Kolumne

: Klimakommunikation im US-Wahlkampf

von Lea Dohm
25.08.2024 | 10:15 Uhr
In den USA tobt der Präsidentschaftswahlkampf. Der bisherige Debattenverlauf zur Klimakrise bei den Kandidaten könnte unterschiedlicher kaum sein. Zeit für eine Analyse.

Zunächst zu Kamala Harris: Die Kandidatin der Demokraten für die US-Wahl versteht die Klimakrise nicht nur als Umwelt-, sondern auch als Gerechtigkeitskrise, die benachteiligte Bevölkerungsschichten besonders hart trifft. Harris hat Erfahrung: In ihrer früheren Tätigkeit als kalifornische Generalstaatsanwältin verklagte sie die Obama-Regierung wegen der Genehmigung von Fracking an der Pazifikküste. In der Regierung von Joe Biden arbeitete sie am Inflation Reduction Act mit, der über gezielte Investitionen bewusst Arbeitsplätze im Umweltsektor geschaffen hat. Sinnvoll - in den USA sind sehr viele Arbeitsplätze noch von der Öl- und Gasindustrie abhängig.

Terra-X-Kolumne auf ZDFheute

In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpert*innen jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.

Faktenbasierte Klimakommunikation im Wahlkampf bei Harris

In ihrer Kommunikation zielt Harris darauf ab, die Chancen einer sozial-ökologischen Transformation aufzuzeigen. Ihr Auftreten entspricht den Erkenntnissen der modernen Klimakommunikation, was vor dem Hintergrund der tief gespaltenen US-amerikanischen Bevölkerung weitsichtig erscheint.
Die Forschung zeigt, dass die Klimakrise soziale Ungleichheit verschlimmert und gesellschaftliche Spaltungs- und Segmentierungsprozesse weiter befördert. Dem gilt es mittels wirksamer Klimapolitik entgegenzuarbeiten. Somit arbeitet Harris faktenbasiert auf Basis natur- und sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse.

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Trump bezeichnete Klimawandel als "hoax"

Donald Trump hingegen geht einen anderen Weg: Er stellt uns in seinen Reden ein Lehrstück populistischer Klimakommunikation zur Verfügung. Er nannte den Klimawandel in der Vergangenheit immer wieder "a hoax" (einen Schwindel) und vermutete, die Klimakrise sei von China ausgedacht, um sich gegenüber den USA Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Während seiner Amtszeit als Präsident traten die USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aus.
An dieser Haltung hat sich bis heute nichts geändert: In seinem Talk mit Elon Musk, Milliardär und Chef von Tesla und X, auf der Plattform X bekräftigte er seine Haltung und gab - fälschlich - an, dass ein steigender Meeresspiegel mehr Grundstücke am Ozean ermögliche.
In Trumps Aussagen zeigen sich alle drei Formen der Klimaleugnung: Trend-, Ursachen- und Folgenskepsis, das heißt die Krise an sich, das menschliche Handeln als Ursache und die Bedrohlichkeit der Folgen werden von ihm abgelehnt. Trump nimmt die Klimakrise nicht ernst.

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Angst vor wirtschaftlichem Abschwung

Inhaltlich sind Trumps Argumente so absurd, dass es sich nicht lohnt, sich damit tiefer auseinanderzusetzen. Redundant wiederholt sich darin eine tiefe Skepsis gegenüber der Wissenschaft und etablierten Medien.
Es werden Ängste vor wirtschaftlichen Nachteilen durch Klimapolitik geschürt, das drohende (auch wirtschaftliche) Desaster durch die voranschreitende Klimakrise wird ausgespart. Die in diesen Geschichten verbreitete Verdächtigung, Abwertung und Skepsis schädigt demokratische Prozesse und Institutionen.

Gezielte Desinformationen verunsichern

Es ließe sich noch viel über die dahinterstehenden Akteure und ihre Desinformationskampagnen berichten, zum Beispiel über das Heartland Institut, fossile Energiekonzerne oder die Autolobby und jene, die diese Geschichten weiterverbreiten.
Wichtiger ist es, für die nötige Aufwertung der Wissenschaft zu sensibilisieren und so möglichst vielen Menschen eine informierte Wahlentscheidung zu ermöglichen.

Noch können wir umsteuern und zugleich die Wirtschaft ankurbeln und Gesundheitsschäden verringern. Das ist die Botschaft des neuen Syntheseberichts des Weltklimarats IPCC.

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IPCC: "Zeitfenster schließt sich"

Zur Erinnerung: Die fundierteste und seriöseste Klimawissenschaft, die es derzeit international gibt, schreibt im aktuellen IPCC-Bericht: "Die in diesem Jahrzehnt getroffenen Entscheidungen und durchgeführten Maßnahmen werden sich jetzt und für Tausende von Jahren auswirken." Außerdem: "Das Zeitfenster, in dem eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle gesichert werden kann, schließt sich rapide."
In den USA bemühen sich die Demokraten aktuell in einer kraftvollen Wahlkampf-Offensive, den populistischen Narrativen Trumps per wissenschaftsbasierter Kommunikation gegenzuhalten. Der Erfolg oder Misserfolg dieses Vorgehens, gepflastert durch ein Fundament wissenschaftlicher Evidenz, wird wegweisend sein für das Verhalten anderer Nationen in Klimaschutz und Klimakommunikation.

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Lea Dohm ...

... ist Dipl.-Psychologin und Transformationsberaterin bei der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e.V. sowie Mit-Initiatorin der Psychologists for Future (Psy4F) e.V. Sie ist außerdem tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapeutin mit einiger klinischer Erfahrung und Fach- und Sachbuchautorin. Für Menschen, die sich verletzlich und nahbar zeigen können, hat sie große Sympathien.

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