: "TikTokisierung des Islamismus"

21.04.2024 | 12:00 Uhr
Der Verfassungsschutz Brandenburg warnt vor einer Radikalisierung junger Muslime durch die App TikTok. Besonders der Nahost-Konflikt wird von Islamisten instrumentalisiert.
Brandenburger Verfassungsschutz warnt vor einer Radikalisierung durch TikTok.Quelle: dpa
Der Brandenburger Verfassungsschutz hat vor einer Radikalisierung junger Muslime durch die Kurzvideo-App TikTok gewarnt. Islamistische Akteure, allen voran salafistische Influencer, nutzten die schnell zunehmende Reichweite der Plattform, heißt es in einem an diesem Sonntag in Potsdam veröffentlichten Sonderbericht des Brandenburger Verfassungsschutzes, das dem ZDF vorliegt.
Extremisten erreichten mit ihren Inhalten ein Millionenpublikum und übten Einfluss auf das Denken und Handeln von Jugendlichen aus. In dem vorab veröffentlichten Beitrag aus dem Brandenburger Verfassungsschutzbericht 2023, der komplett am 29. April veröffentlicht werden soll, heißt es:
Oft setzen sie maßgeblich Radikalisierungsprozesse in Gang, die dem familiären und schulischen Umfeld verborgen bleiben.
Brandenburger Verfassungsschutzbericht 2023

Die Initiative "Muslim Interaktiv" tarnt sich mit Aufklärung über Rassismus. Doch sie gehört zu den islamistischen Gruppierungen, die dafür sorgen, dass die Gräben im Land wachsen.

27.10.2023 | 13:16 min

Instrumentalisierung des Nahost-Konflikts

Überschrieben ist das Kapitel "TikTokisierung des Islamismus". Weiter heißt es zur Begründung, der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel und der dadurch erneut aufgeflammte Gaza-Konflikt hätten weltweit "enorme Dynamiken" ausgelöst. Von Anfang an hätten dabei Islamisten die Proteste für ihre Zwecke instrumentalisiert:
Dafür verwendeten sie antisemitische Stereotype als zentrale Mobilisierungsmitte, auch um Brücken in nichtextremistische Milieus zu schlagen.
Brandenburger Verfassungsschutzbericht 2023
Soziale Medien fungierten dabei als wichtiges Scharnier im Wechselspiel von analoger und virtueller Welt.

Islam-Experte: Unterschiedliche Milieus agieren gemeinsam

Der Islam-Experte Eren Güvercin kann ebenfalls im Netz beobachten, wie islamistische Influencer den Nahost-Konflikt instrumentalisieren: "Insbesondere nach dem 7. Oktober nutzen ganz unterschiedliche islamistische Akteure die Gunst der Stunde, um einerseits ein sehr junges Zielpublikum mit ihren ideologischen Inhalten zu indoktrinieren und sie auch zu mobilisieren", erklärt der Gründer der Alhambra-Gesellschaft gegenüber ZDFheute.

Eren Güvercin, Mitglied der Deutschen Islam Konferenz, fordert Konsequenzen für muslimische Verbände, die eine „sehr relativierende Haltung“ gegenüber der Hamas eingenommen hatten.

10.10.2023 | 05:38 min
Güvercin sieht hier noch ein anderes Phänomen und beobachtet eine "neue Qualität, nicht nur hinsichtlich der größer werdenden Reichweite" der Influencer, "sondern ganz unterschiedliche ideologische Milieus im Islamismus agieren immer stärker gemeinsam und überwinden die ideologischen Trennlinien untereinander."
Was laut Güvercin früher schwieriger umsetzbar war, erscheint heute einfacher:
Salafisten, Anhänger der Hizb ut-Tahrir und türkische Rechtsextreme bilden im Angesicht eines gemeinsames Feindbildes Allianzen und bedienen ähnliche Narrative.
Eren Güvercin, Islam-Experte
Quelle: EPD, ZDF (nerm)

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