Interview

: Frau Baerbock, wann hört das endlich auf?

24.02.2024 | 23:31 Uhr
Seit zwei Jahren wehrt sich die Ukraine gegen Russlands brutalen Angriff - ein Ende ist nicht in Sicht. Außenministerin Baerbock sieht momentan keine Alternative zum Krieg.

Außenministerin Baerbock in Odessa im Gespräch mit dem Moderator des ZDF heute journals, Christian Sievers.

24.02.2024 | 04:48 min
Am zweiten Jahrestag des russischen Angriffskrieges ist die große Frage: Wie soll es weitergehen? Wann ist dieser Krieg endlich zu Ende? Außenministerin Annalena Baerbock ist zum Überraschungsbesuch in die Ukraine gereist. Auch viele andere westliche Verbündete beteuern die Solidarität mit der Ukraine. Aber: Dem Land geht die Munition aus, die Städte sind zerbombt, die Armee erschöpft, die Menschen geflohen. Wie soll es weitergehen?
Lesen Sie hier das Interview in Auszügen oder sehen Sie oben das ganze Gespräch im Video.
Das sagt Außenministerin Annalena Baerbock dazu,

... dass der Krieg auch nach zwei Jahren kein Ende zu nehmen scheint

"Zunächst muss man sich", betont Annalena Baerbock, "nochmal vergegenwärtigen: Zwei Jahre bedeutet 731 Tage Raketenterror. Nicht zu wissen, ob der Bruder, ob die Schwester an der Front noch leben. Die Kinder immer wieder im Keller, nicht mehr in der Schule."
Vor einem Jahr, so die Ministerin weiter, habe man "noch die Hoffnung gehabt, dass man die russische Besatzung zurückdrängen" könne. Jetzt - zwei Jahre danach - erlebe man, dass Wladimir Putin diesen Krieg "mit so viel Gewalt weitergeführt hat". "Mit Massakern weitergeführt hat", ergänzt Baerbock. "Und es ist eben nicht so, dass der Krieg zu Ende ist." Deswegen müsse man weiter militärische Unterstützung leisten, "weil es befreit Menschen, es rettet Leben".
Es ist der einzige Weg, zum Frieden zu kommen. 
Annalena Baerbock, Außenministerin

... dass die Munitionslieferungen der Verbündeten nicht reichen

"Wir waren nicht darauf vorbereitet, dass der Angriffskrieg nach Europa zurückkommt", gibt die Politikerin der Grünen zu. "Deswegen mussten wir ganz, ganz vieles anders machen, neu machen. Wir bauen jetzt Fabriken wieder für Munition - und das reicht vorne und hinten nicht, das ist vollkommen klar."
Deswegen müsse man schauen, "wo wir international weitere Unterstützung bekommen, gerade auch in den USA". Es sei natürlich eine "bittere Nachricht, dass es gerade in den USA keine Mehrheit dafür gibt".

In den frühen Morgenstunden am 24. Februar 2022 begann Putins Angriffskrieg auf die Ukraine. Aktuell wird in einem langen Stellungskrieg an mehreren Fronten gekämpft.

24.02.2024 | 01:58 min

... ob es doch Aussicht auf Frieden gibt

"Ich will auch, dass das aufhört", betont Baerbock. "Deswegen arbeiten wir, mein ukrainischer Außenministerkollege und ich, jeden Tag weltweit daran, dass wir zum Frieden kommen." Sie bekräftigt aber auch:
Putin will derzeit keinen Frieden.
Annalena Baerbock, Außenministerin
"Und deswegen", so Baerbock weiter, "ist das, was wir tun müssen, maximalen Druck international aufbauen - auf Länder wie China oder auch Iran und Nordkorea. Und solange Putin diesen Krieg nicht beendet - er könnte ihn morgen beenden, die Panzer zurückziehen - solange müssen wir die Ukraine militärisch unterstützen."

Die internationale Politik zeigt sich solidarisch mit der Ukraine. Doch im Kriegsgebiet bröckeln die Verteidigungslinien und weitere Unterstützung aus dem Westen wird benötigt.

24.02.2024 | 01:42 min

... ob es sinnvoll ist, mit Putin Verhandlungen anzustreben

Baerbock erklärt: "Es hat ganz zu Beginn Verhandlungen gegeben, da war die Ukraine zu Kompromissen bereit. Auf der Grundlage natürlich, dass Putin seine Truppen zurückzieht. Was ist dann passiert: Butscha, schlimmste Vergewaltigung, Menschen auf offener Straße erschossen!".
Putin mache jeden Tag deutlich, dass er weiter bombardiere. "Er sagt es ja auch: 'Ich will kein Frieden, ich will, dass die Ukraine aufgibt.'" Wenn die Ukraine sich ergebe, so die Ministerin, seien 40 Millionen Menschen unter der Diktatur Putins. "Vergewaltigung überall an der Tagesordnung, Erschießung. Das ist für Putin Frieden, aber das ist kein Frieden, das ist Unterdrückung und Leid". "Und wir wollen", betont Baerbock, "einen gerechten Frieden".
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