: Moderatorin nimmt Hamas-Führer in die Mangel

21.10.2023 | 19:28 Uhr
In einem Al-Arabija-Interview rechtfertigt ein Hamas-Führer den Großangriff auf Israel vom 7. Oktober. Die Moderatorin widerspricht deutlich und stellt herausfordernde Fragen.
Chalid Maschal (2009) ist ein politischer Führer der palästinensischen Terrororganisation Hamas.Quelle: AP
Ein kritisches Interview des arabischen Senders Al-Arabija mit einem Hamas-Führer nach dem Massaker der Islamistenorganisation in Israel hat für Aufmerksamkeit gesorgt.
Eine Moderatorin des Senders bezweifelt darin die Argumentation des Hamas-Mitglieds Chalid Maschal, der Großangriff sei Teil des "legitimen Widerstands" der Palästinenser. "Wie kann man verlangen, dass der Westen und die Welt im Allgemeinen die palästinensische Sache unterstützen, während die Dinge, die die Hamas israelischen Zivilisten angetan hat, Schlagzeilen machen?", fragt die Ägypterin Rascha Nabil in dem bereits am Donnerstag ausgestrahlten Interview. "Ist es Teil der Ideologie der Hamas, Zivilisten so zu behandeln?"

Beim Gipfeltreffen in Ägypten gab es Kritik an Israels Angriffen im Gazastreifen, wie auch am Terror der Hamas. Die Teilnehmer haben zu Friedensbemühungen aufgerufen.

21.10.2023 | 01:44 min

Moderatorin: Werden Sie sich entschuldigen?

Die im Gazastreifen herrschende Islamistenorganisation konzentriere ihren Widerstand auf Soldaten, betonte Maschal.
Aber in allen Kriegen gibt es einige zivile Opfer. Wir sind nicht für sie verantwortlich.
Chalid Maschaal
Die Moderatorin kontert: "Werden Sie sich für das, was den israelischen Zivilisten am 7. Oktober angetan wurde, entschuldigen?".

Angesichts der Eskalation in Nahost hat Ägypten zu einem Gipfeltreffen eingeladen. Was der Gipfel bewegen konnte, wissen ZDF-Korrespondenten Michael Bewerunge und Golineh Atai.

21.10.2023 | 02:27 min
Von den 1.400 Toten in Israel sind nach Angaben der israelischen Armee gut 300 Soldaten - der Großteil sind Zivilisten. "Von Israel sollte eine Entschuldigung verlangt werden", entgegnete Maschal auf die Frage. "Hamas tötet Zivilisten nicht absichtlich, im Mittelpunkt stehen die Soldaten."
Ausschnitte des Interviews in arabischer Sprache mit englischen Untertiteln:

Moderatorin: Hamas-Angriff gleicht Kriegserklärung

Die Art des Hamas-Angriffs gleicht aus Sicht der Moderatorin einer Kriegserklärung. "Einige Leute fragen sich daher, was Sie für eine israelische Reaktion erwartet hätten?". Die Menschen unter anderem im Gazastreifen, die nun eine "große menschliche Tragödie" erlebten, seien zu den Attacken nicht konsultiert worden, hält sie Maschal vor. Dieser lebt wie viele Hamas-Führer im Ausland.
ZDFheute Infografik
Mehr
Mehr
Mehr
Auch die mögliche Öffnung einer weiteren Front in Israel mit der pro-iranischen Hisbollah-Miliz sieht die Ägypterin kritisch. Die Lage der Menschen in dem Land sei ohnehin schon schlecht, ein Krieg das Letzte, was sie gebrauchen könnten. "Die sagen sich: Chalid Maschal sitzt in einem klimatisierten Raum und redet über Krieg."

Im Gazastreifen wird weiter heftig gekämpft. Die israelische Armee bereitet sich auf „die nächste Phase des Kriegs“ vor, während erste Hilfsgüter die Zivilbevölkerung in der Region erreicht haben.

21.10.2023 | 01:32 min

Hamas-Angriff und Geiselnahme

Die islamistische Hamas war am 7. Oktober mit Hunderten Terroristen in israelische Grenzorte eingedrungen und hatte ein Massaker mit 1.400 Todesopfern angerichtet. Gut 200 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt, darunter Deutsche.
Israel verhängte nach den Hamas-Angriffen eine Blockade des Gazastreifens und bombardiert dort seither Ziele. Bei den Angriffen starben nach jüngsten Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen mindestens 4.137 Menschen.
Auch an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kommt es seitdem immer wieder zu gewaltsamen Zwischenfällen, die Sorgen vor einer weiteren Eskalation des Konflikts schüren. Dabei gab es auf beiden Seiten bereits Tote.
Quelle: dpa

Thema

Aktuelle Nachrichten zum Nahost-Konflikt