: "Vorsätzlich oder Zeichen von Inkompetenz"

04.04.2024 | 21:16 Uhr
Nach der Tötung internationaler Helfer in Gaza wächst die Kritik an Israel. Ärzte ohne Grenzen macht deutlich: "Wir akzeptieren das Narrativ der bedauerlichen Zwischenfälle nicht."

Nach dem Tod von sieben Mitarbeitern einer Hilfsorganisation im Gazastreifen wächst international die Kritik an Israel. Elmar Theveßen und Michael Bewerunge berichten.

03.04.2024 | 02:32 min
Nach dem Angriff auf Mitarbeiter von "World Central Kitchen" (WCK) haben internationale Hilfsorganisationen scharfe Kritik an Israels Kriegsführung im Gazastreifen geäußert. Der Generalsekretär von Ärzte ohne Grenzen International, Christopher Lockyear, sagte am Donnerstag in einer Online-Konferenz:
Dieses Muster von Angriffen ist entweder vorsätzlich oder ein Zeichen von rücksichtsloser Inkompetenz.
Christopher Lockyear
Lockyear von Ärzte ohne Grenzen zeigte kein Verständnis für die Erklärungen der israelischen Regierung.
Wir akzeptieren das Narrativ der bedauerlichen Zwischenfälle nicht.
Christopher Lockyear
Der israelische Generalstabschef, Herzi Halevi, hatte nach dem Vorfall von einem "schweren Fehler" des Militärs gesprochen und sein Bedauern dafür ausgedrückt.

Rotes Kreuz: Schwierige Umstände für Mitarbeiter

Mehrere Hilfsorganisationen kritisierten die unsicheren und prekären Arbeitsbedingungen im Gazastreifen. "Wir können unsere Arbeit unter den derzeitigen Umständen nicht richtig machen. Das ist anders als alles, was wir je erlebt haben", sagte Amber Alayyan, stellvertretende Programmleiterin für Nahost von Ärzte ohne Grenzen Paris.

Der mutmaßliche israelische Angriff auf die iranische Botschaft in Syrien zeige, dass Israel seinen internationalen Rückhalt verliert, sagt Prof. Simon Wolfgang Fuchs.

03.04.2024 | 04:05 min
Die Helfer und Helferinnen im Gazastreifen seien nach all den Monaten erschöpft, sagte der Leiter der Internationalen Zusammenarbeit des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Christof Johnen, der Nachrichtenagentur dpa. "Wir haben Kollegen, die in chirurgischen Teams des internationalen Komitees vom Roten Kreuz gearbeitet haben - das sind erfahrene Leute, die in Irak, in Afghanistan, in Südsudan und überall gearbeitet haben." Johnen weiter:
Sie sagen, unter so schwierigen Umständen haben sie noch nicht arbeiten müssen.
Christof Johnen, DRK
Für humanitäre Helfer sei der Gaza-Kriegs einer der schlimmsten Konflikte derzeit, sagte Johnen. "Wir sehen seit Jahren eine gewisse Tendenz, dass humanitäre Helfende manchmal weniger respektiert werden, aber in dem Ausmaß, wie es jetzt dort passiert, das ist schon sehr beunruhigend."
ZDFheute Infografik
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Mehr als 180 humanitäre Helfer getötet

Über 180 humanitäre Helfer sind nach Angaben der Vereinten Nationen seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 im Gazastreifen getötet worden. Zuletzt starben am Montagabend sieben ausländische Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) bei einem israelischen Luftangriff. Lockyear folgert:
Dass diese Angriffe auf humanitäre Helfer zugelassen werden, ist eine politische Entscheidung.
Christopher Lockyear, Ärzte ohne Grenzen
Mehrere Hilfsorganisationen werden trotzdem in Gaza bleiben. "Wir werden nie aufhören, zu arbeiten und unseren Mitarbeitern im Gazastreifen zu helfen", sagte Isabelle Defourny, Vorstandsvorsitzende von Ärzte ohne Grenzen Frankreich.

Bei einem israelischen Angriff auf einen Konvoi der Hilfsorganisation World Central Kitchen in Gaza waren sieben Menschen getötet worden – laut Benjamin Netanjahu "unbeabsichtigt".

02.04.2024 | 02:44 min

Ärzte der Welt: Zerstörtes Gebäude war als NGO gekennzeichnet

Mehrere Organisationen wie Oxfam, Save the Children und Doctors of the World sind der gleichen Überzeugung. "Das Dramatische ist, dass wir uns schon vor diesem Vorfall in einer sehr dramatischen Lage befunden haben", sagte der Direktor von Ärzte der Welt Deutschland, François De Keersmaeker. Es sei klar, dass es nirgendwo in der Region einen richtigen Schutz gebe.
Ihr Gebäude in Gaza-Stadt sei bombardiert und zerstört worden, obwohl es als Büro einer Nichtregierungsorganisation gekennzeichnet und den israelischen Behörden als solches gemeldet worden sei, sagte de Keersmaeker. "Das sind Sachen, die tagtäglich in Gaza passieren, und wo wir das Vertrauen in alle Maßnahmen für den Schutz von unseren Mitarbeiterinnen immer weiter verlieren."
Quelle: dpa

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