: Hochwasser: Folgen setzen Bauern unter Druck

von Anne Sophie Feil
11.01.2024 | 20:54 Uhr
Gerade in Niedersachsen ist die Landwirtschaft besonders ausgeprägt. Nun stehen große Ackerflächen unter Wasser - für viele Bauern ein Problem.

Kaum noch Regen, dafür Frost und teilweise Schnee - in vielen Hochwassergebieten in Deutschland hat sich die Lage etwas entspannt.

08.01.2024 | 02:02 min
Endlich sinken die Pegelstände in Niedersachsen. Wegen des Dauerregens traten Flüsse über, nicht immer hielten die Deiche. Teils wurden Siedlungen geflutet, Keller liefen voll, Bewohner mussten evakuiert werden. Nun dürfen sie nach und nach wieder zurück.
Bei vielen landwirtschaftlichen Produkten gilt Niedersachsen als "Marktführer Deutschlands". Fast die Hälfte der deutschen Kartoffeln, ein Großteil des Weizens und knapp 60 Prozent der Heidelbeeren kommen aus Deutschlands zweitgrößtem Bundesland.
Nun hat das Hochwasser die niedersächsische Landwirtschaft schwer getroffen. Fast jeder Landwirt in Niedersachsen beklagt dem dortigen Bauernverband zufolge überflutete Felder oder Nässeschäden.
Landvolk-Präsident Holger Hennies spricht von hunderten betroffenen Hofstellen: "mehrere Hunderttausend Hektar Acker und Grünland" seien überschwemmt. Landvolk schätzt die Schäden auf den Ackerflächen auf etwa 300 bis 400 Euro pro Hektar.

Teile Sachsen-Anhalts und fast ganz Niedersachsen sind derzeit stark von Hochwasser betroffen. Kanzler Scholz reiste in einige Flutgebiete und dankte den Helfern für ihren Einsatz.

31.12.2023 | 01:23 min

Ernteausfälle bei Zuckerrüben und Getreide wahrscheinlich

Viele Felder können wegen des Dauerregens und aufgeweichter Böden nicht erreicht oder bewirtschaftet werden. Zuckerrübenbauern haben mit Problemen zu kämpfen. Wegen der Nässe hat sich die Ernte nach hinten verschoben. Nun können einige Felder in den Regionen entlang von Aller und Weser gar nicht mehr befahren werden.
Die Feuchtigkeit führt zu niedrigerem Zuckergehalt in den Rüben, bei Staunässe können sie sogar faulen. Ein Problem für die Landwirte, denen dadurch Verkaufserlöse entgehen - und für den Großabnehmer Nordzucker, Europas zweitgrößten Zuckerproduzenten, für den die Weiterverarbeitung aufwändiger wird.
Auch bei Wintergetreide, wie Weizen, Gerste und zum Teil Raps, droht manchen Bauern ein Totalausfall der Ernte. Da es bereits im Herbst eingesät wurde, können die Pflanzen ersticken, wenn die Äcker zehn Tage am Stück unter Wasser liegen, erklärt Karl-Friedrich Meyer vom niedersächsischen Bauernverband. Das Landwirtschaftsministerium in Niedersachsen warnt:
Eine anhaltende Überstauung kann erhebliche Ertragseffekte haben.
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Das Ministerium ergänzt, wegen der Staunässe bekomme der Boden nicht genug Sauerstoff. Dadurch können die Pflanzen weniger Nährstoffe aufnehmen. Meyer schätzt, auch beim Sommergetreide müsse mit etwa 20 Prozent weniger Ertrag gerechnet werden. Da Deutschland weniger Getreide verbraucht, als angebaut wird, sind Engpässe allerdings nicht zu befürchten, versichert das Landvolk Niedersachsen.

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09.01.2024 | 08:53 min

Viehzucht kaum von Hochwasserfolgen betroffen

Knapp zwei Drittel aller landwirtschaftlichen Betriebe Niedersachsens halten Tiere, vor allem Rinder, Schweine und Geflügel. Glücklicherweise seien aber nur sehr wenige Ställe von Überschwemmungen betroffen, sodass wenig Vieh evakuiert werden musste.
Da das Hochwasser angekündigt war, konnten die Halter entsprechende Vorbereitungen treffen. Aber für wilde Tiere hat das Hochwasser erhebliche Auswirkungen.
Der Lebensraum mit den im Winter notwendigen Rückzugsbereichen wird knapper, die Tiere finden weniger Nahrung und müssen daher teilweise ihre angestammten Lebensräume verlassen.
Landwirtschaftsministerium Niedersachsen
In betroffenen Bereichen sei daher die Jagd aktuell nicht erlaubt. Zudem soll die Bevölkerung Rückzugsgebiete des Wildes meiden.

Forderung nach naturbasiertem Hochwasserschutz

Vielen Landwirten ist durch das Hochwasser ein erheblicher finanzieller Schaden entstanden. Sie wünschen sich mehr Unterstützung von der Politik, etwa durch vorbeugende Maßnahmen wie Nachbesserungen der Deiche.
Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei empfiehlt, zusätzlich zu Deichen verstärkt auf naturbasierte Lösungen zu setzen. Demnach könnte durch beispielsweise mehr Auen, Feuchtgebiete und Moore der Wasserrückhalt in der Landwirtschaft verbessert werden. Dadurch wären Siedlungen und Landwirtschaft widerstandsfähiger gegenüber Hochwasser, aber auch gegenüber Dürren und Trockenperioden.

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