sind unterdessen offenbar erneut Kämpfe zwischen der Armee und an der Seite der Ukrainer kämpfenden Freiwilligenverbänden aufgeflammt. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow bestätigte Gefechte in der Ortschaft Nowaja Tawolschanka.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

Was heute noch wichtig ist

Europäischer Gerichtshof urteilt zu umstrittener Justizreformen in Polen: Konkret geht es um ein Gesetz aus dem Jahr 2019, mit dem Polen nach Einschätzung der EU-Kommission die Unabhängigkeit polnischer Richter unzulässig beschnitt. Das Urteil dürfte auch Einfluss auf das im Eilverfahren gegen Polen verhängte Zwangsgeld haben.
Pistorius in Indonesien: Die Bundesregierung hat sogenannte Leitlinien zum Indopazifik erstellt, in denen es um ein stärkeres Engagement Deutschlands in der wirtschaftlich und strategisch wichtigen Region geht. Der Verteidigungsminister wird auch noch nach Indien reisen.
re:publica öffnet in Berlin: Die Digitalkonferenz steht unter dem Motto "CASH". Ein großes Thema in diesem Jahr ist der Umgang mit Künstlicher Intelligenz und ihre Regulierung durch die Politik. Erwartet wird reichlich Politprominenz, wie die Bildergalerie unter dem Link zeigt.

Video des Wochenendes

Laut wird Olaf Scholz selten. Der Bundeskanzler gilt als beherrscht, als ruhiger Charakter. Als er zu Beginn des Wochenendes bei einer Rede von Störern ausgebuht und als "Kriegstreiber" betitelt wird, erlebt das Publikum jedoch einen anderen Scholz. "Kriegstreiber ist Putin", reagiert der Kanzler empört - und verteidigt seine Ukraine-Politik so lautstark wie selten:

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So wird das Wetter heute

Am Montag sind die Wolken im Südosten oft dicht und es gibt Schauer und Gewitter. Sonst scheint wieder die Sonne und es bleibt trocken. Die Höchstwerte liegen zwischen 19 und 28, an der Nordsee bei 16 Grad.
Quelle: ZDF
Zusammengestellt von Kevin Schubert
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