Update

: Wie weit reicht das Katastrophen-Bewusstsein?

von Katja Belousova
12.09.2023 | 17:09 Uhr
Bei Überflutungen in Libyen sind Tausende Menschen gestorben. Aufmerksamkeit gab es dafür nur spät. Die Folgen sind dramatisch.

Guten Abend,

während wir uns gestern mit Diktatoren, Krim-Bohrtürmen, Taurus-Marschflugkörpern und der deutschen DFB-Elf beschäftigten, haben wir eine Katastrophe, die sich vor Europas Haustür abspielte, fast übersehen: die schweren Überschwemmungen in Libyen mit unzähligen Toten. Eine Folge der schwersten Regenfälle seit Jahrzehnten.
Allein in der libyschen Stadt Darna wurden mindestens 1.000 Leichen geborgen. 10.000 weitere Menschen werden laut Rotem Kreuz noch vermisst - das entspricht einer Kleinstadt. Tausende Tote, zerstörte Existenzen und ein Land, das noch weiter im Chaos versinkt - Libyen steht unter Schock.

12.09.2023 | 01:26 min
Und wir? Können die Tragödie kaum begreifen - für viele Menschen liegt Darna zu weit weg. Weiter als es 2.000 Kilometer Luftlinie vermuten lassen. Unser Katastrophen-Bewusstsein hat nur selten Kapazitäten über Europa oder die westliche Welt hinaus.
Für Libyens Bevölkerung ist das besonders bitter. Denn anders als etwa Marokko, das gerade erst von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht wurde, ist Libyen ein politisch zersplittertes Land.
Mehr zum Erdbeben in Marokko:

12.09.2023 | 01:22 min
Statt Einheit gibt es dort aktuell zwei rivalisierenden Regierungen - eine Folge des Bürgerkriegs von 2011, samt westlicher Intervention. Diese Zersplitterung und die Tatsache, dass das Land die letzten Jahre nur Krieg kannte, verhindern effektive, schnelle Hilfsmaßnahmen und den Einsatz von Rettungskräften.
Unter anderem die EU und die Türkei haben nun Hilfe angeboten. Die ist dringend nötig - denn Teile des Katastrophengebiets sind libyschen Angaben zufolge weiter unzugänglich. Etwa das schwer betroffene Darna. Für die Opfer vor Ort ist das keine gute Nachricht.

Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist

Russisches Öl über Indien nach Deutschland? Die deutschen Ölimporte aus Indien haben laut Statistischem Bundesamt in diesem Jahr stark zugenommen - Indien wiederum bezieht große Mengen russisches Rohöl. Diese Importe stiegen an. Das wirft Fragen nach der Wirkung des europäischen Öl-Embargos im Zuge des Ukraine-Kriegs auf.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

Was darüber hinaus wichtig ist

Halbzeitbilanz der Ampel-Versprechen: Die Ampel-Regierung hat laut einer Analyse bereits knapp zwei Drittel der Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt oder ist sie angegangen - trotz vieler Streitthemen.
Droht Google bald die Zerschlagung? Ein Gerichtsprozess in den USA könnte dem Tech-Riesen Google bald zum Verhängnis werden. Was wirft das US-Justizministerium dem Unternehmen vor und wie könnte der Prozess ausgehen?
Was hat der Runde Tisch zu Long Covid gebracht? Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat heute in Berlin zu einem Runden Tisch eingeladen, um über Long Covid zu sprechen. Dabei versprach er mehr Geld und Medikamente, um die Erkrankung zu behandeln. Patientenschützern reicht das nicht.

12.09.2023 | 01:54 min

Weitere Schlagzeilen

Ein Lichtblick

Mit der Rikscha in ein neues Leben: "Das war das Allerbeste, was mir passieren konnte", erzählt Michel. Er war drogenabhängig und arbeitslos. Seit zehn Jahren ist er clean - und fährt Menschen mit der Rikscha durch Münster:

12.09.2023 | 06:36 min

Zahl des Tages

2,6: Die Zahl der Menschen ohne Internetanschluss ist in Deutschland leicht gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, konnten sich im vergangenen Jahr 2,6 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren keinen Zugang zum Internet leisten. Das waren 0,4 Prozentpunkte mehr als 2021.

Gesagt

Venedig wird immer allen offen stehen.
Luigi Brugnaro, Bürgermeister Venedig
Venedig sehen - aber nur gegen Geld: Ab dem Frühjahr müssen Tagestouristen fünf Euro zahlen, um das historische Zentrum der Lagunenstadt zu sehen. Ausgenommen von der Eintrittsgebühr seien Anwohner, Pendler, Studenten und Kinder unter 14 Jahren sowie Touristen, die in der Stadt übernachten, hieß es in einer Erklärung.
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Streaming-Tipps für den Feierabend

Der Dokumentarfilm "Die Frist" stellt eine unbequeme Frage: Was würde Sie in den letzten Tagen vor Ihrem Haftantritt tun? Genau damit werden Guang, Jürgen und Vitali konfrontiert. Sie alle wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt und werden während ihrer letzten Tage in Freiheit von einem Kamerateam begleitet. Was passiert mit der Wohnung? Wem sagen sie die Wahrheit? Von wem verabschieden sie sich? Und wer bringt sie am letzten Tag vor das Gefängnistor? Das erfahren Sie in der ZDF-Mediathek. (76 Minuten)

12.09.2023
Zurück auf die Schulbank geht es in der Reportage-Reihe "Hauptschulklasse 9a". Darin begleitet Philipp Lutz sechs Monate lang die neunte Klasse einer Hauptschule im Kölner Stadtteil Kalk. Was beschäftigt die Jugendlichen? Welche Perspektiven haben sie? Und wie läuft der Schulalltag in einem als Problembezirk bezeichneten Viertel? Drei Folgen bieten Antworten. (30 Minuten je Folge)

10.09.2023 | 30:09 min

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