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: Was über den Anschlag bei Moskau bekannt ist

24.03.2024 | 20:38 Uhr
Bei dem Angriff auf eine Konzerthalle bei Moskau sind laut Behörden 137 Menschen getötet worden. Die IS-Terrormiliz reklamiert die Tat für sich. Was dazu bekannt ist.

Hunderte Menschen kommen zum Anschlagsort, um zu trauern. Derweil reklamiert erneut der IS den Angriff für sich, während der Kreml behauptet, die Spuren führten in die Ukraine.

24.03.2024 | 02:05 min

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bei einem Terroranschlag bei Moskau sind am Freitagabend mindestens 137 Menschen getötet und 182 verletzt worden.
  • Die Angreifer schossen und warfen einen Brandsatz - die Konzerthalle Crocus City Hall stand bis Samstagmorgen in Flammen.
  • Ein Ableger der Terrormiliz IS - die Terrorgruppe ISPK - reklamiert die Tat für sich.
  • Russlands Präsident Putin deutete dennoch eine ukrainische Spur hinter dem Angriff an - ohne Beweise vorzulegen.
  • Elf Menschen wurden festgenommen.
  • Russland begeht am Sonntag einen nationalen Trauertag zu Ehren der Opfer.
Nach dem Angriff auf die Konzerthalle bei Moskau sind nach russischen Angaben elf Menschen festgenommen worden. Darunter seien vier Personen, die im Verdacht stünden, direkt in den Angriff verwickelt gewesen zu sein, hieß es unter Berufung auf den Kreml. Man sei dabei, weitere Komplizen zu identifizieren. Die Festnahmen sollen in der Region Brjansk, zwei Autostunden von der ukrainischen Grenze entfernt, stattgefunden haben.

Nach den blutigen Anschlägen auf eine Konzerthalle in Moskau mit vielen Toten und Verletzten steht Russland unter Schock.

23.03.2024 | 11:10 min

Wie viele Menschen kamen bei dem Anschlag ums Leben?

Die Zahl der Toten bei dem Angriff stieg nach Angaben der Ermittler auf 137. Unter den Toten seien auch drei Kinder. 182 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt.
Im Veranstaltungskomplex sollte am Freitagabend ein Konzert stattfinden. Die 2009 eröffnete Konzerthalle Crocus City Hall verfügt laut Angaben des Veranstalters über 6.200 Plätze.
Das Konzert der bekannten russischen Rockgruppe "Piknik" an diesem Abend war ausverkauft. Der Komplex mit Veranstaltungsräumen und Einkaufszentrum liegt direkt am Rande Moskaus in der Stadt Krasnogorsk.
ZDFheute Infografik
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Was ist passiert?

Die Rettungsdienste berichteten laut der Nachrichtenagentur Interfax, die Angreifer hätten am Eingang zum Konzertsaal das Feuer auf die Sicherheitskräfte eröffnet, bevor sie "anfingen, auf das Publikum zu schießen". Nach Angaben eines Journalisten der Nachrichtenagentur Ria Nowosti kamen die Angreifer in Tarnkleidung ins Parkett des Konzertsaals, eröffneten dann das Feuer und warfen "eine Granate oder eine Brandbombe, wodurch ein Brand entstand".
Die Anwesenden seien "15 bis 20 Minuten" auf dem Boden liegen geblieben, um sich vor den Schüssen zu schützen, und seien dann aus dem Saal gekrochen. Ermittler erklärten, ein Mann werde dafür ausgezeichnet, dass er auf einen der schießenden Angreifer gesprungen sei. Damit habe der Mann den Angreifer bewegungsunfähig gemacht und die Leben der Umstehenden gerettet. 
Feuerwehrleute kämpften über Stunden gegen ein Feuer in dem riesigen Gebäude, das auf fast 13.000 Quadratmetern Fläche brannte. Noch am Morgen zeigten sich offene Flammen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete.
Löschhubschrauber über der Konzerthalle

Wer ist für die Tat verantwortlich?

Ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat reklamiert den Anschlag für sich. Experten halten das Bekennerschreiben für authentisch.
Inzwischen veröffentliche der IS verpixelte Fotos der angeblichen Attentäter. Sein Propagandakanal Amak zeigte dazu ein Bild mit vier Personen, deren Gesichter unkenntlich gemacht worden sind. Die Kämpfer hätten bewaffnet mit Sturmgewehren, Pistolen und Bomben Russland einen "schweren Schlag" versetzt, hieß es in der Mitteilung.
Der Angriff habe "Tausenden Christen in einer Musikhalle" gegolten. Auf Telegram schrieb der IS: Der Anschlag sei Teil des "natürlichen Kontextes des tobenden Krieges" mit den "Ländern, die den Islam bekämpfen". Der IS bekämpft Anhänger des Christentums und betrachtet sie als Ungläubige.
"Wir trauern", steht unter der Kerze auf einem Hochhaus in Moskau, mit der der Opfer des Anschlags vom Freitagabend gedacht wird.Quelle: reuters

Wie reagiert Russland auf den Anschlag?

Der russische Präsident Wladimir Putin hat den Terroranschlag als "barbarische terroristische Tat" verurteilt. In einer Fernsehansprache sagte er am Samstag, alle Angreifer seien festgenommen worden und hätten versucht, in die Ukraine zu fliehen. Beweise dafür legte er nicht vor. Alle Verantwortlichen für den Angriff würden "bestraft".
Das Bekenntnis des IS erwähnte Putin in seiner Ansprache "mit keiner Silbe - er hat ausschließlich auf die Ukraine gewiesen", sagt ZDF-Moskau-Korrespondent Armin Coerper.

Nach dem Anschlag bei Moskau sei zu befürchten, dass Russland die Grundrechte weiter einschränke, weiter mobilisiere und noch intensiver gegen die Ukraine vorgehe, so Armin Coeper.

23.03.2024 | 01:33 min
Das Innenministerium erklärte, die vier Angreifer seien "alle ausländische Staatsbürger" ohne genaue Angaben zur Nationalität der Verdächtigen zu machen. Der Moskauer Staatspropaganda zufolge soll es sich um Männer aus der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Tadschikistan handeln, die sich für die Tat hätten kaufen lassen, so der Vorwurf. Tadschikistan, das an Afghanistan grenzt, ist zwar bekannt als Rückzugsort islamistischer Terroristen. Unklar ist aber, ob es sich bei den Festgenommenen tatsächlich um Staatsbürger von Tadschikistan handelt. Tadschikistan wies dies zurück.
Der Kremlchef setzte für Sonntag einen nationalen Trauertag an. In Moskau wurden außerdem alle Großveranstaltungen für dieses Wochenende abgesagt, Theater und Museen bleiben geschlossen.

Was sagt die Ukraine?

Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podolja erklärte kurz nach dem Angriff am Freitag, dass Kiew nichts damit zu tun habe. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Versuche seines russischen Gegners Wladimir Putin, nach dem Terroranschlag mit dem Finger auf die Ukraine zu zeigen, kategorisch zurückgewiesen.
Die USA mahnten, keinen Zusammenhang mit der Ukraine herzustellen. John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, sagte:
Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Ukraine oder Ukrainer mit den Schüssen zu tun hatten.
John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA
Die "Legion Freiheit Russlands", eine in der Ukraine ansässige Gruppe kremlfeindlicher russischer Kämpfer, die regelmäßig bewaffnete Vorstöße in russische Grenzregionen unternimmt, bestritt jegliche Beteiligung an dem Angriff.

Die Terrormiliz Islamischer Staat hat sich zu dem Anschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau bekannt. Wer steckt hinter dieser IS-Splittergruppe und warum war Russland das Ziel?

23.03.2024 | 01:47 min

Gab es Warnungen?

Die USA haben Russland nach eigenen Angaben vor einem möglicherweise bevorstehenden Anschlag des IS gewarnt. US-Geheimdienste hätten in den vergangenen Wochen herausgefunden, dass die IS-Zelle in Afghanistan einen Anschlag in Moskau plane, sagte ein ranghoher US-Geheimdienstvertreter der Nachrichtenagentur AP.
Das brennende Veranstaltungszentrum
Quelle: dpa, Reuters, AFP, AP, ZDF

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