: Selenskyj: Putin will andere beschuldigen

24.03.2024 | 13:37 Uhr
Nach dem tödlichen Anschlag bei Moskau hat Putin Verbindungen zur Ukraine gezogen. Der ukrainische Präsident Selenskyj und auch die US-Regierung bestreiten die Vorwürfe.

ZDF-Korrespondent Henner Hebestreit berichtet aus Kiew, dass sich die Ukraine darüber bewusste sei, von Russland für den Terroranschlag in Moskau verantwortlich gemacht zu werden.

24.03.2024 | 01:52 min

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bei einem Terroranschlag bei Moskau sind am Freitagabend mindestens 137 Menschen getötet und 182 verletzt worden.
  • Die Angreifer schossen und warfen einen Brandsatz - die Konzerthalle Crocus City Hall stand bis Samstagmorgen in Flammen.
  • Ein Ableger der Terrormiliz IS - die Terrorgruppe ISPK - reklamiert die Tat für sich.
  • Russlands Präsident Putin deutete dennoch eine ukrainische Spur hinter dem Angriff an - ohne Beweise vorzulegen.
  • Elf Menschen wurden festgenommen.
  • Russland begeht am Sonntag einen nationalen Trauertag zu Ehren der Opfer.
Wladimir Putin hatte bei einer Ansprache erklärt, dass vier mutmaßliche Angreifer des tödlichen Anschlags bei Moskau auf der Flucht in die Ukraine festgenommen wurden. Die Festnahmen seien in der an die Ukraine und an Belarus grenzende Region Brjansk erfolgt. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB gab zudem an, die Täter hätten "Kontakte" in die Ukraine.
In seiner täglichen Videoansprache ging der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstagabend auf Vorwürfe des russischen Präsidenten ein. Nach dem, was in Moskau passiert sei, "versuchen Putin und die anderen Mistkerle natürlich nur, jemand anderem die Schuld in die Schuhe zu schieben", sagte Selenskyj.
Anstatt sich um seine russischen Bürger zu kümmern und sich an sie zu wenden, hat dieser Dummkopf Putin einen Tag lang geschwiegen und überlegt, wie er das mit der Ukraine in Verbindung bringen kann.
Wolodymyr Selenskyj auf X
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Militärexperte Lange: Putin wird "Anschlag als Vorwand benutzen"

Obwohl sich die Terrorgruppe ISPK zum Anschlag bekannt hat, versucht der Kreml die Ukraine mit dem Angriff in Verbindung zu bringen. Militärexperte Nico Lange sagte im ZDF-Interview, die Terrorattacke habe die "Schwäche des russischen Machtsystems" offengelegt, da der Sicherheitsapparat den Anschlag trotz vorheriger Warnungen nicht verhindern konnte.

Nach dem Terroranschlag könnte Russland noch aggressiver gegen die Ukraine vorgehen, warnt Sicherheitsexperte Nico Lange.

23.03.2024 | 02:41 min
Lange geht davon aus, dass der Kreml nun versucht diese Schwäche "durch aggressive Rhetorik, durch besonders hartes Vorgehen" zu überspielen. "Putin wird, glaube ich, diesen Anschlag als Vorwand benutzen, um noch mal einen härteren Ton anzuschlagen, um möglicherweise noch aggressiver gegen die Ukraine vorzugehen", so Lange.

US-Regierung weist russische Vorwürfe zurück

Auch die US-Regierung hat Vorwürfe von Kremlchef Wladimir Putin zurückgewiesen, dass die Ukraine in den tödlichen Terroranschlag bei Moskau verwickelt gewesen sein soll. Dafür gebe es "keinerlei Beweise", sagte US-Vizepräsidentin Kamala Harris in einem am Sonntag ausgestrahlten TV-Interview.
Verantwortlich sei vielmehr die Terrormiliz Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK), sagte sie. Sie sprach von einem terroristischen Akt und einer "Tragödie".
Quelle: afp, dpa, Reuters, X

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