: Feiertagsparade mit erbeuteten Panzerwracks

24.08.2023 | 05:48 Uhr
An ihrem Unabhängigkeitstag stellt die Ukraine Kriegstrophäen zur Schau. Über die schleppend verlaufende Gegenoffensive hinwegtäuschen können sie jedoch nicht.
Kriegstrophäen: Erbeutete russische Panzer auf Kiews zentralem Boulevard.Quelle: dpa
In diesem Jahr feiert die Ukraine ihren Unabhängigkeitstag am Donnerstag mit einer ganz besonderen Parade: Auf dem Chreschtschatyk-Boulevard, der zentralen Straße in Kiew, sind die Wracks russischer Panzer aufgereiht.
Passanten spazieren zwischen den verrosteten Panzern, mit denen Moskau im Februar 2022 vergeblich versuchte, die ukrainische Hauptstadt einzunehmen. Die Kriegstrophäen wurden im Vorfeld des 24. August ausgestellt - dem Tag, an dem die Ukraine 1991 ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion erklärte.

Gegenoffensive verläuft schleppend

Die Ausstellungsstücke veranschaulichen einerseits Moskaus Verluste - können aber andererseits nicht über die Schwierigkeiten der ukrainischen Gegenoffensive hinwegtäuschen.
Kiew startete im Juni seine Gegenoffensive - die Fortschritte sind allerdings bescheiden. Die ukrainischen Truppen eroberten lediglich einige Dörfer im Süden zurück. Sie stoßen auf russische Verteidigungslinien aus kilometerlangen Gräben und Minenfeldern.

Bisher sei der erhoffte Erfolg der Gegenoffensive der Ukraine noch nicht eingetroffen. Vermintes Gelände erschwere den Durchbruch an der südlichen Front, so ZDF-Reporterin Brühl.

11.08.2023 | 02:33 min

Etwa 70.000 getötete ukrainische Soldaten

Ukrainische Politiker betonen, dass von Anfang an klar gewesen sei, dass der Kampf lang und schwierig werden würde. Und dass die Erwartungen eines "Blitzerfolges" der Gegenoffensive unrealistisch waren.
Doch die Regierung in Washington sei zunehmend beunruhigt über den schleppenden Fortgang der Rückeroberung und die Strategie der Ukraine, berichten US-Medien. Das wirft die Frage auf, wie lange Kiews treuester Verbündeter seine Unterstützung aufrecht halten wird.
Neue Schätzungen der US-Geheimdienste zeigen zudem, dass mit rund 70.000 getöteten Soldaten die Verluste auf Seite der Ukraine enorm sind. Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte den ukrainischen Gegenangriff bereits für gescheitert.

Russland besser ausgestattet

Experten weisen darauf hin, dass Russland weiterhin über mehr Männer, Ausrüstung und Munition als die Ukraine verfüge. "Ich verstehe nicht, was die Leute erwartet haben", sagt Mykola Bielieskow, Forscher am Institut für Strategische Studien in Kiew.
Diese Vorstellung, dass wir die russische Verteidigung ohne Überlegenheit an Feuerkraft zerschlagen können, ist unangebracht.
Mykola Bielieskow, Institut für Strategische Studien Kiew
Bielieskow führt den langsamen Fortschritt auch auf die Strategie der Ukraine zurück, den Verlust an Menschenleben und Material so gering wie möglich zu halten.

Dutzende F-16-Kampfjets aus Dänemark und den Niederlanden

"Es zieht sich in die Länge", sagt auch Vitali, ein 21 Jahre alter Soldat auf Urlaub in Kiew. Wie alle Truppenangehörigen darf er sich nicht mit vollem Namen äußern.
Ich habe den Eindruck, dass es nicht genug Leute und Ausrüstung gibt.
Vitali, ukrainischer Soldat
In dieser Hinsicht konnte Wolodymyr Selenskyj am Wochenende einen Erfolg verbuchen: Dänemark und die Niederlande sicherten dem ukrainischen Präsidenten die Lieferung dutzender F-16-Kampfjets zu, die Kiew seit Monaten gefordert hatte. Bis sie zum Einsatz kommen, wird es jedoch noch einige Zeit dauern.

Die Zusagen aus Kopenhagen und Den Haag zur Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine erhöhen den Druck auf die Bundesregierung, nun auch eine Entscheidung in Sachen Taurus-Marschflugkörper zu fällen.

22.08.2023 | 01:48 min

Ausbildung an Kampfjets wird Monate dauern

Fachleute bezweifeln zudem, dass sie den Verlauf des Krieges unmittelbar beeinflussen werden. "Die Nachricht ist so erfreulich wie die Verzögerung ärgerlich ist", kommentiert Edward Lucas in einer Analyse für die US-Denkfabrik CEPA die Zusage für die Kampfjets.
Die Ausbildung wird Monate dauern und die Entscheidung hätte schon vor 18 Monaten oder sogar noch früher getroffen werden können.
Edward Lucas, US-Denkfabrik CEPA
Die Ukraine benötige zusätzlich Marschflugkörper und ballistische Raketen sowie mehr Artilleriegranaten, um ihre Offensive voranzubringen, sagt Bielieskow, der Wissenschaftler in Kiew.
Immer wieder greift zudem Russland ukrainische Städte mit Raketen und Drohnen an und tötet Zivilisten. Angesichts dieser Gefahr verbot der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, alle größeren Feiern zum Unabhängigkeitstag am Donnerstag. Und er appellierte ausdrücklich an die Einwohner, den Luftalarm nicht zu ignorieren.
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Quelle: Florent Vergnes und Jonathan Brown, AFP

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