: Drina: Müll statt Idyll

22.01.2023 | 07:44 Uhr
Smaragdfarbenes Wasser, atemberaubende Landschaften - dafür ist die Drina samt Nebenflüssen in Bosnien-Herzegowina bekannt. Aber derzeit ist sie eine Müllkippe - wieder einmal.
Abfall in der Drina in Bosnien-HerzegowinaQuelle: dpa
Plastikflaschen, rostige Fässer, Altreifen, Treibholz, ein Kühlschrank - die Drina bei Visegrad hat sich in eine schwimmende Müllhalde verwandelt. Grund: Heftige Regenfälle und ungewöhnlich milde Temperaturen ließen die Flüsse in Bosnien-Herzegowina anschwellen. Dabei wurden schlecht angelegte Mülldeponien an der Drina und ihren Nebenflüssen unter Wasser gesetzt und tonnenweise Abfälle fortgeschwemmt. Diese stauen sich jetzt vor einem Wasserkraftwerk bei der Kleinstadt Visegrad.
In den vergangenen Tagen seien gewaltige Wassermengen zusammengekommen, auch aus Montenegro, sagt Dejan Furtula von der Umweltgruppe Eko Centar Visegrad. Das Hochwasser lasse jetzt zwar nach. Das Abfallproblem aber bleibe:
Der enorme Zustrom von Müll hat leider nicht aufgehört.
Dejan Furtula, Umweltaktivist

Es ist "Müllsaison"

Die Drina fließt von den Bergen im Nordwesten Montenegros über 346 Kilometer durch Serbien und Bosnien. Einige ihrer Nebenflüsse sind für ihr smaragdfarbenes Wasser und ihre atemberaubende Landschaft bekannt. Ein Abschnitt entlang der Grenze zwischen Bosnien und Serbien ist bei Floßfahrern sehr beliebt - wenn nicht gerade "Müllsaison" ist, so wie jetzt.
Drina: Der Regen spült Müll von den Hängen in den FlussQuelle: AP
Furtula schätzt, dass sich in den vergangenen Tagen bei Visegrad etwa 10.000 Kubikmeter Müll angesammelt haben. In den vergangenen Jahren sei es in etwa genauso viel gewesen. Das wegzuräumen, dauere im Durchschnitt bis zu sechs Monate. Das Zeug komme auf die städtische Müllkippe, die bereits mit den Abfällen aus Visegrad überfordert sei. Dort brenne praktische immer etwas. "Das ist nicht nur eine große Gefahr für Umwelt und Gesundheit, sondern auch sehr beschämend für uns alle".
Wie schon in den vergangenen Jahren - Flüsse voller Müll im Balkan:

Nachholbedarf bei Müllentsorgung

Jahrzehnte nach den verheerenden Kriegen beim Zerfall Jugoslawiens in den 1990er Jahren liegen die Balkanstaaten heute sowohl wirtschaftlich als auch mit Blick auf den Umweltschutz hinter dem übrigen Europa zurück. Es gibt kaum Fortschritte beim Aufbau einer umweltverträglichen Müllentsorgung, obwohl die EU-Kandidaten bereits einige Gesetze und Vorschriften der Europäischen Union übernommen haben. Täler und Hügel sind mit nicht genehmigten Müllhalden übersät, Abfall liegt auf den Straßen. An den Bäumen hängen Plastikbeutel. Mancher Abfall landet direkt in den Flüssen.
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Quelle: AP

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