: Russland: Kachowka-Staudamm beschädigt

06.11.2022 | 14:04 Uhr
Vorwürfe, die Zerstörung des Kachowka-Staudamms zu planen, gibt es von beiden Seiten. Jetzt wurde der Staudamm bei einem ukrainischen Angriff beschädigt - melden russische Medien.
Der Staudamm Kachowka am Dnjepr kann 18 Billionen Liter Wasser fassen - eine Zerstörung wäre katastrophal.Quelle: gemeinfrei
In der von Moskau besetzten südukrainischen Region Cherson ist der Kachowka-Staudamm russischen Angaben zufolge bei einem ukrainischen Angriff beschädigt worden. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gibt es bislang nicht.

Offenbar keine "kritischen Schäden" am Staudamm

Am Sonntagmorgen habe es einen Angriff mit "sechs Himars-Raketen" gegeben, zitierten russische Nachrichtenagenturen örtliche Rettungsdienste. Die Luftabwehr habe fünf Raketen abgeschossen, eine Rakete habe dabei eine Schleuse des Kachowka-Damms getroffen, hieß es weiter. "Alles ist unter Kontrolle", zitierte die Nachrichtenagentur Ria Nowosti einen lokalen pro-russischen Behördenvertreter. Eines der Geschosse sei zwar am Damm eingeschlagen, "hat aber keine kritischen Schäden verursacht".
Der Kachowka-Stausee liegt oberhalb der von russischen Truppen besetzten Stadt Cherson im Süden der Ukraine. Ein kilometerlanges Absperrbauwerk, das in Teilen aus einer Mauer und einem Damm besteht, staut den Fluss Dnjepr. Zu der Anlage, die von russischen Truppen kontrolliert wird, gehört auch ein Wasserkraftwerk. 

Russland und Ukraine beschuldigen sich gegenseitig

Die Anlage versorgt vor allem die bereits im Jahr 2014 annektierte Krimhalbinsel mit Wasser. Seit mehreren Tagen treiben die russischen Besatzungsbehörden "Evakuierungen" in den Dörfern rund um den Standort angesichts eines "möglichen Raketenangriffs" auf den Kachowka-Staudamm voran. Die Zerstörung würde nach Angaben des von Moskau eingesetzten Regionalgouverneurs Wladimir Saldo zu einer "Überflutung des linken Ufers" des Dnjepr führen.
Die Ukraine hatte ihrerseits Russland beschuldigt, den Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka zerstören zu wollen. Demnach haben russische Streitkräfte den Staudamm vermint, um mit einer Flutwelle eine ukrainische Gegenoffensive in Cherson zu stoppen. Mehr als 80 Orte, darunter Cherson, befänden sich bei einer Explosion in der schnellen Überschwemmungszone, warnte Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Auch AKW Saporischschja gefährdet

Eine Unterbrechung der Wasserversorgung in der Südukraine würde demnach auch das Kühlsystem des Atomkraftwerks Saporischschja beeinträchtigen. Das Staubecken kann 18 Kubikkilometer Wasser fassen - also 18 Billionen Liter. Nach Angaben Kiews wäre ein Dammbruch eine "Katastrophe großen Ausmaßes". Die ukrainische Regierung hatte eine internationale Beobachtermission am Kachowka-Staudamm gefordert.
Das Atomkraftwerk Saporischschja wurde nach Medienberichten vom Sonntag wieder an das Stromnetz angeschlossen. Das größte Akw in Europa war auf dieselbetriebene Notstromgeneratoren angewiesen, seit russische Angriffe in der vergangenen Woche die Verbindungen nach außen unterbrochen hatten.

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Quelle: ZDF
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Moskau zielt auf Energie-Infrastruktur

Unterdessen hat das russische Militär nach ukrainischen Angaben seine Angriffe in der heftig umkämpften Ostukraine verstärkt. Die Angriffe hätten die Kraftwerke, die in Donezk die Stadt Bachmut und das nahe gelegene Soledar versorgen, fast vollständig zerstört, sagte der ukrainische Gouverneur Pawlo Kyrylenko am Samstagabend. Beim jüngsten Beschuss seien ein Zivilist getötet und drei verwundet worden. "Die Zerstörung findet täglich, wenn nicht sogar stündlich statt", sagte Kyrylenko dem staatlichen Fernsehen.
Russland konzentriert sich seit dem vergangenen Monat darauf, die Energieinfrastruktur in der Ukraine anzugreifen. Die Folge sind Stromengpässen und Ausfälle im ganzen Land. In der Hauptstadt Kiew wurden am Sonntag stundenweise Stromausfälle in verschiedenen Stadtteilen und der umliegenden Region erwartet. Stromabschaltungen waren auch für die Regionen Tschernihiw, Tscherkassy, Schytomyr, Sumy, Charkiw und Poltawa geplant, wie der staatliche Energieversorger Ukrenergo mitteilte.
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Quelle: AFP, AP, Reuters

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