: AfD und BSW: Was die Umfragewerte bedeuten

von Jonas Kapp
02.02.2024 | 19:27 Uhr
Im aktuellen ZDF-Politbarometer verliert die AfD, während das "Bündnis Sahra Wagenknecht" zulegt. Politikwissenschaftler Korte erklärt, was das für das Parteiensystem bedeutet.

Die AfD verliert drei Punkte, die neue Wagenknecht-Partei kommt auf sechs Prozent. Karl-Rudolf Korte sieht einen Zusammenhang: Unzufriedenheit finde eine andere Alternative.

02.02.2024 | 09:35 min
Inmitten der anhaltenden Protestwelle gegen Rechtsextremismus verliert die AfD an Zustimmung, wie das aktuelle ZDF-Politbarometer zeigt. Sie liegt bei 19 Prozent, das sind drei Prozentpunkte weniger als bei der letzten Umfrage vor drei Wochen. Die neu formierte Partei "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW) rund um die ehemalige Linken-Politikerin kommt auf sechs Prozent. Mit einem solchen Ergebnis wäre sie im nächsten Bundestag vertreten. Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte ordnet diese Zahlen im Interview mit ZDFheute ein.  
Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Karl Rudolf Korte ...

... über die Umfragewerte von AfD und BSW

Parteienforscher Korte sieht noch keine Trendumkehr, hält es jedoch für bemerkenswert, dass die AfD einige Prozentpunkte verliert, während das BSW zulegt. Bei der Wagenknecht-Partei handle es sich um eine für viele Bürger attraktive Alternative, um "Unmutsäußerungen" gegenüber der Bundesregierung und der Politik im Allgemeinen vorzubringen.
Das BSW komme dabei bürgerlicher daher als die AfD und sei bisher nicht durch radikale Töne aufgefallen.  

Seit knapp drei Wochen finden in Deutschland etliche Demonstrationen gegen Rechtsextremismus statt. Die allermeisten Befragten des Politbarometers finden die Bürgerproteste gut.

02.02.2024 | 01:33 min

… über die Proteste gegen die AfD

Seit den "Correctiv"-Enthüllungen über ein Treffen von AfD-Vertretern mit Neonazis und reichen Geldgebern gehen bundesweit Hunderttausende gegen die Partei und Rechtsextremismus auf die Straße. Bei dem Treffen in Potsdam war über die massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationsgeschichte gesprochen worden.
Für Politikwissenschaftler Korte ist diese Entwicklung bemerkenswert, da sich in dieser Massenbewegung geteilte Werte zeigten, die sich wiederum in politische Vorhaben übersetzen könnten.
Die Protestform ist eine Art Solidarisierung.
Es sei aber nicht damit zu rechnen, dass in den nächsten Monaten jeden Samstag weiterhin so viele Menschen auf die Straße gehen werden. Denn zugleich beobachtet er eine "Trotzreaktion" und Solidarisierung der AfD und ihrer Anhänger.   

Rechtsextremismus wird von immer mehr Deutschen als drängendes Problem gesehen. Laut dem ZDF-Politbarometer finden 79 Prozent die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus gut.

02.02.2024 | 00:28 min

… über das BSW und Auswirkungen auf das Parteiensystem

Im ZDF-Politbarometer können sich 41 Prozent der befragten AfD-Anhänger vorstellen, die neue Wagenknecht-Partei zu wählen. Das ist der höchste Wert aller Parteien. Protestwähler hätten jetzt eine "Alternative mit dem BSW", sagt Korte. Einen grundlegenden Wandel im Parteiensystem sieht er aber nicht. 
Demokratie ist immer ein Abbild der Gesellschaft.
Mit Blick auf das Scheitern der Piratenpartei verweist Korte darauf, dass nicht jede Parteineugründung von Erfolg gekrönt sei. Die "hohe Dynamik" im Parteienwettbewerb führe aber dazu, dass die Regierungsbildung komplizierter verläuft. Das gelte wegen der hohen Zustimmungswerte für AfD und BSW vor allem bei den Ost-Landtagswahlen in diesem Jahr.  

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