: Europaparlament zwischen Korruption und Krieg

von Isabelle Schaefers
24.04.2024 | 12:46 Uhr
Es ist die letzte Plenarwoche des Europaparlaments vor der Europawahl 2024. Fünf Jahre, 1.408 Abstimmungen zu Gesetzesvorhaben und viele Krisen liegen hinter den Abgeordneten.

In dieser Woche tagen die Abgeordneten im Europaparlament zum letzten Mal. Zwischen dem 6. und 9. Juni werden sich ihre Parteien dem Urteil der Wähler stellen.

24.04.2024 | 02:34 min

Der European Green Deal

Begonnen hatte diese Legislatur 2019 voller Euphorie für ein neues Projekt: den European Green Deal. Die damals noch neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verglich das Vorhaben mit dem Beginn einer Reise für Europa, die genauso bedeutend sei wie der erste Mensch auf dem Mond. Das hielten schon damals einige für übertrieben.
Aber jetzt, fast fünf Jahre später, ist von dieser Euphorie kaum noch etwas zu spüren. Zuletzt trug die Europäische Volkspartei (EVP), der auch die Kommissionspräsidentin angehört, den Green Deal nicht mehr voll mit. Die Fraktion wandte sich gegen einzelne Gesetzesvorhaben wie das Renaturierungsgesetz. Das Gesetz schaffte es dennoch - knapp. Doch der Green Deal ist angeschlagen.

Zwischen dem 6. und dem 9. Juni 2024 finden die Wahlen zum neuen EU-Parlament statt. 720 Abgeordnete werden die Interessen der europäischen Bürger vertreten.

17.04.2024 | 00:49 min

Der Ukraine-Krieg und die EU

Schon während der Corona-Pandemie wurde das Europaparlament ausgebremst. Die Krisenpolitik wie die Impfstoffbeschaffung übernahm die EU-Kommission. Dann die nächste Krise: Auch beim Ukraine-Krieg musste das Parlament sich vor allem auf symbolische Momente konzentrieren.
Als eine der ersten nach Kriegsbeginn reiste EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola in die ukrainische Hauptstadt Kiew. Die ukrainische First Lady Olena Selenska war in Straßburg zu Besuch genauso wie Julia Nawalnaja, die Witwe von Alexej Nawalny. Beim Thema Verteidigung hat das Parlament wenig zu sagen, was schon daran deutlich wird, dass der zuständige Ausschuss für Sicherheit und Verteidigung nur ein Unterausschuss zu den Auswärtigen Angelegenheiten ist.

50 Milliarden Euro an Hilfen hat die EU der Ukraine versprochen, doch im EU-Haushalt klafft ein Milliardenloch. Und etliche Staaten fordern mehr Geld - bspw. für Agrarprojekte.

08.12.2023 | 02:46 min

Der Korruptionsskandal im Europaparlament

Im Dezember 2022 wurde das Europaparlament plötzlich selbst zum Krisenherd: ein Korruptionsskandal im eigenen Haus. Die Griechin und damalige Vizepräsidentin Eva Kaili sowie einige andere Abgeordnete sollen Geld unter anderem von Katar angenommen haben, um in der EU im Sinne dieser Länder zu handeln.
Die EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola sagte damals: "Das europäische Parlament wird angegriffen. Die europäische Demokratie wird angegriffen." Sie versprach lückenlose Aufarbeitung und Reformen. Doch bis heute sind die Untersuchungen nicht abgeschlossen und die neu eingeführten Transparenzregeln werden von vielen Abgeordneten als nicht ausreichend kritisiert. Der Image-Schaden bleibt.

Im Dezember 2022 erschüttert der Korruptionsskandal "Katargate", in dessen Zentrum die ehemalige Vizepräsidentin Eva Kaili steht, Brüssel und das Europäische Parlament.

11.04.2024 | 90:41 min

Die EU-Asylreform

Eines der umstrittensten Vorhaben der letzten Jahre war die EU-Asylreform. Nachdem die EU-Mitgliedsstaaten sich auf eine Verschärfung der Asylregeln geeinigt hatten, setzte sich das Europaparlament bis zuletzt für mehr humanitäre Standards ein. Auch Deutschland hoffte darauf, dass das Europaparlament den Ratskompromiss in einigen Punkten wieder abschwächen würde.
Doch der Druck stieg, das Gesetz noch vor Ende der Legislatur durchzubringen - um fast jeden Preis. Viele fürchteten, eine Nicht-Einigung würde den Rechtspopulisten bei der Europawahl in die Hände spielen. Doch die Position der Mitgliedsstaaten war verhärtet, eine Abweichung kaum möglich. Und so trug das Parlament das Paket am Ende dennoch mit.

Das EU-Parlament hat die umstrittene Asylreform endgültig verabschiedet. Damit sollen die Kontrollen an den Außengrenzen verschärft und Flüchtlinge fairer verteilt werden.

10.04.2024 | 01:37 min

Die Rechtsstaatlichkeit

Die Mitgliedstaaten sitzen zwar letztlich meist am längeren Hebel, sind dafür aber auch gefangen in den Zwängen der Einstimmigkeit. Und so taten sich die Staats- und Regierungschefs in der Vergangenheit oft schwer, klare Worte etwa gegen Viktor Orban und seine Rechtsstaatsverletzungen zu finden. Das Europaparlament hingegen ist freier, trat immer wieder als Mahner auf und drängte die EU-Kommission, ungarische Gelder einzufrieren. Mit Erfolg.

Europa war für Ungarn, Slowenen, Tschechen und Slowaken das Versprechen von Freiheit, Wohlstand und Sicherheit. Was ist daraus geworden, was hat sich in 20 Jahren EU verändert?

25.04.2024 | 44:15 min
Mit der Forderung, dass Ungarn die anstehende Ratspräsidentschaft entzogen wird, konnte sich das Parlament hingegen nicht durchsetzen. Und: In der kommenden Legislatur werden wohl noch mehr Europafeinde in den eigenen Reihen sitzen. Klare Worte und Forderungen gegen Orban und Co, die von einer Mehrheit des Parlaments mitgetragen werden, werden also vermutlich schwieriger.
Isabelle Schaefers ist Korrespondentin im ZDF-Studio in Brüssel.

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