: US-Veteran am D-Day: "Wir mussten das tun"

von Lukas Nickel
06.06.2024 | 20:39 Uhr
Zum 80. Jahrestag des D-Day haben sich gut 25 Staatsoberhäupter in Frankreich eingefunden. Sie gedenken der Kriegsopfer - und warnen vor Gefahren für die Demokratie.

Zum Gedenken an die Landung der Alliierten in der Normandie vor 80 Jahren sind zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus aller Welt an die nordfranzösische Küste gekommen.

06.06.2024 | 02:59 min
"Hier, vor genau 80 Jahren, haben diese Männer alles herausgefordert, um unseren Boden, unsere Nation zu befreien." Das erklärt der französische Staatspräsident Emmanuel Macron am Omaha Beach in der Normandie. Dort fand die größte internationale Zeremonie in der Geschichte des Landes statt. Anlass ist der 80. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie, in Gedenken an die Toten und das Leid des Zweiten Weltkriegs.

Das war der D-Day

Am 6. Juni 1944 waren die Soldaten der Alliierten an den Stränden der Normandie gelandet. Der D-Day markierte den Auftakt der Befreiung Frankreichs und Westeuropas von der Nazi-Herrschaft ("Operation Overlord"). Er steht aber auch für ein unmenschliches Blutvergießen, Zehntausende Tote und Verwundete. Zur Streitmacht der Alliierten gehörten damals vor allem US-Amerikaner, Briten, Kanadier, Polen und Franzosen. Etwa 3.100 Landungsboote mit mehr als 150.000 Soldaten machten sich auf den Weg nach Nordfrankreich.

Am Abend des D-Days registrierten die Alliierten Verluste von rund 12.000 Mann, unter ihnen etwa 4.400 Tote. Die Zahl der deutschen Verwundeten, Vermissten und Gefallenen wird auf 4.000 bis 9.000 geschätzt. Im weiteren Verlauf der "Operation Overlord" sollen bis zur Eroberung von Paris wenige Monate später 200.000 Deutsche und 70.000 Verbündete ums Leben gekommen sein. In der verwüsteten Normandie starben bis zu 20.000 Zivilisten. (Quelle: dpa)

Mit dabei sind auch zahlreiche Regierungsoberhäupter, unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz und der US-amerikanische Präsident Joe Biden.

Nicht eingeladen: Wladimir Putin

Zu diesem Jubiläum nicht eingeladen ist der russische Präsident Wladimir Putin - französische Regierungskreise verweisen als Grund auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Bei vergangenen großen Jubiläen war Russland noch dabei. Zugegen dieses Jahr ist dafür der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, was als starkes Zeichen der französischen Regierung verstanden werden kann.
In seiner Rede stellt Macron auch eine Parallele her zwischen dem Kampf um die Freiheit damals und dem Kampf um die Freiheit heute: "Angesichts derer, die behaupten, Grenzen mit Gewalt zu verändern oder die Geschichte umzuschreiben, sollten wir uns derer würdig erweisen, die hier landeten. Ihre Anwesenheit hier an diesem Tag, Herr Präsident der Ukraine, sagt all das aus".

In Frankreich gedenken zahlreiche Staatenlenker des 80. Jahrestags der Landung der Alliierten in der Normandie. Welche Zeichen sendet das Gedenken in der Gegenwart, Thomas Walde?

06.06.2024 | 01:04 min

Das wahrscheinlich letzte Mal mit Veteranen

Auch vor Ort: Veteranen, die die Landung selbst als Teil der alliierten Streitkräfte miterlebt haben. Etwa 200 haben es insgesamt in die Normandie geschafft. Es ist wahrscheinlich das letzte Mal, dass die gut 100 Jahre alten Männer zu einem runden Jahrestag der Landung in die Normandie kommen können.
Einer von ihnen ist Bob Gibson aus New Jersey, 101 Jahre alt. Er landete am Utah Beach, dem westlichsten der Landungsstrände. "Du wachst immer wieder nachts auf. Weil du denkst, dass jemand auf dich schießt", sagt Gibson, wenn man ihn nach den Erlebnissen am Utah Beach fragt:
Aber wir waren froh, es zu tun. Es war unser Job. Wir mussten das tun. Oder?
Bob Gibson, US-Veteran

Vor genau 80 Jahren landeten Soldaten der Alliierten an den Stränden der französischen Normandie. Der D-Day markiert den Beginn der Befreiung Europas von Nazi-Deutschland.

06.06.2024 | 01:03 min

Warnung vor Gefahren für Europa

Der D-Day, sagt Historiker Christophe Prime vom Gedenkmuseum Mémorial de Caen, sei "der Beginn der Befreiung Westeuropas". Ein wichtiger historischer Moment also, der aber auch vor allem seit Beginn der internationalen Gedenkfeiern zu einem Anlass geworden sei, Politik zu betreiben. "Dieses Jahr vielleicht mehr als sonst, mit einem international besonders angespannten Kontext, vor allem mit Blick darauf, was gerade in der Ukraine oder auch in China passiert", so Prime weiter. US-Präsident Biden warnte vor der Verletzbarkeit von freien Gesellschaften:
Die Demokratie ist niemals garantiert. Jede Generation muss sie bewahren, sie verteidigen und für sie kämpfen.
Joe Biden, US-Präsident
Bundeskanzler Scholz schrieb in einem Namensartikel in der französischen Tageszeitung Ouest France, dass Russlands "brutaler Imperialismus" keinen Erfolg haben dürfe.

Tausende Tote alleine am ersten Tag

Insgesamt kämpften am D-Day rund 150.000 amerikanische, britische und kanadische Truppen mit ihren Verbündeten an fünf Stränden der normannischen Küste. Mehrere Tausend Menschen starben alleine an diesem 6. Juni. Heute ist der D-Day auch ein Magnet für internationalen Tourismus: Mehrere Millionen Menschen kommen jedes Jahr in die Normandie.

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