: Experten warnen vor Minischwein-Trend

06.11.2023 | 09:46 Uhr
Sie sehen süß aus, lassen sich auch mal knuddeln - aber Minischweine sind keine normalen Haustiere, warnen Experten. Denn sie machen viel Arbeit und es gibt viele Regeln.
Minischweine sollten am besten draußen und immer mindestens im Doppelpack gehalten werden, sagen Experten.Quelle: imago/Zoonar
Minischweine werden bei Sabine Bracker auf dem Gnadenhof bei Ebstorf in der Lüneburger Heide häufig abgegeben. "Es ist unglaublich, wie viele Schweine in Einzelhaltung als Hundeersatz leben", berichtet die "Schweineschützerin". Schweine seien zwar mal zum Kuscheln da, aber sie seien keine Kuscheltiere. Viele Menschen wüssten gar nicht, dass die kleinen, süßen Ferkel auf Dauer viel Arbeit machen.
Spätestens mit der Geschlechtsreife, wenn die kleinwüchsigen Hausschweine auch aggressiv sein können, geben viele Besitzer sie wieder ab: "Im Schnitt halten sie drei Jahre durch." Ein Minischwein muss unter 100 Kilogramm wiegen, die durchschnittliche Schulterhöhe liegt bei 50 Zentimetern, die Körperlänge beträgt knapp einen Meter.
Mit ihrem gemeinnützigen Verein kann Bracker nicht alle aufnehmen. Zudem ist sie auf Spenden angewiesen, um den Betrieb in Niedersachsen am Laufen zu halten.

Mit Tieren den Lebensraum zu teilen ist für viele Menschen heutzutage selbstverständlich, aber das war nicht immer so.

14.06.2023 | 08:30 min

Halter müssen Tier- und Seuchenschutz beachten

Das Veterinäramt des Landkreises Lüneburg spricht sogar von einem neuen Trend zum Minischwein. Die Tiere müssten aber so gehalten werden, dass es ihrer Art entspricht und der Seuchenschutz gewährleistet ist. Sie unterliegen besonderen Tierschutz- und Tierseuchen-Vorschriften und müssen angemeldet werden. Auslauf- und Freilandhaltungen sind wegen möglicher Tierseuchen anzuzeigen. Klauenpflege und Ernährung sind ebenfalls wichtig.
Schweine, auch wenn sie klein sind, sind keine Kuscheltiere. Ihre Haltung lässt sich nicht mit der von Hunden oder Katzen vergleichen. Sie haben ganz andere Bedürfnisse.
Jochen Gronholz, Leiter des Veterinärwesens
Man tue den Tieren keinen Gefallen, wenn man sie in der Wohnung hält und Gassi führt. Nicht nur aus Tierschutzsicht steht der Experte dem Trend kritisch gegenüber. Auswirkungen kann die Haltung auch auf die Verbreitung von Seuchen wie der Afrikanischen Schweinepest, der Aujeszkyschen Krankheit oder der Maul- und Klauenseuche haben.

Seine neue Dokumentation mache auf den "Unterschied zwischen unserem Umgang mit Haustieren und Nutztieren" aufmerksam, so Hannes Jaenicke, und zeige "was für ein großartiges Tier das Schwein ist".

30.05.2022 | 06:09 min

Auch kleine Tiere können Krankheiten übertragen

"Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass die Haltung von uns genehmigt werden muss", sagt Gronholz. Auch die kleinen Schweine könnten Tierkrankheiten übertragen. Für sie gelten besondere Vorschriften für die medikamentöse Versorgung.
Im schlimmsten Fall verbreiten sie ein Virus auf große Bestände. So müssen zum Beispiel ihre Ausläufe doppelt umzäunt werden, selbst im heimischen Garten. Eine weitere wichtige Regel: Halterinnen und Halter sollten keine Speisereste verfüttern. Viele Schweinepest-Ausbrüche ließen sich darauf zurückführen.
Minischweine sind laut Experten sehr gelehrige Tiere. In Studien haben sie bemerkenswerte Leistungen erzielt. So berichteten ungarische Forscher zum Beispiel, dass in Familien aufgewachsene Minischweine Aufgaben eigenständiger lösen können als Hunde. Sie sollten aber am besten draußen und immer mindestens im Doppelpack gehalten werden, da es Rottentiere sind. Vor allem eine Mietwohnung ist kein geeignetes Umfeld. Tierschutzverbände sehen die Haltung grundsätzlich kritisch.
Quelle: dpa

Mehr über Haustiere