: Israel will Babys aus Gaza-Klinik evakuieren

11.11.2023 | 21:54 Uhr
Wegen Stromausfällen sind in Gazas größter Klinik laut Ärzten zwei Frühchen gestorben, 37 schweben in Lebensgefahr. Die israelische Armee will nun bei ihrer Evakuierung helfen.

Kämpfe und Luftangriffe bedrohen Krankenhäuser in Gaza. Unter ihnen vermutet das israelische Militär Stützpunkte der Hamas. Die Behandlung etlicher Verletzter steht auf dem Spiel.

11.11.2023 | 02:43 min
Die israelische Armee hat ihre Hilfe bei der Evakuierung von Säuglingen aus dem Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza angekündigt. Das Personal der Klinik habe das Militär gebeten, "dass wir morgen dabei helfen, die Babys auf der Pädiatrischen Station in ein sichereres Krankenhaus zu bringen", sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Samstagabend. "Wir werden die notwendige Unterstützung leisten." Das Al-Schifa-Krankenhaus ist die größte Klinik im Gazastreifen.

Zwei Frühchen und ein Erwachsener wegen Stromausfällen gestorben

Zuvor hatte die israelische Ärzteorganisation Physicians for Human Rights Israel berichtet, wegen Stromausfällen auf der Neonatologie-Intensivstation des Al-Schifa-Krankenhauses seien zwei Frühchen gestorben, 37 weitere Frühchen seien "in echter Lebensgefahr". 
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Der Chirurg Mohammed Obeid aus dem Al-Schifa-Krankenhaus bestätigte den Tod der beiden Neugeborenen und berichtete, auch ein erwachsener Patient sei durch den Ausfall seines Beatmungsgeräts gestorben. "Wir wollen, dass irgendwer uns die Garantie gibt, dass sie die Patienten evakuieren können, denn wir haben etwa 600 stationäre Patienten", sagte er in einer von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen veröffentlichten Audiobotschaft.
Audiobotschaft von Mohammed Obeid

Schüsse und Luftangriffe rund ums Krankenhaus

Zeugen in dem Krankenhaus berichteten der Nachrichtenagentur AFP am Telefon, es gebe ununterbrochen Schüsse, Luftangriffe und Artilleriefeuer in der Nähe des Krankenhauskomplexes. Über eine nahe dem Krankenhaus installierte Live-Kamera von AFP waren den ganzen Tag über Schüsse und Explosionen zu hören.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock erklärte bei einem Besuch im Westjordanland, Krankenhäuser seien besonders sensible Orte im Rahmen des humanitären Völkerrechts. "Daran hat sich Israel wie jeder Staat der Welt zu halten. Genauso, wie Israel wie jeder andere Staat der Welt das Recht hat, sich zu verteidigen." Krankenhäuser seien in bewaffneten Konflikten von der Genfer Konvention besonders geschützt. Wenn sie aber für Militäraktionen oder als Kommandozentralen genutzt würden, könnten sie ihren besonderen Schutzstatus auch verlieren.

"Die Lage hat sich weiter angespannt" - eine erste Bilanz zur dritten Nahost-Reise von Außenministerin Baerbock nach dem Hamas-Angriff.

11.11.2023 | 02:01 min
Israel wirft der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas immer wieder vor, Krankenhäuser als Verstecke und Kommandozentralen zu nutzen und Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen, was die militante Palästinenserorganisation bestreitet.
Mit ihrem Einsatz im dicht besiedelten Gazastreifen reagiert die israelische Armee auf den Angriff der Hamas auf Israel. Hunderte Islamisten waren am 7. Oktober nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter zahlreiche Kinder. Laut aktualisierten israelischen Angaben wurden 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
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Israel hatte der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas daraufhin den Krieg erklärt und Ziele der Palästinenserorganisation im Gazastreifen ins Visier genommen. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei seither mehr als 11.000 Menschen getötet, darunter 4.500 Kinder.
Quelle: AFP, dpa

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