Interview
: Bahn: Kein guter Weg, den die GDL fährt
11.01.2024 | 08:52 Uhr
Drei Tage Bahnstreik und keine Einigung in Sicht: Bahnsprecherin Bröker fordert die Lokführergewerkschaft GDL im ZDF auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren."Gestern hätte eine Verhandlung stattfinden können, wir waren dazu bereit, die GDL hat den Streik vorgezogen", so Anja Bröker, Sprecherin der Deutschen Bahn.
11.01.2024 | 05:38 minDrei Tage lang geht auf der Schiene wieder kaum etwas: Es ist Bahnstreik in Deutschland. Derzeit kommt nur jeder fünfte Fernzug an sein Ziel - und eine Normalisierung ist erst ab Samstag zu erwarten.
Zu den Auswirkungen des Streiks sagte Bahn-Sprecherin Anja Bröker im ZDF Morgenmagazin, das "Konzept Notfahrplan" sei aufgegangen. Fahrgäste hätten sich auf die Einschränkungen eingestellt und an den Streik der GDL gewöhnt. Was sagt die Deutsche Bahn zu einem möglichen Kompromiss mit der Lokführergewerkschaft? Und warum will die Bahn keine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich?
Der Streik der GDL legt den Verkehr weiterhin lahm, im Fernverkehr fallen etwa 80 Prozent der Züge aus. Auch im Regionalverkehr kommt es zu massiven Beeinträchtigungen.
11.01.2024 | 00:18 minSehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt die Bahnsprecherin Anja Bröker ...
… zum aktuellen Stand der Verhandlungen
Ein Angebot liege bereits auf dem Tisch, erklärte Bröker - dieses sei mit der GDL jedoch nicht besprochen worden. GDL-Chef Claus Weselsky hatte am Mittwoch im ZDF gesagt, sollte bis Freitag kein neues, verbessertes Angebot vorliegen, werde es weitere Streiks geben. Bröker fordert:
Wir sind der Meinung, dass die GDL an den Tisch zurückkehren sollte und auf den Weg des Kompromisses wieder zurückfinden sollte.
In ihrem Angebot sei die Bahn auf das GDL-Kernthema Arbeitszeit eingegangen und habe etwa flexible Modelle vorgeschlagen, so die Sprecherin.
"In Thüringen ist der Regionalverkehr zu zwei Dritteln im Normalbetrieb", berichtet ZDF-Reporterin Mona Trebing aus Erfurt.
11.01.2024 | 06:45 min… zur GDL-Forderung nach kürzere Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich
Eine Absenkung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich - das hatte Weselsky als diametral zu den GDL-Forderungen bezeichnet. Bahnsprecherin Bröker äußerte Verständnis dazu, dass sich jeder seine Arbeitszeit nach eigenem Ermessen einteilen möchte.
Dennoch haben wir einen Fachkräftemangel in Deutschland - nicht nur in der Eisenbahnbranche, aber auch ganz besonders bei uns.
Würde die Bahn eine 35-Stunde-Woche bei vollem Lohnausgleich für alle ermöglichen, dann fehlten in der Konsequenz Lokführer. "Dann wird es vielleicht im schlimmsten Fall auch zu Zugausfällen kommen und das macht das Eisenbahnfahren in Deutschland nicht einfacher", sagte Bröker. Das sei am Ende weder gut für die Schiene noch fürs Klima.
Wegen des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL fährt in Deutschland kaum ein Zug.
10.01.2024 | 01:36 minDie GDL hatte eine schrittweise Senkung der Arbeitszeit ins Spiel gebracht, damit die Bahn ausreichend Zeit hat, neue Lokführer auszubilden. "Wir sind bereit, mit der GDL über solche Fragen zu sprechen", sagte die Bahnsprecherin dazu. Sie forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um einen Kompromiss zu erreichen.
Dass man eins zu eins die Forderungen durchboxt - das, glaube ich, ist kein guter Weg, den die GDL da fährt.
… zur Einigung der GDL mit kleineren Anbietern
Mit anderen Unternehmen hatte die GDL bereits Einigungen erzielt, die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich vorsehen. Die GDL verschweige aber, dass diese unter Vorbehalt stehen und nur gelten, wenn die Deutsche Bahn diesen Abschluss auch abschließt, sagte Bröker auf die Frage, warum dies bei der Bahn nicht möglich sei.
Das sind Abschlüsse, die man mit größeren Fragezeichen versehen kann.