: Chrupalla: Höcke für mich nicht rechtsextrem

von Pierre Winkler
07.02.2024 | 00:25 Uhr
AfD-Chef Tino Chrupalla gerät mit dem schleswig-holsteinischen Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen aneinander. Dieser wirft ihm vor, dem Standort Deutschland zu schaden.

Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 06. Februar 2024.

06.02.2024 | 73:18 min
Können Worte ein Land vergiften? Die Rhetorik der AfD-Co-Vorsitzenden Alice Weidel sei "gefährlich", sagte Claus Ruhe Madsen am Dienstagabend bei "Markus Lanz". Weidel hatte im Bundestag eine Tirade gegen die Ampel-Koalition losgelassen und dabei den Vorwurf geäußert: "Diese Regierung hasst Deutschland."
CDU-Politiker Madsen entgegnete, so etwas könne dem Land schaden:
Was wir hier gerade tun, ist ja auch, ein Bild von Deutschland darzustellen. Ein Deutschland, wie man das im Ausland wahrnimmt.
Claus Ruhe Madsen, CDU
Dringend benötigte ausländische Investoren und Fachkräfte würden so Zweifel bekommen, ob sie unter diesen Bedingungen in Deutschland investieren oder hier arbeiten sollten.

Immer mehr Unternehmen in Deutschland beziehen Stellung gegen Rechtsextremismus. Spätestens seit AfD-Chefin Weidel sich für einen Austritt Deutschlands aus der EU ausgesprochen hat.

03.02.2024 | 05:10 min

Chrupalla verteidigt Weidel

Weidels Aussage sei eine "Überspitzung" und ihre "Empfindung", sagte der zweite AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla. Man könne angesichts der Entscheidungen der Bundesregierung sagen, "dass dieses Land aktuell von Politikern regiert wird, die mit Deutschland wenig am Hut haben".
Madsen kritisierte, genau solche Sätze machten ihm "Sorge":
Und da würde ich mir natürlich wünschen, dass man auch sich von so was distanziert.
Claus Ruhe Madsen, CDU
Neben der Bundesregierung kritisierte Chrupalla auch den Verfassungsschutz, der gerade die Nachwuchsorganisation der AfD als "gesichert rechtsextrem" eingestuft hatte. Das könne er nicht nachvollziehen.

Das Verwaltungsgericht in Köln hat bestätigt, dass die Junge Alternative vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft werden darf.

06.02.2024 | 01:40 min

Chrupalla: Keine Extremisten in AfD

Ein Extremist sei für Chrupalla jemand, "der mit Gewalt oder Gewaltfantasien versucht, die freiheitlich-demokratische Grundordnung infrage zu stellen oder diese zu bekämpfen". Das sehe er bei den aktuellen Mitgliedern seiner Partei nicht.
Auch nicht beim Thüringer AfD-Chef Björn Höcke: "Ist für mich nicht rechtsextrem", sagte Chrupalla. Das sieht auch in diesem Fall der Verfassungsschutz anders.
Die Journalistin Franziska Klemenz wandte ein:
Mir fallen da direkt so ein paar Aussagen ein. Zum Beispiel in Schnellroda, als Björn Höcke über die Fortpflanzung von Menschen in Afrika sprach, als wären es Bakterien.
Franziska Klemenz, Journalistin

Wahlkampf mit Hitler-Kennzeichen

Ein anderes Beispiel sei der ehemalige Bundestagsabgeordnete und jetzige Europawahlkandidat Siegbert Droese, "dessen Kreisverband Wahlkampf machte mit Autos, auf deren Schildern unter anderem 'AH1818' stand" (ein Code, der in rechtsextremen Kreisen geläufig ist: AH sind die Initialen von Adolf Hitler, auch 18 ist eine Chiffre für diese Initialen - AH sind der 1. und 8. Buchstaben des Alphabets).
Neben der Arbeit des Verfassungsschutzes habe laut Chrupalla auch der angebliche Angriff auf ihn im Oktober "Zweifel am Rechtsstaat" ausgelöst. Er sei "überrascht" gewesen, wie schnell die Staatsanwaltschaft Ingolstadt das Verfahren eingestellt habe.
Chrupalla war offenbar mit einer Nadel in den Oberarm gestochen worden, alle Tests auf eine mögliche Vergiftung waren negativ.

Wegen einer "Einstichstelle" bei AfD-Chef Chrupalla wird gegen Unbekannt ermittelt. Die Ermittler haben aber "keinerlei Erkenntnisse" für einen Angriff.

05.10.2023 | 01:04 min
Die Behauptung Chrupallas, ZDF-Aufzeichnungen seien gekürzt worden, dementierte die Chefredaktion des Senders: Das ZDF hat das gesamte Material ungeschnitten der Polizei übergeben.

Auch in AfD-Hochburgen in Sachsen und Thüringen trauen sich immer mehr Menschen auf die Straße, demonstrieren gegen Rechtsextremismus für Demokratie.

05.02.2024 | 01:45 min

Deutschland raus aus der EU?

Außerdem erneuerte Chrupalla die AfD-Forderung nach einer Reform der EU mit einem möglichen deutschen Austritt als "Ultima Ratio".

Die AFD kokettiert mit dem Austritt Deutschlands aus der EU. Unternehmen wie "ebm-papst" aus Baden-Württemberg positionieren sich klar gegen Hass und Rassismus.

05.02.2024 | 01:58 min
Madsen reagierte mit einer leidenschaftlichen Antwort: "Ich hoffe, dass unglaublich viele Menschen das gerade gesehen haben und sich darüber im Klaren sind, wie bedrohlich das für unsere Wirtschaft und unser Wachstum wäre", sagte er. "Ich bin stolz und froh, dass ich meiner Tochter seit 15 Jahren nicht erklären muss, was in Europa eine Grenze ist."

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