: Klinik im Donbass: Mehr Frühgeburten im Krieg

von Alica Jung
28.12.2023 | 20:57 Uhr
Schwangerschaft im Krieg: In einer Klinik im ukrainischen Donbass gibt es mehr Frühgeburten. Im nicht besetzten Teil ist es die einzige Klinik, die Babys und Müttern helfen kann.

40 Kilometer ist die Front entfernt und trotzdem arbeitet das Geburtskrankenhaus von Pokrovsk im Donbass weiter. Hebamme Olena Yurchenko denkt trotzdem nicht ans Aufhören.

28.12.2023 | 02:37 min
Milana kommt per Kaiserschnitt im Krankenhaus von Pokrovsk zur Welt, mitten im Krieg beginnt ihr Start ins Leben, nur 40 Kilometer entfernt von der Frontlinie. Trotz mehrfacher Raketenangriffe auf die Stadt haben sie hier nie aufgehört zu arbeiten. Olena Yurchenko ist die oberste Hebamme auf der Geburtsstation, arbeitet seit 37 Jahren hier, weglaufen war für sie keine Option.

Ukraine: Krieg belastet Schwangere

Es gab Momente, da hatte sie Angst, um das Leben der Kinder und auch um ihr eigenes. "Was sollte man tun, wohin soll man laufen?", schildert sie die Verzweiflung. Vernunft und der gesunde Menschenverstand hätten sie dazu gebracht, dieses Gefühl zu überwinden und sich zu beruhigen.
Wir mussten die Situation akzeptieren und wieder arbeiten, um den Frauen zu helfen.
Olena Yurchenko, Hebamme in der Ukraine
Im gesamten Donbass, der nicht von Russland besetzt ist, ist es das einzige Krankenhaus, was in der Lage ist auch Frühchen zu versorgen. Babys wie Dascha: Sie ist 36 Tage alt und sollte noch gar nicht auf dieser Welt sein. Bei der Geburt wog sie nur 1.400 Gramm. Seit der russischen Invasion werden mehr Babys zu früh geboren, erklärt Tetiana Myroshnychenko, sie ist die Oberärztin der Intensivmedizin für Frühgeborene im Krankenhaus.

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Mehr Frühchen seit russischer Invasion

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine seien dort insgesamt 654 Kinder zur Welt gekommen, davon 68 Frühgeborene. "Das heißt fast ein Zehntel von allen Babys sind Frühgeburten", sagt Dr. Myroshnychenko. Wie muss das sein: Schwanger, während die Region mit Raketen und Drohnen beschossen wird? Durch die Erfahrung mit Explosionen fürchteten sich die Frauen bei lauten Geräuschen und bekämen Angst, erklärt Hebamme Yurchenko.
Es sei logisch, dass einige Frauen durch den Stress Schmerzen bekämen und in einem Stress-Zustand eingeliefert würden. Das Krankenhaus versuche die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, doch das klappt nicht immer.

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Dann müssen die allermeisten Babys in einem Brutkasten versorgt werden. Die Frühchen im Inkubator brauchen eigentlich Ruhe, Wärme und Dunkelheit, ihre ersten Wochen kosten schon so viel Kraft.

Raketenalarm statt Ruhe

Wenn hier der Raketenalarm ertönt, bleibt den Frauen nur Schutz auf dem Flur zu suchen, weg von den Fenstern. Mindestens zwei Wände sollte man bei einer möglichen Explosion zwischen sich und die Wucht der Detonation bringen. Olena Yurchenko beschreibt das beängstigende Gefühl:
Wir können nicht alle Babys sozusagen unter die Arme nehmen und nach unten in den Bunker rennen.
Olena Yurchenko, Hebamme in der Ukraine
Vier Mal hatten sie hier keinen Strom und kein Wasser, mit Generatoren und eigenem Brunnen schützen sie sich nun davor.

Ukrainische Mutter: Das Leben muss weiter gehen

Nadia Kravchenko will dem Leid mit Leben trotzen, vor drei Tagen brachte sie Vavara zur Welt, will sich ihr Glück und die Zuversicht nicht nehmen lassen. Alle in der Region seien sehr besorgt, aber das Leben müsse weitergehen. Sie sagt: Aus großer Liebe werden glückliche Kinder geboren.
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