: Trump-Vize Vance macht klar: Americans first

von Anna Kleiser, Milwaukee, Wisconsin
18.07.2024 | 08:42 Uhr
Mit Trump und Vance im Rennen ums Weiße Haus wird deutlich: Europa muss sich warm anziehen, sollten sie die Wahl gewinnen. Auch wenn die erste Rede eher moderat ausfällt.

Auf dem Parteitag der Republikaner hat J.D. Vance seine Nominierung als Vize-Präsidentschaftskandidat offiziell angenommen. In seiner Rede attackierte Vance Präsident Biden.

18.07.2024 | 01:56 min
Unter Applaus nimmt J.D. Vance in seiner ersten großen Rede die Nominierung als Vizekandidat der Republikaner an. Es ist eine ruhige Rede, Vance wirkt zurückgenommen, beschreibt sich als Mann aus einfachen Verhältnissen, verspricht sich für die Mittelklasse, die Arbeiter, die Menschen auf dem Land einzusetzen.
Ich werde ein Vizepräsident sein, der niemals vergisst, woher er kommt.
J.D. Vance
Es ist viel Innenpolitisches dabei in seiner Rede, vor allem viel Lob auch für den Mann, der ihn auf diese Bühne gebracht hat: Donald Trump. An Kritik an Joe Biden spart Vance nicht, auch nicht an der Kritik an "abgehobenen" Politikern, der Elite in Washington. In der eigenen Partei wirbt der Vizekandidat um Einheit, trotz Meinungsunterschieden.

Nach dem Attentat auf Ex-Präsident Trump demonstrieren die US-Republikaner beim Parteitag in Milwaukee Geschlossenheit. Vizepräsidentschaftskandidat Vance hielt seine erste Rede.

18.07.2024 | 01:47 min

Vergessene Amerikaner first

Seine Vision für das Land bleibt vage, er hält sich politisch und verbal in seiner ersten Rede zurück. Was dennoch anklingt: Es geht ihm um Amerika und Amerika first. Seine Rede erzählt vor allem seine Geschichte und er verknüpft das mit politischen Entscheidungen Bidens, die seine isolationistische Weltsicht geprägt hätten. Aus Vance-Sicht: schlechte Handelsverträge, Kriege und verlorene Jobs.
Er umwirbt damit die Wählerinnen und Wähler in wichtigen Swing States, die sich vergessen fühlen. Weg von der Wall Street, hin zur Arbeiterklasse kündigt Vance an. Ein interessanter Wandel in der Partei. Teils schlägt er populistische bis nationalistische Töne an, seine teils ultrakonservativen Ansichten könnten jedoch auch moderatere Wähler abschrecken.

Der Republikaner und nominierte Vizekandidat für das US-Präsidentenamt gilt als extrem Ukraine-kritisch. Vance galt als treibende Kraft hinter der Blockade der US-Ukraine Hilfe.

16.07.2024 | 02:50 min

Menge ruft mehrfach "USA, USA, USA"

Der Abend stand im Fokus der Außenpolitik, auch hier zeigt sich Trumps Republikanische Partei. Eine, die sich eher abschotten als eingreifen will. Trumps Vision sei einfach aber kraftvoll: kein Import von Arbeitskraft, keine Energieimporte, weniger Opfer im Welthandel, weniger Weltpolizei, mehr Made in USA. Die Menge antwortet mit lauten "USA, USA, USA"-Rufen.
Der einzige Hinweis in Richtung Nato oder Ukraine-Krieg bleibt dieser:
Gemeinsam werden wir dafür sorgen, dass unsere Verbündeten die Last der Sicherung des Weltfriedens mittragen - keine Freifahrtscheine mehr für Nationen, die die Großzügigkeit der amerikanischen Steuerzahler verraten haben.
J.D. Vance
Um zu verstehen, wo Vance steht, braucht es auch keine neuen Aussagen. Er hat die Ukraine-Hilfen im US-Kongress abgelehnt, das Geld sieht er an der Grenze zu Mexiko besser aufgehoben.
Es ist mir eigentlich egal, was mit der Ukraine passiert, so oder so.
J.D. Vance, 2022
Sein Fokus liegt auf den USA und weltweit auf China und Ostasien. Europa müsse aufwachen, forderte Vance im Februar bei der Münchner Sicherheitskonferenz.
Es ist daher kein Wunder, dass sich der russische Außenminister Sergej Lawrow positiv über Trump und seinen Vizekandidaten Vance äußert. Es müsse ein Ende haben, dass die Ukraine "mit Waffen vollgepumpt" werde. Dann werde auch der Krieg enden, sagte Lawrow. Trump hatte behauptet, den Krieg kurz nach Amtsantritt zu beenden, offen unter welchen Konditionen.

Immer mehr Demokraten fordern US-Präsident Biden auf, seine Kandidatur zurückzuziehen. Wegen einer Corona-Erkrankung muss er seinen Wahlkampf unterbrechen. Claudia Bates berichtet.

18.07.2024 | 01:19 min

Bundesregierung sieht Fokus auf China

All das macht Europa und der Ukraine Sorgen. Die Bundesregierung ist in Milwaukee unter anderem durch ihren Transatlantik-Koordinator Michael Link (FDP) vertreten. Er sagt nach der Rede:
J.D. Vance hielt eine sehr auf die Zielgruppe der Wähler in den Swing States ausgerichtete Rede - deutlich, klar, nicht schrill. Laute Töne überließ er seinen Vorrednern.
Michael Link, Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung
Auch er verweist auf die kritischeren, deutlicheren Töne zum Thema Ukraine bei der Münchner Sicherheitskonferenz.
Das zeigt auf jeden Fall, dass wir es da mit jemandem zu tun haben, für den das Engagement der USA in Europa und in der Nato eher eine Bürde darstellt, der teils sehr isolationistisch denkt und der in der Handelspolitik sehr protektionistisch auftritt.
Michael Link
Beide Themen könnten für Europa zur echten Herausforderung werden. Umso wichtiger sei es daher, sich proaktiv und intensiv mit wichtigen Entscheidungsträgern in Washington und in den Bundesstaaten zu vernetzen.
Link beschreibt das Thema Umgang mit China als eine Option, um nach einer möglichen Wiederwahl Trumps gemeinsame außen- und handelspolitische Interessen mit den USA zu identifizieren.
 
Wenn wir nicht verstehen, wie wichtig das Thema China den USA ist und wenn wir nicht verstehen, wie stark China auch in Europa bereits versucht, Einfluss und Kontrolle auszuüben, dann erkennen wir den Ernst Systemrivalität mit China nicht.
Michael Link

Donald Trump und J.D. Vance - damit gehen die Republikaner in die finale Phase des US-Wahlkampfs. Was ist aus der Partei geworden? Der Global Talk vom Nominierungsparteitag.

17.07.2024 | 29:58 min

Trump-Rede zum Abschluss der Parteitages

Die Menge beim Parteitag der Republikaner hat Vance aufmerksam zugehört, elektrisiert war die Halle nicht. Die Stimmung lässt sich am ehesten durch gegenseitiges Abtasten beschreiben. Dass Vance anders kann, ist bekannt.
Am Donnerstagabend wird Trump auf derselben Bühne stehen. Ob er den Ruf nach Einigkeit auf ganz Amerika ausweitet und versöhnliche Töne anschlägt, bleibt abzuwarten.
Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington

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