: Wie Israels Soldaten mit Bildern schockieren

von Anselm Stern, Tel Aviv
15.03.2024 | 20:15 Uhr
Videos und Bilder, die nackte Gefangene zeigen, unmenschliche Siegerposen und erniedrigende Kommentare: Einige israelische Soldaten nutzen Instagram für makabere Kriegsbilder.
Die Lage im Gazastreifen spitzt sich immer weiter zu. Einige israelische Soldaten schockieren jetzt mit Bildern auf Instagram. (Archivbild)Quelle: AP Photo/Victor R. Caivano
"Happy Hunting" (dt.: fröhliche Jagd): Das steht geschrieben auf dem Instagram-Profilbild einiger israelischer Soldaten, die auf der Social-Media-Plattform gemeinsam den Account "HamasHuntingClub" nutzen. Hier posten sie makabere Videos und Fotos von ihrem Einsatz im Gazastreifen. Die Clips sind meist unterlegt mit martialischer Musik, Fotos zeigen die Soldaten mehrfach mit Gefangenen - samt Siegerpose.

Recherchenetzwerk beobachtete den Instagram-Account

Ein Bild etwa zeigte einen Gefangenen auf einem Plastikstuhl, gefesselt und mit verbundenen Augen. Als Kommentar haben die israelischen Soldaten hinzugefügt: "He won't sleep well." Übersetzt: "Er wird nicht gut schlafen." Dahinter stand ein fröhlicher Smiley. Der Post wurde mittlerweile gelöscht.
Das internationale, investigative Recherchenetzwerk "Bellingcat" hatte die Accounts von israelischen Soldaten nach eigenen Angaben länger beobachtet und zuletzt über die Videos und Bilder berichtet.

Die Hamas verbreitet in den Sozialen Medien Propaganda-Videos, die den Angriff auf Israel am 7. Oktober verherrlichen.

26.10.2023 | 02:27 min

"HamasHuntingClub": Account zeigt fast nackte Gefangene

Laut dem Bericht gibt es dort mehrere Fotos von fast komplett nackten Gefangenen. Demnach zeigt ein Bild mehrere Menschen gefesselt und mit verbundenen Augen auf dem Boden sitzend, nur noch bekleidet mit ihren Unterhosen. Auch Videos mit ähnlichem Inhalt kursieren im Netz.
Ein anderes Video auf YouTube - wohl ebenfalls gepostet von einem israelischen Soldaten - zeigt das Kampfgebiet, darüber eine Rauchwolke. Ein Mann sagt auf Hebräisch: "Oh, Gaza brennt. Möget Ihr bei lebendigem Leib verbrennen, Ihr Hurens****."

Ein UN-Bericht sieht sexuelle Gewalt bei dem Anschlag der Hamas als wahrscheinlich an. Dass lediglich die Anschuldigungen für glaubhaft erklärt werden, sorgt in Israel für Unmut.

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Israelische Armee spricht von Einzelfällen

Das israelische Militär reagiert auf den Account und dessen Inhalte. Auf ZDFheute-Anfrage schreibt ein Sprecher:
Die israelische Armee prüft solche Vorfälle und reagiert darauf mit Befehls- und Disziplinarmaßnahmen.
Statement des israelischen Militärs
Außerdem stellt der Sprecher klar, die geposteten Bilder und Videos würden von den Befehlen und Werten der israelischen Armee abweichen.

Die Israelin Ella Keidar will nicht zum Militär. Doch ihr droht eine Haftstrafe, wenn sie nicht zum Wehrdienst antritt.

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Experte sieht Völkerrecht verletzt

Luke Moffett ist Professor für Menschenrechte und humanitäres Völkerrecht an der Queen's University in Belfast. Dem Recherchenetzwerk "Bellingcat" sagt er:
Diese Bilder, die in den sozialen Medien geteilt werden, sind zutiefst beunruhigend und wahrscheinlich nach dem humanitären Völkerrecht rechtswidrig, möglicherweise ein Kriegsverbrechen.
Luke Moffett gegenüber dem Recherchenetzwerk "Bellingcat"
Das israelische Militär gibt gegenüber ZDFheute an: "Wenn es einen Verdacht gibt, dass es Straftaten gab, ermittelt die Militärpolizei."

Israels Militäreinsatz im Gazastreifen

Die humanitäre Situation im Gazastreifen spitzt sich immer weiter zu, es gab bereits Tausende Tote. Mehr als zwei Millionen Menschen sind dringend auf Hilfe angewiesen.
Dem Einsatz des israelischen Militärs in Gaza ging der Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober voraus, durch den etwa 1.200 Menschen ermordet und rund 250 weitere als Geiseln verschleppt wurden.

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