: Öl von Schrotttanker im Roten Meer geborgen

11.08.2023 | 20:42 Uhr
Als tickende Zeitbombe wurde der schrottreife Tanker vor Jemen bezeichnet. Millionen Liter Öl drohten auszulaufen, mit verheerenden Folgen. Jetzt kann aufgeatmet werden.
Der Öltanker "FSO Safer" verrottet langsam und muss deshalb vor der Küste Jemens geborgen werden.Quelle: dpa
Es war eine extrem heikle Bergung: Unter Leitung der Vereinten Nationen wurde im Roten Meer seit Ende Juli Öl aus dem schrottreifen Tanker "FSO Safer" gepumpt. Nun ist mit mehr als einer Million Barrel das gesamte Öl abgepumpt worden. Damit ist eine beispiellose Umweltkatastrophe abgewendet worden.
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Die 47 Jahre alte "FSO Safer" liegt seit den 80er Jahren vor der strategisch wichtigen Hafenstadt Hodeidah vor Anker und wurde als schwimmendes Lager- und Entladeterminal für Öl genutzt. Sie wurde seit dem Beginn des Kriegs zwischen Regierungstruppen und Huthi-Rebellen im Jemen im Jahr 2015 nicht mehr gewartet. Das Schiff drohte auseinanderzubrechen oder zu explodieren.

Weltweit Erleichterung über Bergung

Nun ist die Bergung des Öls abgeschlossen. Dadurch sei eine "monumentale ökologische und humanitäre Katastrophe" abgewendet worden, sagte ein Sprecher im Name des UN-Generalsekretärs António Guterres. Der Chef des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP), Achim Steiner, betonte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa:
Wir haben eine tickende Zeitbombe entschärft.
Achim Steiner, UNDP-Chef
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte, die Rettungsaktion vor Jemens Küste unter Leitung der Vereinten Nationen habe gezeigt, "was möglich ist, wenn die internationale Gemeinschaft gemeinsam anpackt".

Bergung der "Safer" noch nicht finanziert

Trotz Etappensieg braucht das UNDP dringend Geld für eine saubere Verschrottung des Tankers. Steiner kritisiert die bislang wenig spendable Öl- und Gasindustrie scharf.
Dass Öl- und und Gasgesellschaften, die ein Rekordjahr mit Gewinnen in Milliardenhöhe hinter sich haben, sich nicht in der Lage sehen, sich zu beteiligen, ist peinlich und schwer nachzuvollziehen.
Achim Steiner, Chef UN-Entwicklungsprogramm
Er habe die Chefs von mehreren Firmen nun angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Das UNDP habe schon Vorschüsse leisten müssen und dafür Geld aus Töpfen nehmen müssen, das nun nicht mehr für humanitäre Projekte zur Verfügung stehe.
Die gesamte Aktion inklusive Verschrottung der 350 Meter langen "Safer" kostet umgerechnet rund 130 Millionen Euro - und ist noch nicht komplett finanziert. Deutschland gehört mit gut zwölf Millionen Dollar zu den größten Spendern für die Aktion.

Vor der Küste Jemens liegt mit dem maroden Supertanker FSO Safer eine tickende Zeitbombe. In einer Bergungsaktion werden die über eine Million Barrel Rohöl an Bord nun abgepumpt.

28.07.2023 | 01:57 min

UNDP-Chef: Umweltschäden abgewendet

"Mit dem Abschluss des Umpumpens ist eine der größten drohenden ökologischen Katastrophen vermieden worden", sagte Steiner. Ein Unglück auf der "Safer" hätte jahrzehntelange Folgen gehabt.
Das Schiff wäre zu einem Symbol für verheerende Umweltschäden geworden wie einst die "Exxon Valdez". Der Tanker war 1989 vor Alaska auf Grund gelaufen. Die daraus resultierende Ölpest gilt bis heute als größte Umweltkatastrophe der internationalen Schifffahrt. "Durch das, was wir in den letzten Wochen geschafft haben, wird sich in einigen Monaten Gott sei Dank niemand mehr an den Namen "Safer" erinnern."

Was mit dem geborgenen Öl passiert

Das Öl befindet sich nun auf dem Tanker "Yemen" (nach der englischen Schreibweise des Bürgerkriegslandes). Das UNDP hatte ihn eigens für die Aktion gekauft. Auf der "Safer" müssen jetzt mit Meerwasser die Tanks gesäubert werden. Das Wasser wird auch auf der "Yemen" gelagert. Verträge darüber, wo die "Safer" anschließend verschrottet wird, stehen nach Angaben Steiners kurz vor dem Abschluss.
Die "Yemen" bleibt in jemenitischen Gewässern. Beide Seiten des Konflikts hätten im Prinzip zugestimmt, dass das Öl verkauft wird und der Erlös den Menschen zugutekommt, so das UNDP.

UNDP behält Aufsicht über Tanker

Die Situation im Land gilt als eine der größten humanitären Katastrophen der Welt. Der Bürgerkrieg begann 2014, als Huthi-Rebellen große Teile des Landes überrannten. Er ist bis heute ungelöst. Mehr als drei Viertel der gut 30 Millionen Einwohner im Jemen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Diese Doku aus dem Jahr 2021 zeigt Einblicke in das Bürgerkriegsland Jemen
Vorstellbar wäre aus UN-Sicht, dass der Erlös aus dem Verkauf des Öls in einen Sonderfonds unter UN-Aufsicht fließt. Der Fonds könnte das Geld nach vorher von allen Seiten vereinbarten Prinzipien verteilen.
Verhandlungen über die Modalitäten des Ölverkaufs stehen noch aus. Das UNDP behält bis Ende des Jahres die Aufsicht über die "Safer" und wird Spezialisten der staatlichen jemenitischen Ölgesellschaft für die Wartung des Tankers "Yemen" ausbilden.
Quelle: dpa

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