: Polizei geht von gezieltem Angriff aus

08.02.2024 | 19:34 Uhr
Nachdem ein jüdischer Student der FU Berlin krankenhausreif geschlagen wurde, stufen die Behörden den Fall als antisemitische Tat ein. Die Ermittlungen gehen weiter.
Teilnehmer der propalästinensischen Kundgebung stehen mit Palästinenser-Tüchern und Flaggen vor der Mensa der Freien Universität (FU) Berlin.Quelle: dpa
Die Berliner Staatsanwaltschaft geht nach dem Angriff auf einen jüdischen Studenten der Freien Universität Berlin (FU) von einer gezielten Tat aus. Die Ermittler stufen den Fall nach derzeitigem Stand als antisemitisch ein und gehen zugleich von einem Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt aus, wie ein Behördensprecher sagte.
Aus Sicht der Staatsanwaltschaft wurde der 30-jährige Lahav Shapira als Stellvertreter einer bestimmten Personengruppe wegen ihrer zugeschriebenen politischen Haltung, Einstellung oder Engagements angegriffen. Der Vorfall werde daher der Hasskriminalität zugeordnet.

Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung

Shapira war am Wochenende mit Knochenbrüchen im Gesicht ins Krankenhaus gekommen. Ein 23 Jahre alter propalästinensischer Kommilitone soll ihn im Ausgehviertel in Berlin-Mitte krankenhausreif geschlagen haben.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach Angaben des Sprechers wegen gefährlicher Körperverletzung gegen den FU-Studenten mit deutscher Staatsangehörigkeit.
Der Attacke soll eine kurze verbale Interaktion vorausgegangen sein, so dass die körperliche Auseinandersetzung für den Geschädigten tatsächlich unvermittelt gewesen sein soll, so der Sprecher. Die Polizei hatte anfangs von einem eskalierten Streit zwischen den beiden Studenten gesprochen.

Nach dem mutmaßlichen Angriff auf einen jüdischen Studenten der Freien Universität Berlin fordert der Zentralrat der Juden von der Hochschule, den Täter zu exmatrikulieren.

07.02.2024 | 02:32 min

Demonstration am Donnerstag

Der Fall schlägt hohe Wellen. Von mehreren Seiten war eine Exmatrikulation des betreffenden Studenten gefordert worden. Laut FU ist dies in Berlin aus rechtlichen Gründen in solchen Fällen aber nicht möglich.
Regierungschef Kai Wegner (CDU) hatte dazu am Mittwoch erklärt, die Hochschulen brauchten Instrumente, damit sie konsequent und schnell handeln könnten.
Wenn dazu eine Änderung des Hochschulgesetzes erforderlich sein sollte, werden wir in der Koalition darüber sprechen.
Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin
Vor der FU-Mensa waren zwei Gruppen unterschiedlicher Lager aufeinandergetroffen. Unter dem Titel "Solidarität mit Palästina" demonstrierten etwa 85 Menschen nach Angaben der Polizei. Es habe etwa 25 Gegendemonstranten gegeben. Diese wollten nach eigenen Angaben ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen, teils hatten sie Israelflaggen dabei.
Zunächst waren der Polizei "keine nennenswerten Zwischenfälle" bekannt. Im Verlauf beobachtete eine dpa-Reporterin eine zunehmend aufgeheizte Stimmung.
Quelle: dpa

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