Analyse

: Flugabwehr: Ukraine gehen die Raketen aus

von Christian Mölling und András Rácz
07.01.2024 | 23:41 Uhr
Russland setzt seine schweren Raketenangriffe fort. Bisher war die ukrainische Luftverteidigung effizient, aber der Mangel an Flugabwehrraketen bereitet Kiew zunehmend Probleme.
Ukrainische Soldaten im Einsatz (Symbolbild)Quelle: epa
In dieser Woche hat Russland mehrere schwere Raketen- und Drohnenangriffe auf die Ukraine durchgeführt. Anders als im letzten Jahr sind bei diesen Angriffen vor allem Einrichtungen der ukrainischen Rüstungsindustrie die Zielscheibe. Allerdings hat Russland neben Präzisionslenkwaffen auch viele Shaheed-Drohnen sowie S-300-Raketen eingesetzt. Beide Typen sind zwar notorisch ungenau, aber dennoch geeignet, die ukrainische Luftverteidigung zu überlasten.
Einige der S-300-Raketeneinschläge trafen die Stadt Pokrowsk und töteten mindestens elf Menschen, darunter fünf Kinder. Die Rettungsarbeiten sind im Gange, aber die Zahl der Opfer könnte noch weiter steigen.

Nordkorea liefert auch Raketen an Russland

Es sind visuelle Beweise dafür aufgetaucht, dass Russland ballistische Raketen aus nordkoreanischer Produktion gegen Charkiw eingesetzt hat. Dies ist der erste derartige Einsatz während des Krieges. Es deutet darauf hin, dass Moskau neben Artilleriemunition und Geschützen auch ballistische Raketen aus Pjöngjang beschafft hat.

Kiew wurde Anfang Januar Ziel eines schweren russischen Raketen- und Drohnenangriffs. Auch Charkiw wurde angegriffen.

02.01.2024 | 01:52 min
Es bleibt abzuwarten, ob es sich bei diesem ersten Angriff nur um eine Art Test oder bereits um einen Vorläufer eines massenhaften Einsatzes von nordkoreanischen ballistischen Raketen im Krieg handelt. Auf jeden Fall zeigt er, dass die Androhung weiterer westlicher Sanktionen Pjöngjang nicht davon abhalten dürfte, Russland mit solchen Raketen zu beliefern.

Dr. Christian Mölling ...

Quelle: DGAP
... ist Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin und leitet dort das Programm Sicherheit, Verteidigung und Rüstung. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.

Dr. András Rácz ...

Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.

Der Ukraine fehlen Flugabwehrraketen

Während sich die ukrainische Luftverteidigung gegen die russischen Angriffe als recht effizient erwiesen hat, stellt der Mangel an Flugabwehrraketen ein zunehmendes Problem dar.
Die USA haben bereits angekündigt, dass Washington aufgrund der anhaltenden Patt-Situation im US-Kongress über Finanzhilfen für die Ukraine möglicherweise nicht mehr in der Lage ist, die für das Patriot-System benötigten Raketen zu liefern, das zu den effizientesten Luftabwehrwaffen der Ukraine gehört.

Kostenlose Trainingscamps, umfassende Werbekampagnen: Die Ukraine ringt um Ersatz für gefallene Soldaten. Doch viele junge Ukrainer fürchten sich vor einem Einsatz.

06.01.2024 | 02:47 min

Russische Vorstöße wenig erfolgreich

Den russischen Truppen gelang es, in Richtung Kupjansk im Gebiet Charkiw vorzurücken. Die Kämpfe haben den äußersten Rand des Dorfes Synkiwka erreicht. Sollte die Siedlung fallen, könnten die russischen Truppen auf die Stadt Kupjansk vorrücken, auch wenn das Gelände in dieser Richtung äußerst kompliziert ist.
Sowohl in Bachmut als auch in Awdijiwka kam es zu schweren Kämpfen. Bei Awdijiwka versuchten die Russen mehrere kleinere Angriffe, die jedoch alle von der Ukraine zurückgeschlagen wurden. Die Verluste auf russischer Seite sind extrem hoch, während die russische Artillerie die ukrainischen Stellungen ständig unter Beschuss nimmt.

An den Weihnachtsfeiertagen in Russland empfing Präsident Putin Angehörige gefallener Soldaten. Dieses Jahr ließ er keine Feuerpause über die Feiertage ausrufen.

07.01.2024 | 01:23 min
Einem Bericht der "New York Times" zufolge sind etwa 70 Prozent aller ukrainischen Verluste, einschließlich der Toten und Verwundeten, auf russische Artillerie- und MLRS-Schläge zurückzuführen. MLRS steht für Multiple Launch Rocket System, also ein Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem.
Bei Krynky, am linken Ufer des Flusses Dnipro, fanden schwere Kämpfe statt. Die Russen starteten mehrere Bodenangriffe gegen die ukrainischen Stellungen in der Hoffnung, die Verteidiger zu vertreiben. Alle Angriffe scheiterten jedoch im Feuer der ukrainischen Präzisionsartillerie und Drohnenangriffe. Die russischen Truppen erlitten schwere Verluste sowohl an Personal als auch an Ausrüstung.

Bei der Unterstützung der Ukraine fehle dem Westen eine Strategie, sagt Militärexperte Nico Lange. Deutschland müsse alles tun, was es tun könne.

02.01.2024 | 25:53 min

Kleinstadt Marjinka unter russischer Kontrolle

Die Kleinstadt Marjinka im Gebiet Donezk befindet sich nach neu aufgetauchten visuellen Beweisen nun fest und vollständig unter russischer Kontrolle. Während Russland behauptete, die Siedlung bereits Ende Dezember eingenommen zu haben, behauptete die Ukraine noch einige Tage lang, dass ihre Truppen in den Außenbezirken kämpften.

Dänemark liefert F-16-Kampfjets mit sechs Monaten Verspätung

Dänemark hat angekündigt, dass sich die Lieferung von F-16-Kampfjets um etwa sechs Monate verzögern wird. Der Grund dafür ist, dass weder die Ausbildung der ukrainischen Besatzung noch die notwendigen logistischen Vorbereitungen mit der erwarteten Geschwindigkeit vorankommen. Inzwischen beginnt auch Norwegen mit der Ausbildung ukrainischer Piloten für die F-16.
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