: Die Drahtzieher hinter dem Hamas-Terror

von Malte Möller
11.11.2023 | 07:08 Uhr
Israel wurde vom Terror der Hamas überrascht. Wer die Drahtzieher hinter der Attacke sind und wie es sein kann, dass der israelische Geheimdienst den Angriff nicht kommen sah.

Im Oktober stürmen mehr als 1.500 Hamas-Terroristen israelisches Gebiet. Wie konnte es der Hamas gelingen eine Grenze zu überwinden, die als eine der am besten gesicherten der Welt gilt?

10.11.2023 | 44:10 min
Es ist nur eine Stimme und eine Silhouette, die am Tag des Terrorangriffs die "Operation 7. Oktober" über den Fernsehsender der Hamas verkündet: "Wir haben beschlossen, den Verbrechen des Feindes ein Ende zu setzen. Auf dass er versteht, dass die Zeit gekommen ist, Rechenschaft abzulegen. Wir verkünden die Operation Al-Aksa-Flut."
Es soll sich dabei um Mohammed Deif handeln. Einer der Drahtzieher des Angriffs auf Israel und Chef der Qassam-Brigaden, des militärischen Arms der Hamas. Er gilt als Phantom.
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Mohammed Deif: Der Kopf hinter dem Hamas-Terrorangriff

Deif soll 57 oder 58 Jahre alt sein, geboren im Gazastreifen. Nur wenige Fotos existieren von ihm. Er soll sich in den Tunneln unter Gaza verstecken, als deren Architekt er gilt. Auch die Raketenaufrüstung soll Mohammed Deif organisiert haben. Und er war es, der aus einfachen Hamas-Milizen Terrorkommandos geformt hat.
Von den Geheimagenten Israels wird er seit Jahren unermüdlich gejagt und entging dabei zahlreichen Tötungsversuchen. Während er für Israel Staatsfeind Nummer 1 ist, ist er für viele Palästinenser ein Held. Der Personenkult um ihn ist insbesondere unter jungen Palästinensern enorm.

Nancy Faeser hat das Verbot der islamistischen Terrororganisation Hamas und des Netzwerks Samidoun in Deutschland bekannt gegeben.

02.11.2023 | 01:39 min

Katar als einer der größten Geldgeber für den Gazastreifen

Während Mohammed Deif weiterhin in Gaza vermutet wird, sind viele Hamas-Anführer ins Ausland geflohen, unter anderem nach Katar. Schon seit Jahren ist die Hamas-Führung in dem kleinen Emirat am Golf mehr als nur zu Besuch. Katar ist einer der größten Geldgeber für den Gazastreifen, man spricht von rund 1,5 Milliarden Dollar seit 2012.

Ein Tunnelsystem als Warenschleuse, Finanzspritzen getarnt als Hilfsgelder, Millionensummen aus Iran und Katar – die Hamas gilt als eine der reichsten Terrorgruppen der Welt.

22.10.2023 | 02:33 min
Finanziert das Geld auch den militärischen Flügel der Hamas? Im Interview reagiert einer der politischen Führer der Hamas, Abu Marzouk, auf diese Frage gereizt - und wiegelt ab: "Was passt Ihnen nicht, an dem Umstand, dass wir Hilfen aus Katar erhalten? Wenn es denn der Fall wäre - warum würde das den Westen stören? Warum stellen Sie so dumme Fragen? [...] Katar unterstützt uns weder finanziell noch mit Waffen, denn Katar besitzt gar keine Waffen", so Marzouk.
Auch Katar bestreitet, dass Teile ihrer finanziellen Hilfen in die Taschen der Terroristen des 7. Oktober geflossen seien. Die Hilfsgelder seien ausschließlich für das palästinensische Volk bestimmt, heißt es in einer Stellungnahme des Emirats.

Sendehinweis:

Quelle: ZDF
Sehen Sie die Dokumentation: Hamas - Blut und Waffen von ZDF frontal in Zusammenarbeit mit France Televisions / Complément d'enquête auch hier auf dem youtube-Kanal von ZDF frontal.

Hamas verwischt Grenze zwischen Zivilisten und Kombattanten

Nicht nur von Katar aus operiert die Hamas-Führung. Auch im Libanon halten sich viele Hamas-Kader auf. Im Interview streitet Ali Barakeh, ein dortiger Sprecher der Hamas, trotz erdrückender Beweise ab, dass die Hamas-Terroristen gezielt Frauen und Kinder getötet hätten. Und verwischt die Grenze zwischen Zivilisten und Kombattanten:
Eine Frau in Israel tritt mit ihrem 18. Lebensjahr in die Armee ein, das ist obligatorisch. Sie dient in der Armee und wird eine Soldatin. Also reden Sie nicht von Zivilisten. Zivilisten sind Minderjährige unter 18 Jahren.
Ali Barakeh, Hamas-Funktionär
Folgt man der Argumentation des Hamas-Sprechers, gilt jeder erwachsene Israeli als legitimes Angriffsziel der Hamas-Kämpfer. Doch dass die Hamas so oder so bereit ist, gezielt auch Kinder anzugreifen, hat der 7. Oktober auf schreckliche Weise gezeigt.

Nahost-Experte Gil Yaron: "Hamas hat Interesse an zivilen Opfern".

13.10.2023 | 13:38 min

Ehemaliger Geheimdienst-Offizier: Hamas hatte Anschlag lange geplant

Für Diskussionen sorgt weiterhin, dass die israelischen Geheimdienste den Angriff nicht frühzeitig verhindert haben. Für Shalom Ben Hanan, einen ehemaligen Offizier des israelischen Geheimdienstes, ist klar, dass der Anschlag langfristiger Planung bedurfte:
Dieser kombinierte Angriff war zeitlich unglaublich gut abgestimmt. Sie müssen es mindestens ein Jahr im Voraus geplant haben, um ein so präzises Timing hinzukriegen.
Shalom Ben Hanan, ehemaliger Offizier des israelischen Geheimdienstes
"Invasion zu Boden, zu Wasser und aus der Luft, dazu der Raketenbeschuss - alles zu exakt der gleichen Zeit, das ist ein Angriff auf höchstem Niveau", sagt der ehemalige Geheimdienst-Offizier.

Die Gewalt im Gazastreifen hält an. Die Hamas hat nun über Hintergründe des Terrorangriffs vom Oktober gesprochen. ZDF-Korrespondent Stefan Schlösser berichtet.

08.11.2023 | 01:22 min

Israel hat operative Fähigkeiten der Hamas unterschätzt

Diese Vorbereitungen liefen teilweise direkt vor den Augen der israelischen Geheimdienste ab. Propaganda-Videos der Hamas zeigen, wie ihre Terror-Kommandos monatelang trainiert haben. In Camps, keine 700 Meter entfernt von der Grenze. Auf den Bildern sieht man, wie die Sprengung von Zäunen oder der Sturm auf israelische Armeestützpunkte geübt wird. Sogar Geiselnahmen werden simuliert.

Viele Israelis geben Benjamin Netanjahu eine Mitschuld an dem verheerenden Angriff des 7. Oktobers durch die Hamas. Doch der Ministerpräsident weist jede Verantwortung zurück.

29.10.2023 | 01:26 min
Wie konnte die Hamas das alles derart offen trainieren, ohne Aufmerksamkeit zu erregen? Der ehemalige Mitarbeiter des Geheimdienstes räumt ein, von diesen Videos gewusst zu haben. Man habe sich jedoch eingeredet, dass die hochgesicherte Grenze ausreichen würde, um die Hamas abzuschrecken. Die vorhandenen Informationen hätten die Geheimdienstanalysten schlichtweg falsch eingeschätzt.
Sie haben die Analysen gemacht und sich geirrt. Das ist eine berufliche Bankrotterklärung.
Shalom Ben Hanan, ehemaliger Offizier des israelischen Geheimdienstes
"Immer wenn Menschen Informationen verarbeiten, sind Fehler möglich. Da kann man nichts machen. Ich sehe mich zum jetzigen Zeitpunkt außerstande zu sagen, warum sich so viele Menschen geirrt haben. Das muss nach dem Krieg aufgearbeitet werden, das wird eine schwierige und schmerzvolle Untersuchung", meint Shalom Ben Hanan.
Die Hamas zu vernichten, ist erklärtes Ziel der israelischen Offensive in Gaza. Ob dies angesichts der weit verstreuten und tief verwurzelten Struktur der Hamas möglich ist, bleibt fraglich.
ZDF frontal in Zusammenarbeit mit France Televisions / Complément d’enquête über die Drahtzieher des Terrorangriffs vom 7. Oktober

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