Analyse

: Wie Russland mit Truppen vorrückt

von Christian Mölling, András Rácz
07.04.2024 | 17:45 Uhr
Russische Truppen rücken vor, Moskau beginnt mit der Wehrpflicht im Frühjahr, ukrainische Drohnen treffen sensible Ziele in Russland: Was diese Woche im Ukraine-Krieg passiert ist.
Bei einem kürzlichen Drohnenangriff der Ukraine wurden in Russland zwei Industrieanlagen getroffen. Ein zukünftiger Einsatz ähnlicher Langstreckendrohnen ist sehr warscheinlich.Quelle: dpa
Den russischen Bodentruppen gelang es, sowohl westlich von Awdijiwka als auch westlich von Bachmut vorzurücken. Der Munitionsmangel behindert die ukrainischen Verteidigungsoperationen weiterhin erheblich, und die Russen haben mehrere groß angelegte mechanisierte Angriffe gestartet, um die Schwäche der Ukraine auszunutzen. Obwohl die meisten Angriffe zurückgeschlagen wurden und Russland hohe Verluste erlitt, gelang es den russischen Truppen dennoch, sich dem östlichen Stadtrand der wichtigen Stadt Tschassiw Jar westlich von Bachmut zu nähern.
Die Verteidigung von Tschassiw Jar ist von entscheidender Bedeutung für die Integrität der ukrainischen Verteidigungslinien, die die drei großen Städte Kostjantyniwka, Slawjansk und das Hauptquartier Kramatorsk schützen.

Im Verteidigungskampf gegen Russland mangelt es der Ukraine zunehmend an Munition. Reporter Timm Kröger berichtet von der Front im Osten des Landes.

04.03.2024 | 01:34 min

Russland setzt unbemannte Kampffahrzeuge ein

Zu Beginn der Woche wurde der erste Kampfeinsatz bewaffneter unbemannter Bodenfahrzeuge (UGVs) durch Russland dokumentiert. Zwei mit AGS-17-Granatwerfern bewaffnete UGVs wurden von ukrainischen FPV-Drohnen im Sektor Awdijiwka getroffen und anschließend zerstört.
Russland hat UGVs bereits zu Versorgungs- und medizinischen Evakuierungszwecken eingesetzt, aber dies war der erste dokumentierte Fall eines tatsächlichen Kampfeinsatzes. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Russland den Einsatz von UGVs schrittweise ausweiten wird.

"Unvorstellbar, was die Leute hier mitmachen", berichtet ZDF-Reporter Henner Hebestreit aus der Ukraine. "Zum Beispiel ganz im Norden in Charkiw, da ist die Versorgung komplett zusammengebrochen."

02.04.2024 | 02:34 min

Russland beruft routinemäßig Wehrpflichtige ein

Am 31. März unterzeichnete Russlands Präsident Wladimir Putin den Präsidialerlass über den Beginn des regulären Einberufungszyklus im Frühjahr in Russland. Dem Erlass zufolge werden 150.000 junge Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren für ein Jahr zum Militärdienst eingezogen.
Der Beginn der Einberufung deutet darauf hin, dass Russland zumindest bis Juni keine neue Welle der Massenmobilisierung plant. Denn in den kommenden zwei Monaten werden die russischen Rekrutierungs- und Ausbildungskapazitäten (Kasernen, Übungsplätze, Ausbilder) mit Wehrpflichtigen voll ausgelastet sein.

Nach der von Putin verkündeten Teilmobilisierung im September 2022 haben rund 150.000 junge Männer aus Angst vor der Einberufung Russland fluchtartig verlassen.

14.02.2023 | 09:01 min
Wehrpflichtige Soldaten werden nicht an Kampfhandlungen teilnehmen, da die Entsendung von Wehrpflichtigen in den Kampf in Russland ein politisch äußerst heikles Thema ist. Dennoch können sie den Kriegsanstrengungen dienen, indem sie im sicheren Hinterland Logistik-, Wartungs- und Bauarbeiten durchführen.

Dr. Christian Mölling ...

Quelle: DGAP
... ist Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin und leitet dort das Programm Sicherheit, Verteidigung und Rüstung. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.

Dr. András Rácz ...

Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.

Ukraine führt weitreichende Drohnenangriffe aus

Am 2. April führte die Ukraine den bisher weitreichendsten Drohnenangriff gegen Russland durch. Ukrainische Drohnen trafen zwei Industrieanlagen in der russischen Region Tatarstan, mehr als 1.100 Kilometer von der Frontlinie entfernt. Eines der Ziele war die Ölraffinerie in Nischnekamsk, das andere der Industriestandort Alabuga, wo Russland die berüchtigten, in iranischer Lizenz hergestellten Shaheed/Geran-Drohnen produziert.
Die Anschläge lösten in der Bevölkerung Tatarstans große Besorgnis aus, da die Region bisher von Angriffen verschont geblieben war. Interessant ist, dass es sich bei mindestens einer der eingesetzten Langstreckendrohnen um ein modifiziertes Ultraleichtflugzeug des Typs Aeroprakt A-22 handelt, das in der Ukraine entwickelt und hergestellt und zu einem unbemannten Luftfahrzeug umgebaut wurde. Angesichts des Erfolgs der Angriffe ist es sehr wahrscheinlich, dass die Ukraine auch weiterhin solche "improvisierten" Langstreckendrohnen einsetzen wird.

Russischer Militärflugplatz schwer getroffen

In der Nacht vom 4. auf den 5. April haben ukrainische Langstreckendrohnen mindestens zwei russische Militärflugplätze angegriffen, einen in Morosowsk (Region Rostow) und einen weiteren in Jeisk (Region Krasnodar). Satellitenbildern zufolge hatte Russland kurz vor dem Angriff mehr als 20 verschiedene Typen von Angriffsflugzeugen auf dem Luftwaffenstützpunkt Morosowosk stationiert. Die Ukraine behauptet, sie habe mindestens sechs Flugzeuge zerstört und weitere beschädigt.
Russische Quellen haben bisher den Verlust von drei Flugzeugen eingeräumt, doch muss man auf eine visuelle Bestätigung warten. Vom Luftwaffenstützpunkt Jeisk liegen bisher keine Schadensmeldungen vor.

Bei seiner Rede zur Lage der Nation hat Russlands Präsident Putin dem Westen gedroht. Zudem appellierte er an sein Volk, die Soldaten im Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen.

29.02.2024 | 01:38 min

Russland greift gezielt zivile Rettungskräfte an

Russland greift immer wieder ukrainische Städte an und hat wiederholt die Taktik des "Double Tap" angewandt. Das bedeutet, dass auf einen ersten Luftangriff etwa 30 Minuten später ein zweiter folgt, der genau an derselben Stelle erfolgt. Ziel ist es, insbesondere Ersthelfer wie Feuerwehrleute und Krankenwagen zu töten und ihre Fahrzeuge zu beschädigen.
Russland hat diese Taktik in Syrien häufig angewandt und verfügt daher über umfangreiche Erfahrungen damit. Bei einem "Doppelanschlag" gegen Charkiw am 3. und 4. April wurden drei ukrainische Feuerwehrleute getötet und ein vierter verletzt.
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