: MH17: "Warum mussten unsere Kinder sterben?"

von Britta Behrendt, Amsterdam
17.07.2024 | 06:26 Uhr
Vor zehn Jahren schossen russische Streitkräfte das Passagierflugzeug MH17 über der Ukraine ab, 298 Menschen verloren ihr Leben. Die Angehörigen wollen Putin auf der Anklagebank.

Vor 10 Jahren wurde ein Flugzeug von einer Flugabwehrrakete über der Ost-Ukraine getroffen, abgeschossen von russischen Separatisten. Fast 300 Menschen kamen um Leben.

17.07.2024 | 02:20 min
Vor zehn Jahren wurden auch sie zu den Opfern des Krieges in der Ukraine: die Insassen des Malaysian Airlines-Flugzeugs auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur.
Dort, wo sie abflogen, im niederländischen Vijfhuizen in der Nähe des Flughafens Schiphol, werden König Willem Alexander und Ministerpräsident Dick Schoof mit 1.300 Angehörigen und offiziellen Vertretern aus Australien, Belgien, Malaysia und der Ukraine den Jahrestag begehen. Auf der Gedenkstätte, einer weitläufigen Grünanlage, blühen Sonnenblumen: ein Verweis auf den Absturzort Rossypne, in der ukrainischen Region Donezk, wo bis heute gekämpft wird. Auch dort blühten einst Sonnenblumen.

Frontal berichtete über den Abschuss von Flug MH17 im Juli 2014 über der Ostukraine. Dabei starben 298 Menschen. Jetzt hat ein Strafgericht in den Niederlanden drei ehemals hochrangige pro-russische Separatisten verurteilt.

18.11.2022 | 03:43 min

MH17: Passagierflugzeug über der Ukraine abgeschossen

Am 17. Juli 2014, gegen 15 Uhr war das Flugzeug von einer russischen Abwehrrakete getroffen worden, abgefeuert von einer russischen Einheit, die sich auf ukrainischem von prorussischen Rebellen kontrolliertem Gebiet aufhielt. 298 Menschen kamen ums Leben. Der Abschuss dieser zivilen Luftfahrtmaschine löste eine internationale Krise aus.
In den Niederlanden war es wohl unser 9/11, weil die Auswirkungen in unserem kleinen Land so groß waren - nicht nur für uns als Familien, sondern auch für die Freunde, Kollegen und Klassenkameraden.
Hans de Borst, Angehöriger
Hans de Borst verlor seine Tochter Elsemiek, die zusammen mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und dessen Sohn auf dem Weg in die Ferien war.

Am 17. Juli 2014 wird der Linienflug MH17 über der Ostukraine abgeschossen, einem Gebiet der pro-russischen Separatisten. Steckt der russische Geheimdienst hinter der Tat?

16.10.2020 | 28:49 min

Angehörige der Opfer wollen vollständige Aufklärung

Silene und Rob Frederiksz verloren ihren Sohn Bryce und dessen Freundin Desi. Sie kämpfen seitdem unermüdlich darum, alle Informationen ans Licht zu bringen und die Täter zu finden. ,,Zu Beginn gab es kaum jemanden von den MH17-Angehörigen, der sprechen wollte. Und mir wurde sehr schnell klar, dass es einfach wichtig ist, das zu tun", so Silene.
Es ist nicht nur ein Flugzeug. Dahinter steckt eine Geschichte von Menschen, Familien, Opfern, Kindern, sogar Babys.
Silene Frederiksz, Angehörige
Diese Geschichte müsse erzählt werden. "Und der Kreml bestreitet und verwirft alles - Fake News. Du willst nicht wissen, was sie bereits gesagt und geschrieben und getan haben", sagt Silene Frederiksz.

Zwei Jahre Überfall auf die Ukraine: Was als kurze militärische "Spezialoperation" geplant war, entwickelt sich zum größten Krieg in Europa seit 1945.

18.02.2024 | 44:58 min

Russland startete Desinformationskampagne

Durch anhaltende Kampfhandlungen an der Unglücksstelle gelang es 2014 erst nach Wochen, Leichen und Leichenteile zu bergen. Auch die Aufklärung der Unglücksursache gestaltete sich schwierig - nicht zuletzt, weil Russland mit einer beispiellosen Desinformationskampagne eine Täterschaft leugnete. Ein Trauma, für die Angehörigen und das ganze Land.
  • Kreml weist MH17-Beteiligung Putins zurück

Ermittler beweisen Verantwortung Russlands

Mittlerweile haben das Joint Investigation Team (JIT), ein internationales Untersuchungsteam aus militärischen und zivilen Experten der fünf am Unglück involvierten Länder, und das Investigativ-Kollektiv Bellingcat schlüssig bewiesen, dass tatsächlich eine russische Einheit mit eigenem Waffensystem für den Abschuss verantwortlich ist.
In einem Hangar auf einer Luftwaffenbasis in Gilze Rijen wurde das Flugzeug aus den Wrackteilen rekonstruiert. Das Motiv für den Abschuss der zivilen Passagiermaschine ist auch zehn Jahre später unklar.

Im Juli 2014 stürzte in der Ostukraine Flug MH 17 ab, alle 298 Insassen kamen ums Leben. Wie eine Expertengruppe ermittelte, wurde der Flug mit einer BUK-Rakete russischer Bauart über der Ukraine gezielt abgeschossen.

09.03.2020 | 02:00 min

Russischer Offizier und ukrainische Rebellen verurteilt

Die niederländische Regierung hatte 2015 auf ein Tribunal vor den Vereinten Nationen gedrängt, scheiterte jedoch an einem Veto Russlands. Daraufhin wurde ein Strafprozess nach niederländischem Recht aufgesetzt. 2024 verurteilten die niederländischen Richter drei von vier angeklagten russischen Offizier und einen ukrainischen Rebellen in Abwesenheit zu lebenslangen Haftstrafen.
Das Verfahren ist damit nicht abgeschlossen. Wenn es neue Informationen gibt, soll es wieder aufgenommen werden. Für viele Angehörige gehört auch Wladimir Putin auf die Anklagebank. Ein Verfahren gegen Russland vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte läuft seit 2020 und ein drittes seit 2022 vor der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO.

Wrack-Rekonstruktion von Flug MH17 bald zugänglich?

Die Angehörigen in den Niederlanden wollen ein Informationszentrum in Vijfhuizen errichten und möglicherweise die Rekonstruktion des Wracks öffentlich zugänglich machen. Sie wollen, dass das Unrecht, das ihren Familien angetan wurde, nicht vergessen wird. In den letzten zehn Jahren haben sie sich gegenseitig unterstützt.
Hans de Borst: ,,Du hättest gerne Abschluss, aber dieser Kummer wird auch noch in fünf Jahren bleiben und in zehn oder zwanzig Jahren. Solange wir da sind, wird er bleiben - und der Unglaube: Warum mussten unsere Kinder sterben?"

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Quelle: ZDF
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