: Hungersnot in Gaza: Israel widerspricht UN

06.01.2024 | 12:08 Uhr
Nach Beschreibung eines UN-Vertreters habe sich Gaza "zu einem Ort des Todes" entwickelt - er warnt vor einer drohenden Hungersnot. Israels Armee weist die Vorwürfe zurück.
"Israel hat und wird den Menschen in Gaza, die nicht zum Terror gehören, keine menschliche Hilfe verweigern", sagte ein Vertreter der israelischen Armee. Quelle: AFP
Während Hilfsorganisationen im Gazastreifen von einer drohenden Hungersnot im Zuge des Nahost-Konflikts sprechen, stellt Israels Armee die Situation anders dar. "Nach unserer Einschätzung, die auf unseren Gesprächen mit den UN- und anderen humanitären Organisationen beruht, gibt es im Gazastreifen hinlänglich Nahrungsmittel", sagte Elad Goren von der zuständigen Cogat-Behörde am Freitag.

Nach Angaben der UNO ist der Gazastreifen größtenteils unbewohnbar. Israels Militäreinsatz hat laut US Geheimdienst bislang etwa 70% aller Gebäude zerstört.

06.01.2024 | 01:35 min
"Wir haben die humanitäre Situation vor Ort stabilisiert", erklärt Goren. Auch gebe es eine "Stabilisierung des medizinischen Systems" in Gaza. Er wies zugleich Vorwürfe zurück, Israel behindere die Lieferung humanitärer Hilfe. "Wir haben keine einzige Lieferung von Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten oder Notunterkünften abgelehnt", sagte Goren. Außerdem unterstreicht er:
Israel hat und wird den Menschen in Gaza, die nicht zum Terror gehören, keine menschliche Hilfe verweigern.
Elad Goren, Vertreter der Cogat-Behörde

Fast drei Monate Krieg mit der Hamas: Nun stellt der israelische Verteidigungsminister einen Plan für die nächste Phase der Kämpfe vor - und für Gazas Zukunft nach Kriegsende.

05.01.2024 | 02:48 min

Israels Armee fordert von UN "dringend" Aufstockung ihrer Kapazitäten

"Wir sehen auch einen verbesserten Zugang zu Wasser und Nahrung", ergänzt der zuständige Vertreter der Cogat-Behörde. Damit aber mehr Hilfe in das von Israel abgeriegelte Küstengebiet gelangen könne, müssten die UN- und andere Hilfsorganisationen "dringend" ihre eigenen Kapazitäten zum Empfang und zur Verteilung der Hilfsgüter aufstocken.
Der Chef des UN-Nothilfebüros OCHA, Martin Griffiths, hatte am selben Tag die Situation in Gaza als immer dramatischer beschrieben:
Gaza ist zu einem Ort des Todes und der Verzweiflung geworden.
Martin Griffiths, Chef des UN-Nothilfebüros OCHA

UN warnt vor Hungersnot in Gaza

Das schwer zerbombte Gebiet sei "unbewohnbar" geworden. Eine Hungersnot drohe. "Vor allem für Kinder waren die letzten 12 Wochen traumatisch", so der UN-Nothilfekoordinator. "Kein Essen. Kein Wasser. Keine Schule. Nichts als die schrecklichen Geräusche des Krieges, Tag für Tag."

US-Außenminister Blinken hat eine mehrtägige Nahost-Reise gestartet. Seine erste Station ist die Türkei – Blinken setzt auf Präsident Erdogan als wichtigen Vermittler im Gaza-Krieg.

06.01.2024 | 01:47 min
Selbst Gebiete, in denen sich Zivilisten nach israelischer Aufforderung aufhielten, seien bombardiert worden, sagte Griffiths. Auch medizinische Einrichtungen würden "unerbittlich angegriffen". Von wem die Attacken ausgingen, sagte er jedoch nicht. Die wenigen Krankenhäuser, die noch teilweise funktionsfähig seien, würden von verzweifelten Schutzsuchenden überlaufen.
Es bahnt sich eine gesundheitliche Katastrophe an.
Martin Griffiths, Chef des UN-Nothilfebüros OCHA
Quelle: dpa

Themen

Mehr zum Gaza-Krieg