: Bremer Aufbruch ins Wasserstoffzeitalter

von Katharina Weisgerber
24.04.2023 | 13:57 Uhr
Für den Klimaschutz müssen deutlich weniger Treibhausgase ausgestoßen werden, vor allem CO2. In Bremen soll dabei grüner Stahl helfen. Der Grundstein dafür ist gelegt.
Das Stahlwerk an der Weser im Sonnenaufgang. Die Umrüstung auf Wasserstoff unterstützt der Senat in Bremen mit zehn Millionen Euro.Quelle: dpa
Das ArcelorMittal-Stahlwerk hat in Bremen eine große klimapolitische Bedeutung: Das Werk erzeugt in etwa so viele CO2-Emissionen wie der Rest Bremens. 3,5 Millionen Tonnen Flachstahl werden im Werk pro Jahr produziert, je Tonne fallen knapp zwei Tonnen CO2 an.
Vor wenigen Tagen wurde in Bremen der Grundstein für den ersten Elektrolyseur gelegt, der aus Wasser Wasserstoff herstellen soll, um die für den Herstellungsprozess benötigte Kohle mittelfristig mit Wasserstoff zu ersetzen.

Die Energieversorgung in Deutschland soll unabhängiger und klimafreundlicher werden: Wie hilft uns dabei Wasserstoff-Energie? Und welche neuen Abhängigkeiten drohen.

13.04.2022 | 05:59 min

Erster Schritt zu grünem Stahl in Bremen

Der Bremer Senat unterstützt das Projekt mit zehn Millionen Euro. Aus Sicht der rot-grün-roten Landesregierung ist es ein Indikator für ihre zukunftsweisende Klimapolitik.
"Es ist ein historischer Tag für die Wasserstoffwirtschaft, für den Industriestandort Bremen und letztendlich auch für die Energiewende", brachte Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) den feierlichen Anlass auf den Punkt. "Wir stellen allein 600 Millionen Euro bereit, um die ökologische Transformation der Industrie voranzutreiben. Und ein wesentlicher Teil davon ist natürlich der Umbau und die Umstellung unserer Hütte."
Die Herausforderungen sind riesig, aber die Chancen sind auch riesig.
Andreas Bovenschulte, Bürgermeister in Bremen

Bremen plant Klimaneutralität bis 2038

Bis 2038 soll Bremen klimaneutral werden. Im laufenden Wahlkampf ein wichtiges Thema, bei dem die Regierungsparteien aus SPD, Grünen und Linken auf ihr Zukunftsprogramm in Höhe von zweieinhalb Milliarden Euro verweisen, das im vergangenen November aufgelegt worden war.
Im Juni 2024 soll der Betrieb losgehen. Der Wasserstoff, hergestellt mit Strom aus erneuerbaren Quellen, also mit grüner Energie, soll hauptsächlich bei der Roheisenerzeugung und der Verarbeitung im Bremer Stahlwerk eingesetzt werden. Zunächst wird der Elektrolyseur rund 2.500 Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren.

Welche Wasserstoff-Mengen das Bremer Stahlwerk benötigt

Um welche Mengen es zukünftig geht, skizziert der Chef des Bremer Stahlwerks Reiner Blaschek:
Um hier komplett grünen Stahl produzieren zu können, brauchen wir die 100-fache Menge an Wasserstoff.
Reiner Blaschek, Chef des Bremer Stahlwerks

Zukunftsfähige Industrie für sichere Arbeitsplätze

"Warum ist es uns so wichtig, dass grüner Stahl in Bremen hergestellt wird? Nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern weil wir auch wissen, wir brauchen eine zukunftsfähige Industrie, weil es eben Arbeitsplätze auch hier in Bremen sichert, und zwar Tausende von Arbeitsplätzen", erweitert Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) den Blick auf die Bedeutung der Transformation der Industrie.
Auch Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke) hat die über 10.000 Arbeitsplätze im Blick, die an der Stahlproduktion hängen, inklusive der Zulieferer. "Wir wollen die Arbeitsplätze nicht nur erhalten, sondern auf längerer Sicht auch noch neue hier im Nordwesten der Republik etablieren. Wir sind hervorragend dafür ausgestattet, einen großen Part in der ganzen Energiewende zu spielen", sagt sie.

Wer bezahlt die Umrüstung im Stahlwerk?

Auch die oppositionelle CDU findet es wichtig und richtig, dass in absehbarer Zeit die Stahlproduktion in Bremen grün wird. Doch für Wiebke Winter, Teil des Spitzenduos, das bei der Wahl in Bremen für die Christdemokraten antritt, gelten die Adjektive "wichtig" und "richtig" für die Finanzierung der Klimavorhaben nicht:
Diese Vorhaben sind alle schuldenbasiert. Das ist eine zu große Belastung für die nächsten Generationen. Wir stehen nicht nur für eine grüne Null sondern auch für eine schwarze Null.
Wiebke Winter, CDU-Spitzenkandidatin in Brmen

Technologiewechsel eine Mammutaufgabe

Die Christdemokraten wollen ein solches gewaltiges Zukunftsprogramm über Klimaanleihen und Umschichtungen im Haushalt finanzieren. Für Hüttenchef Reiner Blaschek ist der anstehende Technologiewechsel in der Stahlbranche "vergleichbar mit dem Wechsel vom Verbrennermotor zum Elektroantrieb in der Automobilindustrie".
Die Branche fordert Entlastungen, um vor allem gegenüber dem größten Stahlhersteller China wettbewerbsfähig zu bleiben. Alle Stahlkonzerne nehmen in Deutschland viele Milliarden in die Hand, um bis Schritt für Schritt bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu werden. Die Bremer Hütte will diesen Schritt Anfang der 2030er Jahre geschafft haben.

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