: Transnistrien: "Schutz"-Gesuch an Moskau

28.02.2024 | 15:42 Uhr
Völkerrechtlich gehört Transnistrien zu Moldau, wird aber von pro-russischen Separatisten kontrolliert. Die bitten Moskau jetzt um "Schutz". Kiew fürchtet eine neue Front.

In Transnistrien bitten prorussische Separatisten Moskau um Schutz. Durch ihre Unterstützung könne Putin sein Potential zeigen, Furcht zu verbreiten, so Armin Coerper aus Moskau.

28.02.2024 | 02:00 min
Die pro-russischen Separatisten in der abtrünnigen moldauischen Region Transnistrien haben Russland um "Schutz" gegenüber Moldau gebeten. Bei einem Sonderkongress beschlossen die Behördenvertreter von Transnistrien eine entsprechende Erklärung. In der Resolution wird Moskau darum gebeten, Maßnahmen einzuleiten, um Transnistrien angesichts des wachsenden Drucks durch Moldau zu verteidigen. 

Die Region Transnistrien in der Republik Moldau hat Russland um Schutz gebeten. Moldau habe einen Wirtschaftskrieg gegen Transnistrien gestartet. Armin Coerper schätzt die Lage ein.

28.02.2024 | 01:39 min
Moskau reagierte auf das Gesuch am Nachmittag und bezeichnete den Schutz der Bewohner Transnistriens als eine "Priorität". Russische Nachrichtenagenturen zitierten das Außenministerium mit den Worten, "der Schutz der Interessen der Bewohner Transnistriens, unserer Landsleute, ist eine der Prioritäten".

Transnistriens Präsident: "Politik des Genozids"

In der Erklärung ist von "mehr als 220.000 russischen Bürgern" die Rede, die in Transnistrien lebten. Der Landstrich sei mit "nie dagewesenen Drohungen wirtschaftlicher, sozial-humanitärer und militärisch-politischer Natur" konfrontiert. Moldau habe einen "Wirtschaftskrieg" gegen Transnistrien gestartet und blockiere lebenswichtige Importe, um die Region in eine "Ghetto" zu verwandeln.

"Moldau ist nicht allein" - so lautete das Motto beim Treffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Moldau im vergangenen Juni. 47 Staatschefs demonstrierten dort Einigkeit gegen Russland.

01.06.2023 | 02:40 min
Transnistriens Präsident Wadim Krasnoselski sprach in seiner Rede bei dem Kongress nach Angaben örtlicher Medien von einer "Politik des Genozids". Diese werde durch wirtschaftlichen, "physischen", rechtlichen und sprachlichen Druck ausgeübt. Der Resolution zufolge richten sich die Separatisten neben Russland auch an die OSZE, das Europäische Parlament, das Rote Kreuz und die Vereinten Nationen mit der Bitte, "Provokationen" zu verhindern, die zu einer "Eskalation der Spannungen" führen könnten.
In Transnistrien waren die Separatisten erstmals seit 2006 zu einem Sonderkongress zusammengekommen. Beobachter befürchteten schon im Vorfeld, dass in Transnistrien eine neue Front im Konflikt Russlands mit der Ukraine eröffnet werden könnte. Beim Sonderkongress im Jahr 2006 verkündeten die Separatisten ein Referendum für einen Anschluss an Russland, bei dem sich später eine überwältigende Mehrheit dafür aussprach.

Kiew befürchtet Angriffe über Transnistrien

In Moldau, das zwischen der Ukraine und Rumänien liegt, dürften diese Nachrichten die Angst vor einer russischen Aggression auch auf ihrem Staatsgebiet schüren - erst recht, weil Russland bereits seit langem eigene Soldaten in Transnistrien stationiert hat. Kiew befürchtet, dass Moskau von dort aus Angriffe starten könnte.
Quelle: ZDF
Die selbsternannte Republik Transnistrien liegt im Südwesten der Republik Moldau an der Grenze zur Ukraine. 1992 kämpften die Separatisten gegen die pro-westliche moldauische Regierung in einem kurzen Bürgerkrieg mit Hunderten Toten.
Transnistrien hat heute eine eigene Währung, eigene Sicherheitskräfte und eigene Pässe. Die meisten Menschen dort sind russischsprachig, viele haben auch die moldauische, russische oder ukrainische Staatsbürgerschaft. Moskau unterstützt die Region, in der rund 465.000 Menschen leben, wirtschaftlich und politisch - unter anderem mit kostenlosen Gaslieferungen.

Markus Lanz reist ins postsowjetische Moldau und spricht mit den Menschen über Freiheit und Unfreiheit, Demokratie und Autokratie, Entfaltung und Unterdrückung.

18.05.2023 | 58:15 min

Wachsende Spannungen mit Ukraine

In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Anzeichen wachsender Spannung im Konflikt um Transnistrien gegeben. Im Jahr 2022 erschütterten mehrere Explosionen mit ungeklärter Ursache das Gebiet. Im März 2023 erklärte die Führung der pro-russischen Separatisten, die Ukraine habe einen gescheiterten Mordanschlag gegen ihren Anführer verübt.
In der vergangenen Woche erklärte das russische Verteidigungsministerium schließlich, die Ukraine plane einen militärischen Angriff auf Transnistrien - legte hierfür jedoch keinerlei Beweise vor.
Quelle: AFP, dpa

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