: Kiew: Drohnenangriff galt Raketentransport

21.03.2023 | 16:20 Uhr
Russische Behörden berichten von Drohnenangriffen auf die annektierte Krim. Kiew sagt, der Angriff habe einem Raketentransport mit Marschflugkörpern gegolten.
Russische Soldaten im Norden der Krim (Archivbild). Quelle: dpa
Ein Zwischenfall auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat zu äußerst verschiedenen Darstellungen aus Moskau und Kiew geführt. Während Russland angab, am Montagabend ukrainische Drohnen nahe der Stadt Dschankoj abgeschossen zu haben, meldete der ukrainische Militärgeheimdienst HUR am Dienstag die Zerstörung russischer Marschflugkörper durch eine "Explosion".

Was ist passiert?

Handyvideos aus der Region um Dschankoj zeigen eine große Explosion und einen daraus resultierenden Feuerball. Eine Person, die im Video nicht zu sehen ist, sagt, der Bahnhof sei getroffen worden. Der genaue Ort des Einschlags konnte bisher nicht bestätigt werden.
Video der Explosion auf Twitter
Russischen Behördenangaben zufolge hat die Flugabwehr ukrainische Drohnen abgeschossen. Durch abgestürzte Trümmerteile seien Häuser und ein Lebensmittelgeschäft beschädigt worden. Der Verwaltungschef von Dschankoj, Igor Iwin, sagt, ein Brand sei in dem Laden ausgebrochen. Es seien auch Elektroleitungen beschädigt worden. Das genaue Ausmaß der Schäden war zunächst unklar. Ein Mensch sei verletzt worden.
Die Behörden haben nach dem nächtlichen Angriff allerdings den Ausnahmezustand auf kommunaler Ebene in der Stadt verhängt.

Ukraine spricht von zerstörten Raketen

In Kiew teilte der Militärgeheimdienst des Verteidigungsministeriums mit, dass der Angriff einem Raketentransport auf Bahngleisen gegolten habe. Es seien mehrere Kalibr-Raketen zerstört worden. Damit werde der Prozess der "Entmilitarisierung Russlands" fortgesetzt und die Krim auf die Befreiung von der russischen Besatzung vorbereitet. In der Erklärung blieb offen, wer für die Zerstörung verantwortlich war und welche Waffe zum Einsatz kam, der Geheimdienst deutete jedoch an, dass Kiew hinter der Explosion steckte. Die "Kalibr" sind Mittelstreckenraketen, die Russland von Schiffen aus dem Schwarzen und Kaspischen Meer auf Ziele in der Ukraine abfeuert.
Dschankoj ist ein Verkehrsknotenpunkt und die logistische Verbindung nach Sewastopol, wo sich der wichtigste russische Marinestützpunkt befindet. Russland transportiert etwa Raketen für die Schwarzmeerflotte über den Landweg in die Militärhäfen. Außerdem werden über die strategische wichtige Eisbahnstrecke die russischen Truppen in den besetzten Gebieten Cherson und Saporischschja mit Nachschub versorgt.

Explosionen bereits im August

In Dschankoj hatte es schon im August vergangenen Jahres eine schwere Explosion in einem Munitionsdepot gegeben. Auch damals gab es Verletzte. Tausende Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Der Zugverkehr musste mitten in der Tourismus-Saison zeitweise eingestellt werden.
Durch Dschankoj verläuft außerdem die Bahnverbindungen von Moskau über die neue Krimbrücke in die Hauptstadt Simferopol auf der Halbinsel. Die Zwischenfälle werfen bei russischen Beobachtern immer wieder Fragen auf, wie gut die militärisch hochgerüstete Halbinsel, die sich Moskau 2014 einverleibte, tatsächlich geschützt ist.

Ukrainische Angriffe an vielen Orten

Auch andere russische Regionen im Grenzgebiet zur Ukraine klagen seit Monaten über Angriffe von ukrainischer Seite. In den Gebieten Brjansk, Kursk und Belgorod gab es Tote, Verletzte und schwere Zerstörungen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte angekündigt, die Krim wie alle anderen besetzten Gebiete der Ukraine befreien zu wollen.
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Quelle: dpa, Reuters

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