: Labour-Partei gewinnt absolute Mehrheit

05.07.2024 | 12:27 Uhr
Die Labour-Partei hat die Parlamentswahlen klar für sich entschieden - und kann die nächste britische Regierung stellen. Sunak hat seine Niederlage eingestanden und tritt zurück.

Die Labour-Partei siegte bei der Parlamentswahl mit klarem Vorsprung. Tories-Chef Sunak will nun auch als Parteichef abtreten.

05.07.2024 | 01:29 min
Zuvor hatte die Labour Party offiziell genug Stimmen für eine Mehrheit im Parlament gewonnen. Das ging am frühen Freitagmorgen aus den Ergebnissen der bis dahin ausgezählten Wahlkreise hervor. Um 5 Uhr (Ortszeit) kam Labour auf 326 der 650 Sitze des Unterhauses, während die Stimmauszählung in vielen Wahlkreisen noch andauerte. Dies bedeutet, dass Labour-Chef Keir Starmer der nächste britische Premierminister wird und mit seiner Partei eine Mehrheitsregierung bilden kann.
Laut Nachwahl-Befragungen kommt Labour insgesamt auf 410 der 650 Sitze im Unterhaus. Nach dem Vorliegen von mehr als der Hälfte der offiziellen Ergebnisse prognostizierte die BBC den regierenden Tories den Gewinn von 144 Sitzen im britischen Unterhaus. Zwar mehr als laut ersten Prognosen erwartet, für sie ist es aber das schlechteste Ergebnis in ihrer fast 200-jährigen Geschichte.

Die Labour-Partei hat die Parlamentswahl in Großbritannien gewonnen. Was die Briten jetzt erwartet, berichtet ZDF-Korrespondent Wolf-Christian Ulrich aus London.

05.07.2024 | 01:12 min

Rishi Sunak kündigt Rückzug von Parteispitze an

Premierminister Rishi Sunak räumte unterdessen die Niederlage seiner Konservativen Partei ein.
Die Labour-Partei hat diese Parlamentswahl gewonnen, und ich habe Sir Keir Starmer angerufen, um ihm zu seinem Sieg zu gratulieren.
Rishi Sunak, britischer Premierminister
Die Briten hätten "ein ernüchterndes Urteil" gefällt. "Ich übernehme die Verantwortung dafür." Seinen eigenen Wahlkreis gewann Sunak deutlich.
Sunak kündigte am Vormittag seinen Rücktritt als Parteichef der Tories an, sobald die formalen Regelungen für die Nachfolge geklärt seien.
ZDFheute Infografik
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London-Korrespondentin: "Fundamentale Machtverschiebung"

"Das Vereinigte Königreich erlebt eine fundamentale Machtverschiebung", sagt ZDF-Korrespondentin Hilke Petersen. "Die konservativen Tories verlieren so viele Sitze wie noch nie seit Beginn des 20. Jahrhunderts."
Die Mehrheit der Labour-Partei sei nach den Exit Polls doppelt so groß wie die von Boris Johnson 2019. Keir Starmer werde erst der vierte Labour-Premierminister in der Geschichte sein.
Der Wunsch der Briten, Rishi Sunak und die Konservativen rauszuwählen, war übergroß.
Hilke Petersen, ZDF-Korrespondentin

Keir Starmer bedankt sich bei Wählern

Auf X bedankte sich Starmer mit einer kurzen Nachricht: "Allen, die bei dieser Wahl für Labour Wahlkampf gemacht haben, allen, die für uns gestimmt und Vertrauen in unsere veränderte Labour-Partei gesetzt haben, gilt mein Dank."
Posting von Keir Starmer
Bis zur Auszählung aller Stimmen dürfte es aber noch Stunden dauern. Doch am wichtigsten Ergebnis der Wahl zweifelt niemand mehr: Die 14 Jahre währende Dominanz der konservativen Tories ist zu Ende.

Keine Begeisterung für Labour - Verdruss über Tories

Verantwortlich für den klaren Ausgang der Wahl ist nach Ansicht des renommierten Meinungsforschers John Curtice von der Universität Strathclyde in Glasgow jedoch nicht in erster Linie Begeisterung für Labour, sondern Verdruss über die bisherige Regierungspartei. Rishi Sunak war bereits der dritte Regierungschef seiner Partei in der vergangenen Legislaturperiode, die von wirtschaftlicher Stagnation und stark steigenden Lebenshaltungskosten geprägt war.
Die Briten erlebten in den 14 Jahren der Tory-Regierungen fünf konservative Premiers, 2022 waren es drei binnen vier Monaten. "Ich bin gerade aus Australien zurückgezogen und ich habe das Gefühl, dass alles in diesem Land schief gelaufen ist und viele Leute unzufrieden sind", sagte die 32-jährige Autorin Lanthe Jacob nach ihrer Stimmabgabe in Hackney in Ostlondon.

Vor der Parlamentswahl in Großbritannien liegt die Labour-Partei in den Umfragen weit vorn. "Das Duell zwischen Sunak und Starmer bleibt bis zum Schluss hoch spannend", so ZDF-Korrespondent Wolf-Christian Ulrich.

04.07.2024 | 01:22 min

Tories führten Negativ-Wahlkampf

Die Tories hatten vor allem einen Negativ-Wahlkampf geführt, vor Steuererhöhungen durch eine Labour-Regierung gewarnt und ein härteres Vorgehen hinsichtlich Migration und Sicherheit angekündigt. Dabei bekamen sie am Dienstag überraschende Unterstützung durch Ex-Premierminister Boris Johnson.
Auf einer Versammlung in London hatte dieser die Partei aufgefordert, die prognostizierte Wahlniederlage nicht als "ausgemachte Sache" zu betrachten.

Drei Wochen vor der Wahl sind die Tories weit abgeschlagen. Das Land steuert auf eine Labour-Regierung zu Und Rechtspopulist Farage ist zurück.

13.06.2024 | 01:20 min
Labour-Chef Starmer warb für eine Rückkehr zur Seriosität in der britischen Politik, versprach ein langfristiges Wirtschaftswachstum und präsentierte sich vor allem als Diener des Landes.

Glückwünsche zum Wahlsieg aus Deutschland

Aus Deutschland trafen bereits Glückwünsche an Starmer und seine Partei ein. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) richtete auf X einen "herzlichen Glückwunsch" an die "Freunde von der Labour Party und den künftigen Premierminister Keir Starmer" und schrieb von einem "neuen Kapitel der britisch-deutschen Freundschaft und Zusammenarbeit". Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gratulierte Starmer und Labour auf X.
Quelle: dpa, AP, Reuters, AFP

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