: Starkregen: Wie Schwammdächer helfen sollen

von Pierre Sens
12.06.2024 | 07:55 Uhr
Starke Regenfälle nehmen in Europa zu. Die Kanalisation ist damit oft überfordert, es kommt zu Überflutungen. In Rotterdam sollen Dächer daher Wasser speichern, mithilfe von KI.

Summer in the City – heiß und drückend. Wenn Hitze auf Stadt trifft, braucht es dringend Abkühlung. In den Niederlanden hilft das Konzept der Schwammstadt.

30.05.2024 | 01:54 min
Emile van Rinsum ist leidenschaftlicher Gärtner. Sein Arbeitsplatz: das Dach eines Bürogebäudes in Rotterdam. Dass er sich hier oben um Schnecken und Pflanzen kümmert, geht allerdings über die bloße Freude am Gärtnern hinaus.

Smartes System zur Wasserspeicherung

Angetrieben durch den Klimawandel, nehmen extreme Regenfälle zu. Auch in Rotterdam stehen deshalb immer öfter Tiefgaragen, Straßen und Tunnel unter Wasser.
Also muss man versuchen, Wasser mit grünen und intelligenten Dächern zu speichern.
Emile van Rinsum, Vorsitzender des Rotterdamer Umweltzentrums
Dieses Bürogebäude setzt dabei innovative Standards. Das Wasser wird in großen Behältern direkt unter dem Dach gespeichert. Wenn es stark regnet, soll so verhindert werden, dass die Kanalisation überflutet wird. Das Dach wird zum Schwamm.

Unwetter und Starkregen führten im Juli 2021 zu verheerenden Überflutungen in Deutschland. Fachleute warnen: Durch den Klimawandel wird das immer häufiger auftreten.

14.12.2023 | 29:59 min
Und nutzt dabei auch KI, erklärt Rob Steltenpöhl vom Dachbegrünungsunternehmen Optigrün: "Das Ventil am Abfluss kommuniziert automatisch mit einem Wetter-Server und prüft, ob genug Speicherplatz vorhanden ist, um neuen Regen aufzunehmen. Wenn nicht, wird Wasser abgelassen." Ein Ableitungssystem befindet sich außen am Haus.
Zukünftig soll das gespeicherte Wasser zum Bewässern des Gartens oder auch für die Toilettenspülung im Gebäude genutzt werden.

Der Klimawandel hat die natürlichen Wasserspeicher aus dem Gleichgewicht gebracht, und unsere Frischwasserreserven beginnen zu schrumpfen. Wie retten wir unser Wasser?

07.04.2022 | 43:30 min

Nicht jedes Dach ist geeignet

Doch in der Praxis bewährt sich die Idee noch nicht - jedenfalls nicht großflächig. Denn: die Anlage ist teuer und für viele Häuser zu schwer. Schwamm-Dächer sind deshalb noch die Ausnahme. Wohl auch mangels massentauglicher Konzepte gibt es in den Niederlanden bisher keine Verpflichtung, Neubauten mit Dachgärten und Wasserspeichern auszustatten. Auch wenn das Potenzial dafür enorm sei, meint Ieke Benschop vom Natur- und Umweltverband Utrecht: "Bei bestehenden Gebäuden gibt es rund 400 Quadratkilometer Flachdach, dann noch Schrägdächer. Man könnte viel machen: Wasser auffangen, mit Insektenhotels für biologische Vielfalt sorgen und Sonnenkollektoren anbringen."
Sie plädiert deshalb für mehr Innovation. Schafwolle könnte zum Beispiel als leichteres Baumaterial eingesetzt werden. Wenn es nach Benschop geht, soll Rotterdam mehr intelligente Dächer bekommen - eine echte Schwammstadt werden.

Städte anfällig für Überschwemmungen

In Großstädten wie Rotterdam gibt es viele betonierte Plätze und asphaltierte Straßen. Versiegelte Flächen also, die verhindern, dass Regenwasser in den Boden sickert. Die Kanalisation muss alles aufnehmen und ist damit immer häufiger überfordert.
Grüne Dächer sind die Könige von Europa.
Emile van Rinsum, Vorsitzender des Rotterdamer Umweltzentrums
Gärtner Emile van Rinsum ist sich deshalb sicher, dass begrünte Dächer mit Wasserspeicher zur Stadt der Zukunft dazugehören. Nicht nur als moderne Schwämme, sondern auch als Treffpunkte. Schon jetzt wollen viele Menschen auf dem Gebäude in der Rotterdamer Innenstadt als Freiwillige gärtnern. "Es ist sehr beliebt, hier als echter Dachbauer zu arbeiten", freut sich van Rinsum. Der Andrang ist so groß, dass es mittlerweile sogar eine Warteliste für Gäste geben muss.

Unser Wetter wird extremer. Die Ahrtalflut war die teuerste Naturkatastrophe der deutschen Geschichte. Welche Rolle spielt der Klimawandel, und wie schützen wir uns vor Extremwetter?

24.03.2024 | 28:41 min

Themen

Weitere Nachrichten aus den Niederlanden

Mehr zu Schutz vor Extremwetter